18.11.2021 Aufrufe

HANSA 01-2019

Speditionen | Windantrieb | Tanker-Report | RAVE | Bilanz deutscher Häfen | Hyperloop | Fokus Bunker & Schmierstoffe | Shortsea | dship | Hansa Heavy Lift | Review HANSA-Forum 

Speditionen | Windantrieb | Tanker-Report | RAVE | Bilanz deutscher Häfen | Hyperloop | Fokus Bunker & Schmierstoffe | Shortsea | dship | Hansa Heavy Lift | Review HANSA-Forum 

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Finanzierung | Financing<br />

Abstract: The end of Hansa Heavy Lift<br />

Hansa Heavy Lift has filed for bankruptcy. This should end a rather inglorious chapters<br />

in German shipping history. At the end the company was left with eleven ships,<br />

and even those were on the brink of collapse or beyond. Last spring a restructuring of<br />

the fleet failed. At that time, investor Oaktree had the opportunity to buy the ships and<br />

operate more cost-effectively, free of bank obligations. But the transaction did not materialize.<br />

The vessels’ future is unclear. Further information: redaktion@hansa-online.de<br />

Der selbsternannte »Zahlenmann« Iliffe tauchte mehr und mehr<br />

in das Schifffahrtsgeschäft ein, verbesserte die Bilanz jedoch nicht<br />

nachhaltig. Auch seine Pläne, die Reederei zu einem umfänglichen<br />

Dienstleister für Offshore-Projekte aufzubauen, mit selbst betriebenen<br />

Errichterschiffen und Zubringer-Verkehren, wurden nicht<br />

realisiert. Der CEO konnte seine Vorgesetzten nicht überzeugen,<br />

das entsprechende Kapital bereitzustellen. Der nötige Knowhow-<br />

Aufbau für die komplexen Prozesse galt als zu riskant.<br />

Übernehmen vs. Übernommen<br />

© HHL/Hansa<br />

2<strong>01</strong>6 stieg HHL schließlich in den Übernahmepoker für die deutsche<br />

Schwergutreederei SAL ein, um sich Marktanteile zu kaufen.<br />

Deren Eigner, die japanische Schifffahrtsgruppe K Line, hatte<br />

die Geduld verloren und suchte händeringend einen Käufer.<br />

Den Zuschlag erhielt schließlich Harren & Partner aus Bremen.<br />

Iliffe, dem ein häufig zu resolutes Auftreten nachgesagt wird, soll<br />

in den Verhandlungen keine allzu glückliche Figur abgegeben haben.<br />

Ob ihm dies oder andere Fehler zum Verhängnis wurden,<br />

ist nicht restlos aufgeklärt. Jedenfalls musste Iliffe im Februar<br />

2<strong>01</strong>7 »mit sofortiger Wirkung« gehen. Seine Nachfolger wurden<br />

