Viertes Bayerisches Forum Suchtprävention - Landeszentrale für ...
Viertes Bayerisches Forum Suchtprävention - Landeszentrale für ...
Viertes Bayerisches Forum Suchtprävention - Landeszentrale für ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Ess-Störungen: Ein Konzept <strong>für</strong> Gruppenpsychotherapie<br />
Monika Gerlinghoff, Herbert Backmund<br />
Ess-Störungen betreffen überwiegend Mädchen und junge Frauen. Es sind komplizierte<br />
Krankheiten mit nicht sehr günstiger Prognose. Wir beschreiben ein therapeutisches<br />
Konzept, welches in vier Phasen unterteilt und durch Psychotherapie<br />
in geschlossenen Gruppen charakterisiert ist. Kernstück ist eine viermonatige<br />
tagklinische Behandlung. Zum Therapieprogramm gehören auch präventive Aktivitäten<br />
verschiedener Art unter Einbeziehung der Patientinnen.<br />
_________________________________________________________________<br />
Ess-Störungen (eating disorders) sind psychische Krankheiten. Wichtigste Formen<br />
sind die Magersucht (Anorexia nervosa) und die Ess-Brech-Sucht (Bulimia<br />
nervosa). Die Krankheitsmerkmale sind in den gebräuchlichen Klassifikationsschemata<br />
definiert. Für Abweichungen von einzelnen Merkmalen ist die Kategorie<br />
nicht näher bezeichnete Ess-Störung (NNB) vorgesehen. Eine besondere Form<br />
dieser Kategorie ist die Ess-Sucht (Binge-Eating-Disorder), die zunehmend an<br />
Bedeutung gewinnt. Im ICD-10 [1] gibt es <strong>für</strong> diese Form noch keine eigene Definition,<br />
wohl aber im DSM-1V [2], nach dem wir uns im Münchner TCE richten. In<br />
vereinfachter Form gelten folgende Diagnosekriterien nach DSM-IV <strong>für</strong> Anorexia<br />
nervosa:<br />
a) niedriges Körpergewicht (weniger als 85% des zu erwartenden Gewichts;<br />
Body Mass Index (BMI) 1 unterhalb von 17,5),<br />
b) große Angst vor Gewichtszunahme,<br />
c) Körperschemastörung,<br />
d) Amenorrhö.<br />
e) Subtypen:<br />
- restriktiver Typ,<br />
- Binge-Purging-Typ.<br />
Für die Bulimia nervosa lauten die Diagnosekriterien nach DSM-IV:<br />
a) Heißhungerattacken,<br />
b) kompensatorische Maßnahmen zur Vermeidung einer Gewichtszunahme,<br />
c) Frequenz der Heißhungerattacken und der kompensatorischen Maßnahmen<br />
mindestens zweimal pro Woche über drei Monate,<br />
d) ausgeprägte Abhängigkeit des Selbstwertgefühls von Körpergewicht und Figur,<br />
e) Störung tritt nicht ausschließlich bei einer Episode von Anorexia nervosa auf.<br />
f) Subtypen:<br />
- Purging-Typ,<br />
- Non-Purging-Typ.<br />
Für die Binge-Eating-Disorder lauten die Diagnosekriterien nach DSM-IV:<br />
a) wiederholte Episoden von Heißhungerattacken,<br />
b) die Heißhungerattacken treten gemeinsam mit mindestens drei der folgenden<br />
Symptome auf:<br />
- wesentlich schneller essen als normal,<br />
- essen bis zu einem unangenehmen Völlegefühl,<br />
1<br />
Der Body Mass Index (BMI, „Körper-Masse-Index“) ist ein Maß <strong>für</strong> das Körpergewicht; zu Definition und Berechnung<br />
vgl. Seite 83<br />
3