HANSA 01-2019
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Schifffahrt | Shipping<br />
Fuel contamination? Alles Spekulation!<br />
Die Berichte über technische Probleme an Bord, die durch kontaminierten Kraftstoff<br />
ausgelöst worden sein sollen, häufen sich. Angesichts der Zäsur im maritimen<br />
Kraftstoffmarkt, die 2020 ansteht, müssen Lösungen her – die Experten sind allerdings<br />
noch uneins, schreibt Felix Selzer<br />
Mehrere hundert Schiffe waren in<br />
diesem Jahr bereits von »bad bunker«<br />
betroffen, vor allem in den Bunker-<br />
Hubs Singapur und im Golf von Mexiko<br />
hatten Schiffsingenieure mit Problemen<br />
wie verstopften Kraftstoffsystemen bis<br />
hin zu Maschinenausfällen zu kämpfen.<br />
Den Schwarzen Peter hatten schnell die<br />
Bunkerlieferanten.<br />
Was tatsächlich die Wurzel des Übels<br />
ist, können jedoch auch Bunkerexperten<br />
bisher nicht sagen. Denn es ist kaum<br />
nachvollziehbar, ob in allen bekannten<br />
Fällen die Ursache für Maschinenausfälle<br />
durch »bad bunker« die gleiche gewesen<br />
ist. Zudem gehen die Meinungen<br />
von Testlaboren und Experten auseinander.<br />
Die Probleme manifestieren sich aber<br />
alle ähnlich, in Form verklebter und verstopfter<br />
Kraftstofffilter oder Komponenten<br />
von Einspritzsystemen, betroffen sind<br />
hauptsächlich Pumpen. In machen Fällen<br />
waren die Probleme so schwerwiegend,<br />
dass es zu einem Ausfall der Hauptmaschinen<br />
kam.<br />
Vielfach wird vermutet, dass die betreffenden<br />
Kraftstoffe mit Substanzen<br />
verunreinigt wurden, die durch Verdünner<br />
(cutter stocks) schon während der<br />
Produktion in Raffinerien oder Terminals<br />
zugeführt wurden. Die Verdünner<br />
werden genutzt, um die Viskosität eines<br />
Kraftstoffgemischs zu reduzieren. »Das<br />
ist allerdings reine Spekulation. In ähnlich<br />
gelagerten Fällen in der Vergangenheit<br />
wurde die eigentliche Ursache nie<br />
adäquat identifiziert, zusammenfassend<br />
kann man aber eine mangelnde Kontrolle<br />
der im maritimen Pool genutzten<br />
Verdünner als Grund annehmen«, so die<br />
International Bunker Industry Association<br />
(IBIA) in einer Stellungnahme. Denkbar<br />
seien auch Kreuzkontaminierungen<br />
durch neue Ladungen in Mehrzweck-Lagertanks,<br />
die zuvor nicht ausreichend geleert<br />
und gereinigt worden seien. Andere<br />
Berichte wiederum lassen<br />
laut IBIA darauf<br />
schließen, dass es<br />
in Fällen, in<br />
denen es nur zu einer Schlammbildung<br />
kam, an der Inkompatibilität eines neuen<br />
Kraftstoffs mit Rückständen im Tank lag.<br />
»Wo keine Klarheit herrscht, ist auch<br />
die Haftung betroffen, und es ist wahrscheinlich,<br />
dass Fragen nach zuvor beförderten<br />
Bunkersorten und Kraftstoffmanagement-Prozessen<br />
an Bord gestellt<br />
werden. Reeder sind gut beraten, alle Prozesse<br />
sorgsam zu dokumentieren und relevante<br />
Kraftstoffproben aufzubewahren«,<br />
rät der Bunkerverband.<br />
Neue Sorten, neue Risiken<br />
Dass das Thema gerade weit oben auf der<br />
Agenda steht, liegt an dem ab 1. Januar<br />
2020 weltweit geltenden neuen Grenzwert<br />
für den Schwefelgehalt in Schiffskraftstoffen<br />
beziehungsweise Abgasen<br />
von 0.5%. Branchenexperten sind sich<br />
einig, dass die Mehrheit der Schiffe nach<br />
2020 schwefelarmen Kraftstoff<br />
Fälle von »bad bunker« gab es u.a. in Singapur<br />
© MPA<br />
48 <strong>HANSA</strong> International Maritime Journal – 156. Jahrgang – 2<strong>01</strong>9 – Nr. 1