HANSA 01-2019
Speditionen | Windantrieb | Tanker-Report | RAVE | Bilanz deutscher Häfen | Hyperloop | Fokus Bunker & Schmierstoffe | Shortsea | dship | Hansa Heavy Lift | Review HANSA-Forum
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Finanzierung | Financing<br />
Abstract: The end of Hansa Heavy Lift<br />
Hansa Heavy Lift has filed for bankruptcy. This should end a rather inglorious chapters<br />
in German shipping history. At the end the company was left with eleven ships,<br />
and even those were on the brink of collapse or beyond. Last spring a restructuring of<br />
the fleet failed. At that time, investor Oaktree had the opportunity to buy the ships and<br />
operate more cost-effectively, free of bank obligations. But the transaction did not materialize.<br />
The vessels’ future is unclear. Further information: redaktion@hansa-online.de<br />
Der selbsternannte »Zahlenmann« Iliffe tauchte mehr und mehr<br />
in das Schifffahrtsgeschäft ein, verbesserte die Bilanz jedoch nicht<br />
nachhaltig. Auch seine Pläne, die Reederei zu einem umfänglichen<br />
Dienstleister für Offshore-Projekte aufzubauen, mit selbst betriebenen<br />
Errichterschiffen und Zubringer-Verkehren, wurden nicht<br />
realisiert. Der CEO konnte seine Vorgesetzten nicht überzeugen,<br />
das entsprechende Kapital bereitzustellen. Der nötige Knowhow-<br />
Aufbau für die komplexen Prozesse galt als zu riskant.<br />
Übernehmen vs. Übernommen<br />
© HHL/Hansa<br />
2<strong>01</strong>6 stieg HHL schließlich in den Übernahmepoker für die deutsche<br />
Schwergutreederei SAL ein, um sich Marktanteile zu kaufen.<br />
Deren Eigner, die japanische Schifffahrtsgruppe K Line, hatte<br />
die Geduld verloren und suchte händeringend einen Käufer.<br />
Den Zuschlag erhielt schließlich Harren & Partner aus Bremen.<br />
Iliffe, dem ein häufig zu resolutes Auftreten nachgesagt wird, soll<br />
in den Verhandlungen keine allzu glückliche Figur abgegeben haben.<br />
Ob ihm dies oder andere Fehler zum Verhängnis wurden,<br />
ist nicht restlos aufgeklärt. Jedenfalls musste Iliffe im Februar<br />
2<strong>01</strong>7 »mit sofortiger Wirkung« gehen. Seine Nachfolger wurden<br />
der ehemalige Seemann Steve Dawson und der Finanzfachmann<br />
Alex Karakassis.<br />
Der erhoffte Aufschwung blieb allerdings auch unter<br />
der neuen Führungsspitze aus. Zwar konnte<br />
HHL zuletzt einige gute Aufträge für 2<strong>01</strong>9 gewinnen.<br />
Sie hätten jedoch nicht dazu geführt,<br />
aus den roten Zahlen zu kommen.<br />
Anfang Dezember wurde<br />
schließlich die »HHL Elbe«<br />
in Rouen auf Betreiben<br />
eines Bunker-<br />
Lieferanten an<br />
die Kette gelegt,<br />
der auf<br />
die Begleichung<br />
seiner Rechnung pochte. Die HHL-Verantwortlichen, also<br />
Oaktree, ordneten einen kompletten Zahlungsstopp an.<br />
Es folgte das Unvermeidliche, die Insolvenz. Oaktree zog und<br />
drehte – die Reißleine und den Geldhahn zu. Als Grund wurde<br />
das »anhaltend schwierige Marktumfeld« aufgeführt. Betroffen<br />
sind 80 Mitarbeiter, 50 davon in Hamburg. Von Oaktree verwaltete<br />
Fonds hätten sich in den vergangenen sieben Jahren aktiv als<br />
Kapitalgeber engagiert und gemeinsam mit der Geschäftsleitung<br />
»gründlich und beharrlich alle möglichen Strategien« geprüft,<br />
um das Überleben des Unternehmens zu sichern, hieß es. Angesichts<br />
der »anhaltenden strukturellen Probleme« in der Schwergut-Schifffahrt<br />
könne man keine weiteren Finanzmittel investieren.<br />
Der Zeitpunkt für einen Ausstieg von Oaktree ist aus Sicht<br />
des Finanzmarkts nicht ungewöhnlich, sieben bis zehn Jahre gelten<br />
als relativ üblicher Zeitraum, bis ein Investment beendet wird.<br />
Zu den möglichen Strategien, von denen gesprochen wurde,<br />
gehörte auch ein Verkauf der Reederei. Nach Informationen<br />
der <strong>HANSA</strong> gab es konkrete Verkaufsgespräche mit anderen<br />
MPP- & Heavylift-Carriern, die allerdings an zu hohen Forderungen<br />
von Oaktree gescheitert sein sollen.<br />
Auf Drängen der finanzierenden Banken waren zuletzt drei<br />
weitere Schiffe abgezogen worden, so das besagte elf Einheiten<br />
übrig blieben. Bei vier Frachtern soll die Commerzbank an Bord<br />
sein, bei mindestens einem die NordLB.<br />
Eine Restrukturierung der Flotte war im Frühjahr gescheitert.<br />
Seinerzeit hatte Oaktree die Möglichkeit, die Schiffe zu kaufen<br />
und frei von Bankverpflichtungen kosteneffizienter zu betreiben.<br />
Doch die Transaktion kam nicht zu Stande. Eine angeschlossene<br />
Suche nach neuen Investoren blieb erfolglos.<br />
Was mit den Schiffen passiert, ist unklar. Denkbar, dass sich<br />
Oaktree selbst an der Insolvenzmasse bedient um günstig an<br />
Tonnage zu kommen und sie weiterzuverkaufen. Gleiches gilt<br />
für andere MPP-Player, auch wenn in diesem Fall der Weiterverkauf<br />
nicht unbedingt höchste Priorität haben dürfte. Es ist durchaus<br />
wahrscheinlich, und nach <strong>HANSA</strong>-Informationen auch real,<br />
dass sich Interessenten aus den Übernahmeverhandlungen einige<br />
der Schiffe sichern wollen.<br />
Für Oaktree wären die Schiffe wohl leicht zu bezahlen. Der Private-Equity-Investor<br />
verwaltet Kapital im Wert von 122 Mrd $. Er<br />
ist über Beteiligungen im Bulk- (Star Bulk), Tanker- (Torm) und<br />
Fischereisegment (Solvtrans) aktiv. Zu den bekannten Engagements<br />
gehören zudem Beteiligungen am Shipmanager OSM Maritime<br />
und dem digitalen Ladungsmakler Loadsmart. Nicht zuletzt<br />
werden Luxus-Yachten von Ritz-Carlton co-finanziert.<br />
Stolberg wartet<br />
Beluga-Gründer Niels Stolberg wartet unterdessen auf die Entscheidung<br />
zu seiner Zukunft. Nach Rauswurf und Privatinsolvenz war<br />
er zwischenzeitlich als »Berater« tätig. Auch gab es immer wieder<br />
Spekulationen über Beteiligungen an Projekten für die Kreuz- und<br />
Fährschifffahrt. Offiziell in Erscheinung tritt er dabei allerdings<br />
nicht – oder sollte man sagen »noch nicht«?<br />
n<br />
<strong>HANSA</strong> International Maritime Journal – 156. Jahrgang – 2<strong>01</strong>9 – Nr. 1 25