der ehemalige Seemann Steve Dawson und der Finanzfachmann<br />

Alex Karakassis.<br />

Der erhoffte Aufschwung blieb allerdings auch unter<br />

der neuen Führungsspitze aus. Zwar konnte<br />

HHL zuletzt einige gute Aufträge für 2<strong>01</strong>9 gewinnen.<br />

Sie hätten jedoch nicht dazu geführt,<br />

aus den roten Zahlen zu kommen.<br />

Anfang Dezember wurde<br />

schließlich die »HHL Elbe«<br />

in Rouen auf Betreiben<br />

eines Bunker-<br />

Lieferanten an<br />

die Kette gelegt,<br />

der auf<br />

die Begleichung<br />

seiner Rechnung pochte. Die HHL-Verantwortlichen, also<br />

Oaktree, ordneten einen kompletten Zahlungsstopp an.<br />

Es folgte das Unvermeidliche, die Insolvenz. Oaktree zog und<br />

drehte – die Reißleine und den Geldhahn zu. Als Grund wurde<br />

das »anhaltend schwierige Marktumfeld« aufgeführt. Betroffen<br />

sind 80 Mitarbeiter, 50 davon in Hamburg. Von Oaktree verwaltete<br />

Fonds hätten sich in den vergangenen sieben Jahren aktiv als<br />

Kapitalgeber engagiert und gemeinsam mit der Geschäftsleitung<br />

»gründlich und beharrlich alle möglichen Strategien« geprüft,<br />

um das Überleben des Unternehmens zu sichern, hieß es. Angesichts<br />

der »anhaltenden strukturellen Probleme« in der Schwergut-Schifffahrt<br />

könne man keine weiteren Finanzmittel investieren.<br />

Der Zeitpunkt für einen Ausstieg von Oaktree ist aus Sicht<br />

des Finanzmarkts nicht ungewöhnlich, sieben bis zehn Jahre gelten<br />

als relativ üblicher Zeitraum, bis ein Investment beendet wird.<br />

Zu den möglichen Strategien, von denen gesprochen wurde,<br />

gehörte auch ein Verkauf der Reederei. Nach Informationen<br />

der <strong>HANSA</strong> gab es konkrete Verkaufsgespräche mit anderen<br />

MPP- & Heavylift-Carriern, die allerdings an zu hohen Forderungen<br />

von Oaktree gescheitert sein sollen.<br />

Auf Drängen der finanzierenden Banken waren zuletzt drei<br />

weitere Schiffe abgezogen worden, so das besagte elf Einheiten<br />

übrig blieben. Bei vier Frachtern soll die Commerzbank an Bord<br />

sein, bei mindestens einem die NordLB.<br />

Eine Restrukturierung der Flotte war im Frühjahr gescheitert.<br />

Seinerzeit hatte Oaktree die Möglichkeit, die Schiffe zu kaufen<br />

und frei von Bankverpflichtungen kosteneffizienter zu betreiben.<br />

Doch die Transaktion kam nicht zu Stande. Eine angeschlossene<br />

Suche nach neuen Investoren blieb erfolglos.<br />

Was mit den Schiffen passiert, ist unklar. Denkbar, dass sich<br />

Oaktree selbst an der Insolvenzmasse bedient um günstig an<br />

Tonnage zu kommen und sie weiterzuverkaufen. Gleiches gilt<br />

für andere MPP-Player, auch wenn in diesem Fall der Weiterverkauf<br />

nicht unbedingt höchste Priorität haben dürfte. Es ist durchaus<br />

wahrscheinlich, und nach <strong>HANSA</strong>-Informationen auch real,<br />

dass sich Interessenten aus den Übernahmeverhandlungen einige<br />

der Schiffe sichern wollen.<br />

Für Oaktree wären die Schiffe wohl leicht zu bezahlen. Der Private-Equity-Investor<br />

verwaltet Kapital im Wert von 122 Mrd $. Er<br />

ist über Beteiligungen im Bulk- (Star Bulk), Tanker- (Torm) und<br />

Fischereisegment (Solvtrans) aktiv. Zu den bekannten Engagements<br />

gehören zudem Beteiligungen am Shipmanager OSM Maritime<br />

und dem digitalen Ladungsmakler Loadsmart. Nicht zuletzt<br />

werden Luxus-Yachten von Ritz-Carlton co-finanziert.<br />

Stolberg wartet<br />

Beluga-Gründer Niels Stolberg wartet unterdessen auf die Entscheidung<br />

zu seiner Zukunft. Nach Rauswurf und Privatinsolvenz war<br />

er zwischenzeitlich als »Berater« tätig. Auch gab es immer wieder<br />

Spekulationen über Beteiligungen an Projekten für die Kreuz- und<br />

Fährschifffahrt. Offiziell in Erscheinung tritt er dabei allerdings<br />

nicht – oder sollte man sagen »noch nicht«?<br />

n<br />

<strong>HANSA</strong> International Maritime Journal – 156. Jahrgang – 2<strong>01</strong>9 – Nr. 1 25

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!