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Viertes Bayerisches Forum Suchtprävention - Landeszentrale für ...

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• Klärung der Motivation zur Veränderung, Besprechen von Sorgen, Änderungswünschen,<br />

• Formulieren konkreter Schritte der Verhaltensänderung.<br />

Seit einigen Jahren liegen Erfahrungen mit Konzepten zur Kurzintervention vor, in<br />

erster Linie aus dem medizinischen Sektor. Studien haben gezeigt, dass Kurzinterventionen<br />

nicht nur mehr Wirksamkeit zeigen als gar keine Intervention, sondern<br />

dass ihre Wirksamkeit durchaus vergleichbar ist mit der von ausführlichen<br />

Behandlungen. Kurzinterventionen können außerdem die Motivation steigern, eine<br />

langfristige Beratung oder Therapie, falls notwendig, in Anspruch zu nehmen<br />

(Bien, Miller & Tonigan 1993). Entscheidend <strong>für</strong> unser Thema ist dabei, dass<br />

durch Kurzinterventionen Jugendliche erreicht werden, die sonst keine Beratung<br />

aufsuchen würden und <strong>für</strong> deren Bedarf kurze Denkanstöße passender und darum<br />

auch wirkungsvoller sind als lange Beratungsgespräche. Kurzinterventionen<br />

können von Angehörigen verschiedener Berufsgruppen angewandt werden, so<br />

dass ein niedrigschwelliges und breit gestreutes Angebot möglich ist.<br />

2.2 Stadien der Verhaltensänderung oder: Veränderung ist ein Prozess<br />

Motivierende Kurzintervention betrachtet sowohl das Konsumverhalten als auch<br />

dessen Veränderung als einen dynamischen Prozess. Es ist eine allgemeine Erfahrung,<br />

dass Veränderungen eines bestimmten Verhaltens in der Regel mehr als<br />

einen Tag Zeit brauchen und auch die Motivation zur Veränderung Schwankungen<br />

unterworfen ist. Auch wenn wir z.B. Silvester viele gute Vorsätze haben, führen<br />

wir die in der Regel nicht sofort am 1. Januar durch. Motivierende Kurzintervention<br />

will diesen Prozess der Veränderung genauer beobachten und in der Beratung<br />

darauf eingehen.<br />

Das Stadienmodell der Veränderung, wie es von Prochaska, DiClemente und Velicer<br />

(vgl. Keller 1999) entwickelt wurde, bietet eine Hilfestellung, um die Motivation<br />

zur Veränderung genauer zu analysieren. Die Autoren unterscheiden folgende<br />

fünf Stadien: Absichtslosigkeit, Absichtsbildung, Vorbereitung, Handlung und Aufrechterhaltung.<br />

Während im Stadium der Absichtslosigkeit der Betroffene noch kein oder kaum<br />

Problembewusstsein entwickelt hat, entwickelt sich dieses zunehmend im Stadium<br />

der Absichtsbildung, das aber noch stark vom Hin- und Herschwanken zwischen<br />

Pro und Contra Verhaltensänderung geprägt ist. Im Stadium der Vorbereitung<br />

werden schon konkrete Schritte geplant, die im Stadium der Handlung ausprobiert<br />

und schließlich im Stadium der Aufrechterhaltung über einen längeren<br />

Zeitraum durchgehalten werden. Veränderung wird in diesem Modell als ein fließender<br />

Prozess gesehen, der jedoch jederzeit von einem Rückfall auf ein früheres<br />

Stadium unterbrochen werden kann. Weitere den Prozess der Verhaltensänderung<br />

bestimmende Einflussgrößen sind die Selbstwirksamkeitserwartung, mit<br />

der die Zuversicht ausgedrückt wird, ein gewünschtes Verhalten auch erfolgreich<br />

in die Tat umzusetzen, sowie die Anfälligkeit <strong>für</strong> situative Versuchungen.<br />

Das Stadienmodell kann als Hilfestellung zur Strukturierung von Beratungsprozessen<br />

genutzt werden. Die beratende Person sollte zunächst sensibel sein <strong>für</strong><br />

das Stadium der Motivation, in dem er oder die Jugendliche sich gerade befindet<br />

und ihre Beratungsstrategie darauf abstimmen. Wenn ein Jugendlicher sich z.B.<br />

gerade im Stadium der Absichtslosigkeit befindet, d.h. sich nur sehr wenig Gedanken<br />

über die Nachteile seines Konsums gemacht hat, wäre es nicht sinnvoll,<br />

ihm konkrete Ratschläge zu präsentieren, wie er seinen Konsum am schnellsten<br />

reduzieren kann. Diese Beratungsstrategie würde vermutlich auf Widerstand stoßen.<br />

Notwendig und ausreichend wären statt dessen z.B. kurze Denkanstöße, die<br />

vorsichtige Weitergabe von Informationen über Vor- und Nachteile von Konsum,<br />

das Signalisieren von Gesprächsbereitschaft, aber mehr eben auch nicht. Hier<br />

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