Erzähl mal! Der stille Zeuge - Literaturmachen
Erzähl mal! Der stille Zeuge - Literaturmachen
Erzähl mal! Der stille Zeuge - Literaturmachen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
94 <strong>Der</strong> <strong>stille</strong> <strong>Zeuge</strong><br />
„Was ist denn das für ein Teddy, und von wem ist der Brief?“, fragte seine<br />
Mutter überrascht.<br />
Daraufhin merkte Dave, dass es nicht gut wäre, sie jetzt zu belügen. Er erzählte<br />
seiner Mutter die ganze Geschichte, mit Jack und dem Amoklauf. Seine<br />
Mutter war schockiert, als sie das hörte und wunderte sich, dass sie davon<br />
nichts gewusst hatte. Dave erzählte auch, dass Jack in den Fluss gesprungen<br />
war und dass die Polizei glaubte, dass er tot sei.<br />
Nachdem Dave die Geschichte erzählt hatte, machten er und seine Mutter<br />
zusammen den Brief auf. Er war von Jack. In ihm stand geschrieben, dass<br />
Jack sich noch retten konnte, als ihn das Wasser fast umgebracht hätte. Er<br />
fragte Dave auch, wie es ihm gehe und ob er eine neue nette Familie gefunden<br />
hätte.<br />
Danach blieben sie noch kurz sitzen und sagten nichts.<br />
Darauf gingen sie runter und erzählten alles Daves Vater, damit es in Zukunft<br />
keine Komplikationen mehr geben würde.<br />
Daves Vater reagierte genau so schockiert wie seine Mutter.<br />
„Aber eins versteh ich nicht: Woher wusste Jack, wo ich wohne?“, fragte<br />
Dave verblüfft. Darauf wussten seine Eltern auch keine Antwort.<br />
Yves Biber & Niko Terschawetz: Kapitel 29 95<br />
Yves Biber & Niko Terschawetz<br />
Kapitel 29<br />
Lieber Dave,<br />
ich bin’s, Jack. Ja, ich lebe noch. Doch ich lebe im Verborgenen, fernab jeglicher<br />
Zivilisation.<br />
Ich werde nicht mehr mit Dir in Kontakt treten, da ich das Risiko nicht eingehen<br />
möchte, gefunden zu werden. Das heißt, dass dieser Brief hier der Letzte<br />
an Dich sein wird. Ich möchte weder, dass Du mich suchst oder sonst irgend<br />
etwas wegen mir unternimmst. Außerdem möchte ich mich bei Dir entschuldigen,<br />
für all das, was ich Dir angetan habe.<br />
Ich weiß, dass Du mir vielleicht noch irgend etwas sagen möchtest oder mich<br />
nach dem Grund für meine Tat fragen willst.<br />
Doch wird Dir das Fragenstellen nicht heute und nicht in Deinem restlichen<br />
Leben vergönnt sein. Daher erkläre ich vielleicht all das mit diesem Brief und<br />
helfe Dir dabei zu verstehen, wofür ich das alles getan habe.<br />
Anfangen tue ich am besten am Anfang.<br />
Ich wuchs wie Du in diesem Waisenhaus auf. Ich wurde wie Du dort früher<br />
immer geärgert und gemobbt. Deswegen gab ich Dir auch meinen Teddy, da<br />
Du mich am meisten an mich selbst erinnert hast. Ich wurde sogar von den<br />
da<strong>mal</strong>igen Betreuern geschlagen.<br />
<strong>Der</strong> Grund war meistens der, dass ich schwarz bin. Ich möchte, dass Du verstehst,<br />
dass ich Dich nie<strong>mal</strong>s hätte töten können. Ich schlich mich bei Euch als<br />
Hausmeister ein, um zu sehen, ob Ihr – die Kinder – immer noch angeschrieen<br />
werdet.<br />
Ich dachte mir, ich könnte es vielleicht verhindern. Doch da lag ich wohl<br />
falsch. Ich tötete diese Menschen, da sie es verdient hatten und es nicht wert<br />
waren, länger zu leben.