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Erzähl mal! Der stille Zeuge - Literaturmachen

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78 <strong>Der</strong> <strong>stille</strong> <strong>Zeuge</strong><br />

Sajaed Iqbal<br />

Kapitel 23<br />

Dave stand vor der Leiche. Er berührte aus Versehen die Hand der Leiche<br />

und bekam solche Angst, dass er anfing zu weinen. Er musste weinen, nicht<br />

weil er traurig war, sondern weil er Angst hatte. Was sollte er tun? Eine<br />

Leiche lag vor ihm und er stand davor.<br />

<strong>Der</strong> Verdacht konnte auf ihn gelenkt werden. Sollte er es jemandem sagen<br />

oder einfach wegrennen? Er wusste es nicht. Schließlich rannte er einfach<br />

weg, ohne zu wissen, wohin er rannte. Dann kam er in ein Zimmer, das sehr<br />

dunkel war. Er lief ins Zimmer hinein und trat in eine Pfütze. Er konnte<br />

nicht erkennen, was es war. Dave tastete die Wand nach einem Lichtschalter<br />

ab. Als er ihn fand, machte er das Licht an. Er erstarrte, ihm lief es eiskalt<br />

den Rücken hinunter. Er konnte es nicht fassen: Er stand in einer Pfütze aus<br />

Blut. Eine Leiche lag auf einem Tisch und aus ihrem Kopf tropfte Blut. Es<br />

bildete sich eine Pfütze, in der Dave nun stand. Seine Augen wurden groß,<br />

er bekam Gänsehaut und er konnte sich kein Stück bewegen. Er stand nur da<br />

und schaute umher. Schließlich versuchte er, einen Schritt zu machen und es<br />

klappte sehr mühsam, denn seine Schuhe waren so schwer geworden, dass er<br />

nicht mehr richtig laufen konnte.<br />

Dann, als er ein paar Schritte gemacht hatte, versuchte er die Leiche zu erkennen.<br />

Es war ein Betreuer, der Dave auch immer vernachlässigt hatte, aber<br />

trotzdem musste er wieder weinen. Dave setzte sich in eine Ecke des Raums<br />

und sah die ganze Zeit die Leiche an und weinte, so sehr, dass seine Tränen<br />

auf das Blut tropften und sich mit dem Blut vermischten.<br />

Er zog seine Schuhe aus, denn wenn er mit den Schuhen umherlief, dann<br />

lenkte er nur den Verdacht auf sich. Plötzlich hörte er etwas herunter fallen.<br />

Es war ein Gegenstand neben der Leiche, der ihn in Panik versetzte.<br />

Er konnte nicht mehr richtig atmen und atmete so heftig, dass ihm die Luft<br />

weg blieb. Aber trotzdem rannte er wieder los. Er wollte einfach nur weg,<br />

er rannte und rannte, bis er wieder in ein dunkles Zimmer kam. Er machte<br />

das Licht an und sah wieder nur Leichen. Dave rannte wieder weg, er wusste<br />

Sajaed Iqbal: Kapitel 23 79<br />

nicht, wohin. Er wusste nicht, was er nun machen sollte, er rannte einfach<br />

nur und sah überall nur Leichen, nur Tote.<br />

Er rannte immer noch, und plötzlich blieb er vor einer Tür stehen, die verschlossen<br />

war. Er konnte Schreie hören und eine Stimme, die ihm sehr bekannt<br />

erschien. Es war Jack, ja, das war er.<br />

Dave schaute durch das Türloch und erkannte eine Person, die auf dem Boden<br />

um ihr Leben flehte. Es war ein Betreuer, und vor dem Betreuer stand<br />

Jack mit einem blutigem Messer in der Hand. Dave konnte nicht hinschauen.<br />

Er traute sich einfach nicht – und da war es geschehen. Dave hörte drei<br />

laute Schreie von dem Betreuer. Er wusste nicht, wo er sich verstecken sollte,<br />

denn wenn ihn Jack sehen würde, würde er ihn auch umbringen. Und da<br />

sah er eine große Blumenvase, hinter der er sich versteckte. Jack kam aus<br />

dem Zimmer. Dave konnte erkennen, dass Jack viele Blutspritzer an seinen<br />

Kleidern hatte. Und dass seine Hände voller Blut waren.<br />

Jack lief in Daves Richtung, ganz genau auf ihn zu. Er musste jetzt seinen<br />

Atem anhalten, denn von dem vielem Rennen war Dave aus der Puste, aber<br />

jetzt ging es um Leben oder Tod und er hielt seine Luft an. Jack stand immer<br />

noch vor ihm. Dave konnte nicht mehr. Er musste jetzt einfach atmen, sonst<br />

würde er noch ersticken. Und da, in der letzten Sekunde, rannte Jack weg<br />

und Dave atmete heftig auf und hustete ein paar<strong>mal</strong>.<br />

Er kam vorsichtig hinter der Vase hervor und schlich sich in das Zimmer,<br />

in dem Jack gerade war. Alles war zerwühlt, ein zerschlagener Spiegel stand<br />

vor ihm, auf dem Blut zu erkennen war. Er suchte schließlich nach der Leiche,<br />

aber sie war nicht zu finden. Dave konnte es nicht verstehen. Wohin<br />

konnte die Leiche verschwunden sein? Er schaute unter dem Tisch nach,<br />

aber da war sie auch nicht. Er musste die Leiche finden, denn der Betreuer,<br />

der gerade getötet worden war, hatte ihm <strong>mal</strong> sein Geld weggenommen, und<br />

das wollte er wieder haben.<br />

Dave suchte immer noch, aber dann schaute er zu einem Schrank hinüber<br />

und sah, dass aus dem Schrank Blut floss. Er machte den Schrank auf und<br />

die Leiche fiel genau auf ihn. Er schrie laut auf, und gleich darauf hielt er sich<br />

den Mund zu. Hoffentlich hatte ihn niemand gehört, dachte er erschrocken<br />

vor sich hin. Er holte aus den Taschen der Leiche das Geld raus und rannte<br />

schnell davon und versteckte sich in einem seiner Verstecke. Er rannte wieder<br />

in das Zimmer, in dem er sich am Anfang versteckt hatte. Er versteckte<br />

sich unter der Bettdecke, und trotz Panik schlief Dave ein.

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