Erzähl mal! Der stille Zeuge - Literaturmachen
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86 <strong>Der</strong> <strong>stille</strong> <strong>Zeuge</strong><br />
Als er aufwachte, bemerkte Dave, dass sein Traum nicht ein Traum war,<br />
sondern real. Ein Mann stand vor ihm und sprach auf ihn ein. Vor lauter<br />
Angst rannte er so schnell wie er konnte mit Moriz davon, der laut quiekte.<br />
Er rannte zurück zu der Baumformation, die ja sein sicherer Unterschlupf<br />
war. Dort zur Ruhe gekommen, bemerkte er den Schatten, der wartend vor<br />
dem Eingang stand. Dave machte sich bereit, Gegenwehr zu leisten, doch<br />
der Mann, der hinein kam, hielt Dave mit Leichtigkeit von sich weg. Da<br />
Dave nicht mehr viel Kraft hatte, halb am Verhungern und fast erfroren war,<br />
konnte er nicht viel ausrichten. <strong>Der</strong> Mann, der Dave immer noch fest hielt,<br />
war nicht der Mörder, sondern ein Jäger, der ihn zufällig gefunden hatte.<br />
<strong>Der</strong> Jäger stellte sich unter dem Namen Gustaf vor und wollte von Dave wissen,<br />
wer er war, was er hier machte und warum er so schwach aussehe. Dave<br />
sagte gar nichts, denn er vertraute ihm nicht. <strong>Der</strong> Jäger Gustaf nahm die beiden<br />
mit zu sich in seine Hütte. Als sie angekommen waren, bekam Dave erst<br />
<strong>mal</strong> warme und trockene Klamotten. Gustaf gab ihm eine Suppe zu essen,<br />
die Dave schon beim Eintreten in die Hütte gerochen hatte. Er aß die Suppe<br />
gierig auf, Moriz bekam Karotten.<br />
Dann schlief er völlig erschöpft ein. Es dauerte fast eine ganze Woche, bis<br />
Dave wieder bei Kräften war. Moriz hatte sich auch wieder erholt und blieb<br />
in der Nähe der Hütte. <strong>Der</strong> Jäger Gustaf brachte Dave dann mit seinem alten,<br />
klapprigen Auto in die Stadt zur Polizeistation. Die Polizei sollte Dave<br />
wieder zu seiner Familie bringen.<br />
Doch was Gustaf nicht ahnen konnte, war, dass Dave gar keine Familie mehr<br />
hatte. Er hatte niemanden, außer sich selbst.<br />
Matheus Werner: Kapitel 26 87<br />
Matheus Werner<br />
Kapitel 26<br />
Aus dem Buch von Jack:<br />
Ich wurde da<strong>mal</strong>s, als ich im Waisenhaus war, sehr schlecht behandelt und<br />
geschlagen. Ich bin mit 13 abgehauen, denn ich hatte es im Waisenhaus nicht<br />
mehr ertragen. Ich hatte Glück, ich rannte weg vom Waisenhaus. Immer weiter<br />
weg. Und als das Waisenhaus schon einige hundert Meter entfernt war,<br />
kam ein Land Rover. <strong>Der</strong> Fahrer stieg aus und ich stieg hinten in den Laderaum<br />
ein. Ich sah eine Decke, die ich nahm und mich darunter versteckte. <strong>Der</strong><br />
Fahrer kam wieder, aber er bemerkte mich nicht. Ich fuhr immer weiter weg,<br />
und nach einigen Minuten machte der Fahrer eine Pause. Er stieg aus und ich<br />
erkannte meine Chance auch auszusteigen, die ich dann natürlich nutzte.<br />
Ich lief in einen Wald hinein. Es war schon dunkel, aber ich lief immer weiter<br />
in den dunklen Wald hinein. Ich hatte so einen Hunger, ich hätte ein ganzes<br />
Pferd essen können. Aber im Wald gab es nur Pilze und Nüsse, die ich nicht<br />
mochte, aber trotzdem sammelte, denn es war besser als nichts. Ich sammelte<br />
ein paar Pilze ein, von denen ich dachte, dass sie essbar sind. Ich biss von<br />
einem Pilz ein kleines Stück ab, um zu schmecken, ob die Pilze, die ich essen<br />
wollte, auch gut waren. Sie waren nicht so schlecht, wie ich dachte.<br />
Nach dem Essen legte ich mich hin und schlief ein. Am nächsten Morgen<br />
machte ich mich wieder auf den Weg nach nirgendwo. Ich lief und lief und<br />
lief, immer weiter, immer weiter.<br />
Plötzlich hörte ich ein Auto hupen. Ich dachte mir, dort müsste eine Straße<br />
sein oder sogar eine Stadt. Ich lief in die Richtung, wo ich das Auto gehört<br />
hatte und kam auf eine Straße. Ich ging die Straße entlang und sah eine Kirchenspitze,<br />
zu der ich ging, denn ich wusste, dass Kirchen immer offen haben.<br />
Als ich dort angekommen war, ging ich hinein. Ich merkte, dass die Kirche<br />
sehr alt war, denn die Wände bröckelten schon etwas ab.<br />
Als ich in der Kirche war und dort schon einige Zeit saß, kam ein Pfarrer zu<br />
mir. Er sprach sehr nett und er wollte von mir wissen, was ich hier draußen so<br />
alleine machte. Ich erzählte ihm alles: Dass ich von einem Waisenhaus abge-