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Erzähl mal! Der stille Zeuge - Literaturmachen

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60 <strong>Der</strong> <strong>stille</strong> <strong>Zeuge</strong><br />

Ich war so mit Hass bestückt, dass ich nicht mehr wusste, was ich tat, und<br />

deshalb nahm ich ein Messer und schnitt mich am Arm, sodass es aussah, als<br />

hätte Mr. Anderson mich gequält. Ich rannte aus dem Zimmer und schrie.<br />

Es kam sofort ein Betreuer und versorgte meine Wunde und fragte: „Was ist<br />

passiert?“<br />

Ich sprach mit einem vorgetäuschten Weinen: „Er hat gesagt, dass ich ein Glas<br />

mit Wasser holen sollte und mit Schlafmittel, extra in so einem Behälter. Er<br />

hat das ganze Schlafmittel hinein gekippt und getrunken und lachte. Er griff<br />

mich dann mit einem Messer an.“<br />

Die Betreuerin war geschockt und sprach: „Geh in dein Zimmer, deine Wunde<br />

muss jetzt ausheilen, okay?“<br />

Ich rannte in mein Zimmer und verkroch mich im Bett.<br />

Alle Betreuer gingen in Mr. Andersons Zimmer und haben die Leiche entsorgt<br />

und alles wieder vergessen.<br />

Leonard Böhmke: Kapitel 17 61<br />

Leonard Böhmke<br />

Kapitel 17<br />

Dave wachte in seinem voll geschwitzten Bett auf. Sein Gesicht war Schweißgebadet,<br />

er legte sich wieder zurück und dachte nach. Dave musste die ganze<br />

Zeit an die schrecklichen Geräusche aus der Nacht denken. Wo waren<br />

die hergekommen? Er überlegte. Also von oben waren sie nicht gekommen.<br />

Vielleicht wollten ihn die Anderen nur wieder fertig machen, das Übliche<br />

eben. Er dachte an Jack und wie er sich immer verhielt. Warum war er so<br />

nett zu ihm?<br />

Es mochte ihn doch eh keiner. Warum hatten ihn seine Eltern da<strong>mal</strong>s nur im<br />

Stich gelassen? Warum...??? Warum...??? Tausend Fragen gingen ihm durch<br />

den Kopf! Er wollte Jack suchen und ihn fragen, ob er auch diese gruseligen<br />

Geräusche gehört hatte. Also wenn sie nicht von oben gekommen waren,<br />

dann waren sie wohl von unten gekommen . Also musste er alles absuchen.<br />

Leichter gesagt als getan, denn Daves Zimmer lag im obersten Stockwerk. Er<br />

überlegte: Sollte er das ganze Waisenhaus nach den Geräuschen absuchen<br />

oder war das wieder nur ein schlechter Scherz von den Anderen? Wieder<br />

gingen ihm viele verschiedenen Fragen durch den Kopf.<br />

Er schaute auf die Uhr, es war halb zehn. Er entschloss sich, erst <strong>mal</strong> frühstücken<br />

zu gehen. Als er unten ankam, war er der einzige, der noch nicht<br />

gegessen hatte. Er ging zum Büffet und nahm sich eine Schüssel und füllte<br />

seine Lieblings-Cornflakes rein. Doch erst dann bemerkte er, dass die Milch<br />

alle war. Dave ging in die Küche und holte neue. Er setzte sich an einen Tisch<br />

und fing an zu essen. Heute sollte ein Basketball-Turnier stattfinden. Dave<br />

wollte ein bisschen zuschauen.<br />

Als er einen Schritt vor die Türe machte, kam ihm schon Max entgegen. Er<br />

wusste, was das bedeutete, denn Dave hatte Max gestern ein Bein gestellt.<br />

Dave rannte und rannte, doch Max trabte nur hinter ihm her. Einen Moment<br />

nicht auf gepasst, und schon – WUSCH! – rannte Dave auch schon<br />

gegen die Kellertür. Dave öffnete die Kellertür langsam und sie fing an zu<br />

knarren. Er erschrak, doch das sollte ihn nicht hindern.

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