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Viertes Bayerisches Forum Suchtprävention - Landeszentrale für ...

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„Wer is(s)t hier eigentlich normal?“<br />

Prävention von Ess-Störungen bei Mädchen und jungen Frauen<br />

Anja Wilser<br />

Große Erwartungen und Hoffnungen von Gesellschaft und Wissenschaft liegen<br />

seit jeher auf der Prävention. Traditionsgemäß werden bei Präventionsmaßnahmen<br />

im Bereich Ess-Störungen vor allem Schule und Jugendarbeit angesprochen,<br />

um die Prävalenzrate zu verringern bzw. Ess-Störungen erst gar nicht entstehen<br />

zu lassen.<br />

Hierin liegt zum einen eine große Wertschätzung dieser Institutionen und Berufsfelder,<br />

andererseits wird ihnen damit aber auch eine hohe Verantwortung übertragen.<br />

Arbeitet man als PädagogIn im Bereich Prävention, ist man sich schnell bewusst,<br />

in welchem Spannungsfeld man sich bewegt. Auf der einen Seite bestehen<br />

hohe Erwartungen, andererseits werden sehr schnell Grenzen spürbar, da es einige<br />

gewichtige Faktoren gibt (z.B. Familie, soziales Umfeld, Peers), die zwar zur<br />

Entstehung von Ess-Störungen wie auch anderen Suchtkrankheiten beitragen,<br />

auf die man aber in der konkreten Arbeit kaum Einfluss hat.<br />

Wir wollen Sie an dieser Stelle ermuntern, trotz dieser Widrigkeit mit Engagement<br />

und realistischem Enthusiasmus die Präventionsarbeit voran zu treiben. Prävention<br />

mit Jugendlichen ist spannend und macht Spaß, auch wenn die „großen“ Erfolge<br />

erst zeitlich versetzt sichtbar werden.<br />

Die Maximen (primärer) Prävention haben in den letzten Jahrzehnten weitreichende<br />

Wandlungsprozesse durchlaufen. Zunächst wurde unter Prävention reine<br />

Informationsvermittlung verstanden, die durch die sachliche Aufklärung über körperliche<br />

und psychische Folgen des Konsums oder des Verhaltens Abschreckung<br />

intendierte. In der Zwischenzeit weiß man, dass diese Form der Risikoprävention<br />

günstigstenfalls folgenlos bleibt, nicht selten aber geradezu kontraproduktiv ist.<br />

Angsterzeugende Appelle führen eher zu einer Manifestierung des Verhaltens,<br />

das eigentlich geändert werden soll.<br />

In den 80er Jahren fand eine konzeptionelle Umorientierung statt. Nicht mehr die<br />

Suchtmittel standen im Mittelpunkt der Prävention, sondern die Frage nach den<br />

Ursachen des Suchtmittelgebrauchs. Ins Blickfeld rückt damit auch die Korrespondenz<br />

von Risikoverhalten und den individuellen Lebenslagen, d.h. Risikoverhalten<br />

wird auch als Bewältigungsversuch <strong>für</strong> belastende Lebenslagen verstanden.<br />

In den 90er Jahren hat dieses Modell durch die Gesundheitsförderung eine Erweiterung<br />

erfahren. Gesundheitsförderung setzt an den Gesundheitsressourcen des<br />

einzelnen an; die zentrale Frage lautet „Was erhält den Menschen gesund?“ anstatt<br />

„Welche Faktoren kommen bei einer Suchterkrankung zum Tragen?“. Bei<br />

dieser so genannten salutogenetischen Sichtweise liegt die Aufmerksamkeit auf<br />

gesundheitserhaltenden Faktoren, die Menschen dazu verhelfen, so erfolgreich<br />

wie nur möglich mit den Bedrohungen und Krisen im Verlauf ihres Lebens umzugehen.<br />

Ziel ist es nicht mehr, den vielfältigen Einzelursachen von Sucht, den Risikofaktoren<br />

entgegen zu treten, sondern vielmehr Bedingungen zur Herstellung<br />

und Sicherung von Gesundheit zu schaffen. Die Orientierung liegt auf protektiven<br />

Faktoren, also der Förderung positiver individueller, aber auch sozialer Ressourcen<br />

und Lebensbedingungen. Durch Förderung der Lebenskompetenz, der Handlungskompetenz<br />

und der Konfliktlösungspotentiale sollen Kinder und Jugendliche<br />

zu produktiven Bewältigungsstrategien befähigt werden.<br />

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