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Erzähl mal! Der stille Zeuge - Literaturmachen

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36 <strong>Der</strong> <strong>stille</strong> <strong>Zeuge</strong><br />

ihn auf! Pass sehr gut auf ihn auf, ich meine, verliere ihn nicht und lasse ihn<br />

nie aus den Augen, denn er soll nicht verloren gehen!“<br />

Jack wurde erst jetzt so richtig klar, dass Dave genauso war wie er. <strong>Der</strong> Teddy,<br />

den er bekommen hatte, brauchte er jetzt nicht mehr, und da fiel Jack mit<br />

einem Gedankenblitz ein:<br />

„Ich schenke meinen Teddy Dave, wie ihn der Betreuer mir da<strong>mal</strong>s schenkte.<br />

Genau so mache ich das“, sprach er mit sich selber. „Mit diesem Teddy kann<br />

ich sowieso nichts mehr anfangen, da ich sowieso über dieses Alter hinaus<br />

bin, mit Teddys zu spielen. An diesem Teddy sind alle meine alten Erinnerungen<br />

gewesen, die ich nun hergebe, sogar verschenke.“<br />

Jack machte sich erst ein<strong>mal</strong> in seinem Zimmer auf die Suche nach dem<br />

Teddy, denn er wusste überhaupt nicht, wo er war. Denn er hatte ihn schon<br />

lange nicht mehr gesehen. Er suchte überall, in jeder Kiste und in jeder Ecke,<br />

bis er ihn endlich, ganz verstaubt, hinter einer Kiste fand. Er nahm ihn dort<br />

heraus und putzte den Staub von dem Teddy ab. Da sah er, dass der Teddy<br />

nicht wirklich toll aussah, denn ihm fehlte das rechte Auge und ein bisschen<br />

Füllung kam heraus. Das war ihm aber egal. In diesem Teddy steckten seine<br />

schlimmen Zeiten im Waisenhaus.<br />

Jack machte sich nun mit seinem alten Teddy und Daves neuem Teddy auf<br />

den Weg, um Dave zu suchen, denn er wollte ihn Dave mit seinen eigenen<br />

Händen überreichen. Er suchte und suchte ihn, und nach langem Suchen<br />

fand er ihn weinend in einer Ecke sitzen.<br />

„Hey, ich bin Jack, der Hausmeister. Was ist denn mit dir? Haben dich <strong>mal</strong><br />

wieder ein paar Kinder geärgert?“<br />

„Mich haben gerade eben wieder ein Haufen Kinder geärgert und fertig gemacht.“<br />

Nun betonte er laut, aber so, dass es keiner hörte: „Ich hasse hier in<br />

diesem Waisenhaus alle Kinder, ich hasse hier einfach alles!“<br />

„Ich verstehe das. Ich war früher genauso wie du. Ich wurde immer geärgert<br />

in diesem Waisenhaus“, sprach er mitleidend mit ihm.<br />

„Was, Sie waren früher auch in diesem Waisenhaus und wurden dort genauso<br />

geärgert wie ich!“<br />

„Genau. Ich hatte keinen einzigen Freund, und als ich jemanden brauchte,<br />

war niemand da!<br />

Mir hat früher ein Betreuer einen Teddy geschenkt, weil ich niemanden<br />

hatte, und so wurde der Teddy mein Freund, obwohl es sich ein bisschen<br />

komisch anhört, das war mir früher aber egal.“<br />

Fabian Ajtnik: Kapitel 8 37<br />

Nun wurde Dave ein bisschen glücklicher, denn er hatte einen, mit dem er<br />

richtig reden konnte und der ihn verstand.<br />

„Ich habe etwas für dich, das ich dir mit ganzem Herzen gebe. Es ist mein…“<br />

Und nun wurde er ein bisschen leiser. “…alter Teddy!“<br />

„Das kann ich doch nicht annehmen!“<br />

„Doch, das kannst du!“ Und Jack überreichte mit Stolz seinen alten Teddy.<br />

„Er ist halt ein bisschen kaputt, weil er auch ein bisschen älter ist. Aber das<br />

ist doch nicht so schlimm, oder?“<br />

Dave nahm glücklich den kaputten Teddy an und Jack ging, denn er musste<br />

wieder an seine Arbeit – eine kaputte Tür reparieren.<br />

Vor dem Gehen sagte er noch ein<strong>mal</strong>: „Du, Dave! Pass gut auf den Teddy<br />

auf, ist das klar!“<br />

„Mach ich. Versprochen!“, antwortete er stolz.<br />

Als Jack fast hinter einer Tür verschwunden war, rief Dave noch ein<strong>mal</strong> hinterher:<br />

„Danke! Und komm mich bald wieder besuchen.“<br />

Dave wusste nicht genau, ob er es noch hörte, aber das war auch nicht so<br />

schlimm.<br />

Er war sehr glücklich, denn keiner in diesem Waisenhaus war so nett wie<br />

Jack und schenkte ihm etwas.<br />

Er ging in sein Bett, mit seinem neuen Teddy, umarmte ihn und sprach,<br />

damit es jeder hören konnte: „Mein neuer Freund – Teddy.“

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