Erzähl mal! Der stille Zeuge - Literaturmachen
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58 <strong>Der</strong> <strong>stille</strong> <strong>Zeuge</strong><br />
André Rebele<br />
Kapitel 16<br />
Aus dem Buch von Jack:<br />
Es war bereits Abend und die Nacht war halb angebrochen und ich war mit<br />
Luke, einem der anderen Jungen, draußen spielen. Wir haben Verstecken gespielt.<br />
Ich hatte mich als erster versteckt, und danach hatte Luke sich in dem<br />
Geheimversteck versteckt, wo ich mich immer vor den Anderen versteckt und<br />
Schutz gesucht hatte. Als ich mich versteckte, fand Luke mich nicht. Nach<br />
zehn Minuten war es Nacht. Es war stockdunkel. Luke hatte Angst, alleine<br />
im Wald herum zu laufen und rannte zum Waisenhaus zurück. Ohne mich<br />
zu warnen.<br />
Ich wunderte mich, wo Luke nur geblieben war. Ich lief los, um ihn zu suchen.<br />
Doch ich fand ihn nicht. Ich rief nach ihm, doch er antwortete nicht. Ich dachte,<br />
dass ihm etwas passiert sei.<br />
Als ich auf dem Weg zum Waisenhaus war, raschelte es im Gebüsch. Ich lief<br />
schneller, ich rannte förmlich. Als ich fast angekommen war, stellte sich eine<br />
schwarze Person in den Weg. Ich bekam einen Schock. Ich wollte an der Gestalt<br />
vorbei laufen, doch die schwarze Gestalt stellte sich in den Weg und hielt<br />
mich auf und schleuderte mich auf den Boden.<br />
Mr. Anderson sagte, mit einem bösen Ton:<br />
„Was sucht du hier? Du müsstest schon im Waisenhaus sein.“<br />
„Es tut mir leid, Mr. Anderson, ich musste Luke suchen, wir haben Verstecke<br />
gespielt und er musste mich suchen… und dann…“, sagte ich mit weinender<br />
Stimme zu Mr. Anderson.<br />
Mr. Anderson schrie: „Sei ruhig, du Wurm! Halt deine klappe!“<br />
Ich war ruhig gestellt durch die Ansage von Mr. Anderson. Mr. Anderson<br />
packte mich am Kragen und schleppte mich ins Waisenhaus. Als wir im Waisenhaus<br />
angekommen waren, schloss Mr. Anderson sich mit mir in seinem<br />
Zimmer ein. Mr. Anderson setzte sich auf den Stuhl und sagte: „Was soll ich<br />
jetzt mit dir machen? Soll ich dir eine Tracht Prügel verpassen oder was…?<br />
Schlag <strong>mal</strong> vor!“<br />
André Rebele: Kapitel 16 59<br />
Ich sprach mit wimmernder Stimme: „Nein, nein, nichts, gar nichts, bitte<br />
nichts! Lassen Sie mich gehen, bitte!“<br />
Ich hatte panische Angst und ich weinte sehr. Mr. Anderson lief im Kreis, lachte<br />
und überlegte sich, wie ich daraus lernen konnte, für das, was ich gemacht<br />
hatte. Mr. Anderson ging zur Tür und verriegelte sie, sodass ich nicht flüchten<br />
konnte. Ich stand in der Ecke und weinte immer noch.<br />
Dann plötzlich sprach Mr. Anderson, halb so wie ein Psychopath: „Na los, zieh<br />
dich aus!“<br />
Ich schaute Mr. Anderson an und nahm meinen ganzen Mut zusammen.<br />
„Schnauze! Zieh dich selber aus“, sagte ich mit plötzlich wütender Stimme.<br />
Ich war erleichtert und fühlte mich toll danach. Doch dann: „Oha“, sagte Mr.<br />
Anderson verblüfft und lachte. „Du bist doch nicht so ein Feigling, wie ich<br />
dachte.“<br />
Mr. Anderson war sprachlos, er wusste nicht, was er sagen sollte. Ich bin zur<br />
Tür gelaufen, machte sie auf, doch dann: „Nein, so geht das nicht“, schrie Mr.<br />
Anderson und warf sich gegen die Tür. „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass<br />
ich dich jetzt einfach so gehen lasse!“<br />
Mr. Anderson lächelte mich an. Ich wurde misstrauisch und blieb einfach stehen.<br />
Plötzlich musste ich grinsen. Mr. Anderson grinste ebenfalls und legte<br />
sich auf das Bett und sagte: „Hol mir ein Glas mit einer Aspirin-Tablette.“<br />
„Okay.“<br />
Ich wollte grade rausgehen, da sagte Mr. Anderson noch <strong>mal</strong>: „Aber Gnade<br />
dir Gott, wenn du abhaust, dann werde ich dir Beine machen, verstanden!“,<br />
schrie er und lachte nur noch.<br />
Ich lief zur Küche, nahm ein Glas, füllte es mit Wasser und musste nur noch<br />
die Tabletten finden. Ich dachte mir, was für Tabletten noch <strong>mal</strong>, und dann<br />
sah ich die Schlaftabletten. Ich kippte die ganze Packung hinein, als Rache für<br />
Mr. Anderson. Als ich alles getan hatte, was Mr. Anderson gesagt hatte, ging<br />
ich ins Zimmer, gab ihm das Glas und dachte mir: „Trink alles!“<br />
Mr. Anderson exte das Glas leer und lachte, doch dann taumelte er plötzlich<br />
und sagte mit düsterer Stimme: „Was hast du da getan?“<br />
Ich lachte und sagte: „Ich glaub <strong>mal</strong>, ich habe zu viel vom Schlafmittel hinein<br />
gekippt, ups.“<br />
Ich lachte und sah, wie Mr. Anderson zu Boden ging. Als Mr. Anderson am Boden<br />
lag und sich nicht bewegte, stand ich auf und sagte mit psychopathischer<br />
Stimme: „Hehe, tot, jetzt hast du’s.“