Erzähl mal! Der stille Zeuge - Literaturmachen

20 Der stille Zeuge
Antonia Prusina
Kapitel 5
Am frühen Morgen musste Jack die Lampen im Esszimmer reparieren, als
Dave in das Zimmer kam.
Jack sprach Dave an: „Dave, was ist los mit dir, du siehst so bedrückt aus? Du
kannst es mir erzählen, wenn du möchtest.“
Dave hörte nicht zu. Er war nämlich sehr traurig.
Jack probierte es noch einmal: „Dave? Was ist los?“
Dieses Mal hörte er und sagte: „Tut mir Leid, ich bin gerade nicht in der
Stimmung zu reden.“ Dave ging weiter in Richtung Jungenzimmer, da kam
Max und lief ihm hinterher. Max war einer der Gemeinen. Vor ihm lief Dave
weg. Was sollte Jack nur tun? Er mochte Dave. Sollte er ihm helfen oder
einfach weiter machen?
Sein Herz befahl ihm, zu Dave zu gehen und ihm zu helfen. Dave lag in seinem
Bett und versuchte ein Buch zu lesen, doch Max ärgerte ihn und nahm
ihm das Buch weg.
„Oh, will das Baby etwa lesen? Kann das Baby das überhaupt?“
Dave versuchte sich zu wehren, doch gegen Max hatte er keine Chance. In
diesem Moment kam Jack dazwischen.
„Ihr zwei, hört jetzt sofort auf. Habt ihr verstanden? Max, ärger Dave nicht
immer. Du kannst dich ja wohl nicht an Jungen in deinem Alter abreagieren,
stimmt’s? Gegen die hättest du ja keine Chance – aber gegen kleinere
Jungen!“
Max streckte Dave die Zunge raus und ging aus dem Zimmer.
„Was sollte das, Jack? Ich hätte ihn doch fertig machen können, ohne dich!“
Jack aber fand das nicht so: „Nein, hättest du nicht. Max ist größer und älter
als du, was hättest du gegen ihn denn bitte gemacht?“
„Weiß ich nicht. Irgendwas wäre mir schon eingefallen. Selbst wenn nicht,
was geht es dich an? Nur weil du ein Mann bist, denkst du, du könntest hier
den Helden spielen?“
Antonia Prusina: Kapitel 5 21
„Nein Dave, ich wollte dir nur helfen. Ich wurde doch früher auch immer
geärgert. Genau wie du! Mir hat aber damals niemand angeboten zu helfen,
alle waren gemein zu mir. Verstehst du es jetzt vielleicht?“
„Das ist so unfair, ich werde doch jetzt noch mehr geärgert.“
Jack wusste jetzt nicht mehr weiter, aber irgendwie musste er ihm doch helfen.
„Ich helfe dir gerne, du kannst immer zu mir kommen, wenn du Sorgen
hast oder Kummer. Sag mir alles, wobei ich dir helfen kann. Vertrau mir!“
„Vertrauen tue ich hier niemandem, hier sind alle gemein zu mir. Und dich
kenne ich ja nicht einmal!“
Er ging jetzt aus dem Zimmer in den Garten, vielleicht konnte er ja doch
noch ein bisschen spielen. Jack dachte nach: „Warum vertraut er mir nicht,
bin ich so ein schlimmer Mann? Vielleicht ahnt er ja was von meinem großen
Plan? Und wenn, dann sagt er es bestimmt der Chefin! Oh, ich weiß es
einfach nicht. Ich rede morgen noch einmal mit ihm, vielleicht ändert er
seine Meinung doch noch.“
Jack ging wieder in das Esszimmer, um die Lampen fertig zu reparieren.
Durch das Fenster konnte er Dave beobachten. Er mochte ihn sehr, immer
wenn er ihn sah, sah er sich selbst als Jungen.
Am nächsten Tag wollte Jack noch einmal mit Dave reden. Doch Dave war
wieder einmal traurig. Alle ärgerten ihn. Jack wollte helfen.
„Dave, bist du wieder traurig, willst du reden?“
„Ach lass mich doch in Ruhe, alle sollen mich in Ruhe lassen. Sie sind so
gemein zu mir, Max hat mich wieder vor den Anderen blamiert. Es war
so peinlich. Er hat gesagt, ich soll mit ihm spielen, und ich habe ihm geglaubt
und habe mit ihm gespielt. Nach einer Weile hat er gesagt, wir sollen
schaukeln gehen und er möchte mich anschubsen. Doch als ich mich auf die
Schaukel setzte, ging sie kaputt. Max hatte mich dann so ausgelacht. Das
war so peinlich für mich.“
„Na gut, ich werde die Schaukel reparieren. Und dir gebe ich den Rat: Wehre
dich, lass das nicht so auf dir sitzen. Du musst dich rächen!“
Jack sagte das mit einem so psychischen Blick, dass Dave Angst bekam und
dazu nur sagte: „Ja.“
Er verließ den Raum und ging in die Toilette, um sich das Gesicht zu waschen.
Währenddessen dachte Jack darüber nach, was in Dave vorging. Was
genau er noch tun musste, damit für seinen Plan alles perfekt war. Ja, Dave