Erzähl mal! Der stille Zeuge - Literaturmachen
Erzähl mal! Der stille Zeuge - Literaturmachen
Erzähl mal! Der stille Zeuge - Literaturmachen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
30 <strong>Der</strong> <strong>stille</strong> <strong>Zeuge</strong><br />
den – sie beobachteten ihn. Dave sah die beiden ganz genau, denn sie bekamen<br />
ab und zu, wenn sie Dave anschauten, höllische Lachanfälle. Lange hielt<br />
Dave es nicht mehr aus, die beiden zu beobachten und in seinen Gedanken<br />
herauszufinden, warum sie so höllisch lachten, denn er wurde immer müder<br />
und müder. Ein paar Minuten später schlief er schon ein.<br />
Dave wachte nur ein<strong>mal</strong> in der Nacht auf, durch ein merkwürdiges Kitzeln<br />
an seiner Nase, denn er war an seiner Nase sehr kitzelig. Er setzte sich ruhig<br />
auf sein Bett und schaute sich erst <strong>mal</strong> ein bisschen um. Als ihm nichts<br />
Merkwürdiges auffiel, legte er sich wieder hin und schlief ein.<br />
Am Morgen wachte er durch ein paar laute Kinder auf, die gerade spielten.<br />
Er schaute auf die Uhr. Es war gerade <strong>mal</strong> acht Uhr. Es war ganz schön früh<br />
für seine Verhältnisse, denn er schlief meistens bis neun Uhr. Es war ihm<br />
aber egal. Er hatte sowieso keine Lust mehr, weiter zu schlafen. Dave stieg<br />
mit einem lauten Gähnen aus seinem Bett in seine schönen blau-gelb gestreiften<br />
Hausschuhe. Die Hausschuhe hatte nämlich keiner, denn er hatte<br />
sie selber gemacht. Er hatte ganze zwei Wochen dafür gebraucht. Er hatte<br />
Stoffreste zusammen genäht, sodass es nett aussah.<br />
Als er in seine Hausschuhe schlüpfte, merkte er ein sehr komisches klebriges,<br />
flüssiges Gefühl. Er versuchte seine Hausschuhe wieder auszuziehen,<br />
um zu schauen, was dort drinnen war. Es ging aber nicht. Da merkte er, dass<br />
sein Fuß an dem Hausschuh festklebte. Er stand auf und versuchte durch<br />
Springen und Ziehen seinen Hausschuh loszubekommen. Er hörte ein paar<br />
Kinder, die ihn auslachten. Er drehte sich zu ihnen und sah, wie sie ihn auslachten.<br />
Dave fragte einen Neunjährigen, der Paul hieß und dabei stand, mit<br />
einer tiefen Stimme: „Warum lachst du mich denn aus?“<br />
Daraufhin antwortete Paul mit einem schäbigen Grinsen: „Du siehst mit<br />
deiner Schminke im Gesicht und dem Gehüpfe aus wie ein Clown im Training.“<br />
Dave fragte sich: Welche Schminke? Clown?<br />
Dave ging zur Toilette, mit einem hüpfenden Gang. Er schaute sich erst <strong>mal</strong><br />
im Spiegel an, und da sah er diese blöde Schminke auf seinem Gesicht. Wie<br />
ein Clown sah er wirklich aus. Dave wurde sehr traurig und sprach nun<br />
mit einer sehr traurigen Stimme zu dem Spiegel: „Ich finde es voll gemein<br />
von den anderen Kindern, dass sie mir solche fiesen Streiche spielen und<br />
mich die ganze Zeit ärgern. Niemand will mit mir spielen oder sonst etwas<br />
machen. Sie mögen oder lieben es sogar, dass man mich ärgert. Aber jetzt<br />
an die Arbeit!“<br />
Fabian Ajtnik: Kapitel 8 31<br />
Dave setzte sich auf eine Toilette, welche er als Sitzfläche benutzte. Nun<br />
machte er sich an die Arbeit, seinen selbst gemachten Hausschuh sehr vorsichtig<br />
zu entfernen, ohne dass der Hausschuh kaputt ging. Erst versuchte<br />
er es sehr vorsichtig, dann wurde er ein bisschen grober. Lange Zeit später<br />
hatte er es nun geschafft, den Hausschuh zu entfernen. Er ging dadurch nur<br />
vorne ein bisschen kaputt, was Dave sehr traurig machte, denn er wollte seine<br />
Hauschuhe nicht kaputt machen.<br />
„Aber was passiert ist, ist passiert!“, sprach er zu sich.<br />
Nun stand er ohne Hausschuhe in der Toilette. Er wollte die Hausschuhe<br />
nicht anziehen, bevor der Kleber dort drinnen nicht vollständig getrocknet<br />
war und man sie anziehen konnte, ohne dass die Füße wieder festklebten.<br />
Nun stand Dave von der Toilette auf und ging mit seinen Hauschuhen in der<br />
Hand in Richtung des Spiegels, wo er sich anschaute und sich dann an die<br />
Arbeit machte, mit Wasser diese bunte Schminke von seinem Gesicht wegzuwaschen.<br />
Am Anfang wollte es nicht wirklich klappen, aber dann wurde<br />
es besser und er bekam sie weg. Plötzlich ging die Tür der Toilette auf. Dave<br />
wollte sich schnell verstecken, damit er nicht gesehen wurde, aber es war<br />
zu spät Dave wurde gesehen. Wer hatte ihn gesehen? Es war der 14-jährige<br />
Tom. Er ging zu einer Toilette, machte sein Geschäft und sprach ihn kurz<br />
danach an: „Was war das denn für eine Aufführung? Du hast dich wirklich<br />
ganz schön blamiert, mit deiner Schminke im Gesicht und deinem Gehüpfe.“<br />
„Es finden sich zwei Kinder ganz toll, die mir mitten in der Nacht, wenn ich<br />
schlafe, einen Streich spielen, und wenn ich aufwache… Den Rest weißt du<br />
ja.“<br />
„Ich weiß ganz genau, wer dir den Streich gespielt hat, aber ich will etwas<br />
von dir, damit ich es dir verrate.“<br />
„Das wäre?“, fragte Dave mit einer sehr merkwürdigen Stimme.<br />
„Ich will von dir, dass du zu deinem Bett gehst, aber wie eine Robbe krabbelt.<br />
Dabei schreist du mit einem lauten Geschreie, damit es jeder hören<br />
kann: ‚Ich bin Dave, die Robbe, schaut mir alle zu!’“<br />
„Das mache ich nie, ich werde mich ja noch mehr blamieren, als ich mich eh<br />
schon blamiert habe“, antwortete Dave mit einer abweisenden Stimme.<br />
„Na gut! Es ist ja deine Entscheidung. Aber du willst doch bestimmt wissen,<br />
wer dir diesen Streich gespielt und deine Hausschuhe verklebt hat? Und<br />
noch dazu dich vor fast allen Kindern, und auch ein paar Betreuern, blamiert<br />
hat.“