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Erzähl mal! Der stille Zeuge - Literaturmachen

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54 <strong>Der</strong> <strong>stille</strong> <strong>Zeuge</strong><br />

Er kam von den Gedanken ab, als er wieder diese Geräusche wahrnahm.<br />

Es hörte sich an wie ein leises Schreien. Er berührte leicht den Türgriff und<br />

machte die Tür leise auf.<br />

Es war dunkel. <strong>Der</strong> gesamte Flur war dunkel. Er lief zirka einen Meter und<br />

bleibt dann stehen. Er zitterte und schaute sich um. Nichts. Nach kurzer Zeit<br />

stand er vor dem Lichtschalter. Er wollt das Licht anmachen, doch es ging<br />

nicht. Das Licht ließ sich nicht einschalten. Er versuchte es noch <strong>mal</strong> und<br />

noch <strong>mal</strong>, doch es klappte nicht.<br />

Nun lief es ihm eiskalt den Rücken hinunter. Er dachte wieder an Einbrecher<br />

– oder vielleicht sogar an einen Mörder. Kurz bevor ihn diese Gedanken<br />

total überfielen, schlich er wieder leise zurück. Plötzlich stolperte er und<br />

knallte auf den Boden. Nach kurzer Zeit richtete er sich auf und fasste sich<br />

ans Knie.<br />

<strong>Der</strong> ganze Flur war dunkel, doch er roch Blut. Er wusste nicht, wie ihm<br />

geschah. Blutete er am Knie oder woher sollte der Geruch kommen? Als er<br />

wieder leise Geräusche hörte, wurde im kalt ums Herz. Vielleicht war doch<br />

ein Mörder im Haus. Als ihn diese Gedanken überfielen, wusste er nicht<br />

mehr weiter. Er rannte lautstark den Flur entlang, zu seinem Zimmer.<br />

Dort angekommen, fasste er sich an das blutende Knie und schaute sich um.<br />

Er sah nichts, das ganze Haus war dunkel. Er öffnete langsam die Tür und<br />

trat in das Zimmer. Alles war still, die anderen Kinder schliefen alle. Er lief<br />

durch das Zimmer und legte sich in sein Bett, riss die Bettdecke bis an sein<br />

Kinn und versuchte zu schlafen. Aber an Schlaf war nicht zu denken, er<br />

musste einfach die ganze Zeit an die Geräusche im Flur denken. An den<br />

Blutgeruch und an die Kälte, die ihn überfallen hatte.<br />

Er beschäftigte sich die ganze Zeit mit diesen Fragen, doch einige Zeit später<br />

schlief er schon tief und fest.<br />

Paula Schmidt: Kapitel 15 55<br />

Paula Schmidt<br />

Kapitel 15<br />

Dave wurde von den Sonnenstrahlen geweckt, die durch sein Fenster schienen.<br />

Das taten sie hier sehr selten. Denn Fenster waren in solchen Zimmern<br />

wie in seinem selten. Er hatte sehr unruhig geschlafen. Wie viel Uhr war es?<br />

Er schaute auf den Wecker, es war kurz nach acht.<br />

Er musste sich beeilen, sonst würde er zu spät zum Frühstück kommen.<br />

Also zog er schnell seine verdreckte Hose an. Max hatte ihn gestern in den<br />

Schlamm geschubst. Sein T-Shirt sah auch nicht besser aus. Er rannte die<br />

Treppen runter. Es waren schon alle da. Außer Mrs. Nowak. Wahrscheinlich<br />

steckte sie im Stau. Sie gehörte zu den wenigen der Betreuer, die nicht<br />

im Heim wohnten.<br />

Es gab <strong>mal</strong> wieder Marmeladenbrot. Jeden Morgen das Gleiche. Er hasste es.<br />

Es klingelte. Adoptiveltern konnten es nicht sein, denn es war noch zu früh.<br />

Es war ein Polizist. Er verschwand mit Mrs. Giggles, der Leiterin des Heims,<br />

in ihrem Büro. Dave konnte ihn nur kurz sehen, er hatte kurze Haare, eine<br />

Fliegerbrille, war sehr schlank und etwa um die 35 Jahre alt.<br />

Alle fingen an zu tuscheln. Nur Dave nicht. Mit wem denn auch? Mr. Prob<br />

bat die Kinder ungewöhnlich freundlich um Ruhe. Wahrscheinlich wegen<br />

dem Polizisten. Als sie nach ungefähr einer halben Stunde wieder aus dem<br />

Büro kamen, befragte er die restlichen Betreuer. Dann befragte er Jack.<br />

Mittlerweile war das Frühstück vorbei. Die Kinder sollten sich nun für die<br />

Schule fertig machen. Dave hatte keine Lust, er wollte lieber lauschen, was<br />

der Polizist wissen wollte. <strong>Der</strong> Polizist reichte Jack die Hand.<br />

„Hallo, ich heiße Michael.“<br />

Jack nahm die Hand und nickte ihm zu. „Jack.“<br />

Michael fragte: „Wie gut kannten Sie Mrs. Nowak?“<br />

„Nicht sehr gut. Wenn wir uns <strong>mal</strong> unterhalten haben, dann meistens über<br />

die Kinder. Ich glaube, sie hat <strong>mal</strong> erwähnt, dass sie alleine lebt.“<br />

<strong>Der</strong> Polizist drehte seinen Kuli zwischen den Fingern.

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