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HANSA 01-2019

Speditionen | Windantrieb | Tanker-Report | RAVE | Bilanz deutscher Häfen | Hyperloop | Fokus Bunker & Schmierstoffe | Shortsea | dship | Hansa Heavy Lift | Review HANSA-Forum 

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Schifffahrt | Shipping<br />

(LSFO) als Compliance-Option verwenden<br />

wird. Anstelle des bisher genutzten<br />

HFOs werden also neue, schwefelarme<br />

Kraftstoffsorten oder Gemische auf den<br />

Markt kommen. Das erhöht nach Meinung<br />

von Experten das Risiko von Verunreinigungen<br />

und Inkompatibilitäten.<br />

»Wir sehen bereits heute, dass nicht<br />

konforme Kraftstoffe geliefert werden.<br />

Wir glauben aber, dass mit den Bemühungen<br />

der Lieferanten – um ihres Rufes<br />

willen – und dem proaktiven Treibstoffmanagement<br />

der Betreiber alle diese Probleme<br />

abgemildert werden können«, sagte<br />

Tim Kent, Technical Director Marine<br />

& Offshore, bei der Klassifikationsgesellschaft<br />

Lloyd’s Register, kürzlich auf dem<br />

»22. <strong>HANSA</strong>-Forum Schifffahrt | Finanzierung«<br />

in Hamburg.<br />

Für Klassifikationsgesellschaften<br />

sind die Kernfragen Kompatibilität und<br />

Kraftstofftrennung. Die Ausbildung der<br />

Schiffsbesatzungen im Umgang mit verschiedenen<br />

Arten von Kraftstoffen an<br />

Bord und im Umgang mit dem zusätzlichen<br />

Risiko ist für sie von zentraler Bedeutung.<br />

In Bezug auf die Einhaltung<br />

der Schwefelobergrenze sowie die Kraftstoffsicherheit<br />

gilt das Gleiche für Bunkerlieferanten.<br />

»Ein Mitarbeiter und ein<br />

Laptop reichen nicht mehr aus, um in Zukunft<br />

ein Geschäft zu betreiben. Bunkerlieferanten<br />

brauchen die richtigen Leute<br />

mit den richtigen Fähigkeiten«, sagte<br />

Svend Mølholt, Group COO des dänischen<br />

Bunkerunternehmens Monjasa,<br />

der zusammen mit Tim Kent auf dem<br />

Podium saß.<br />

Für Transportversicherungsexperten<br />

wie Thomas Bjørn Larsen, der das Skuld-<br />

Büro in Hamburg leitet, ist das größte<br />

Problem nach 2020 nicht die Kraftstoffsicherheit,<br />

obwohl er erwartet, dass die<br />

Zahl der kleineren Motorausfälle steigt<br />

und die Blackouts zumindest in einer frühen<br />

Phase zunehmen werden. Die potenzielle<br />

Anzahl von Rechtsstreitigkeiten<br />

zwischen Charterern, Eigentümern<br />

und Bunkerlieferanten bereitet den Versicherern<br />

jedoch einige Kopfschmerzen.<br />

Es stellt sich die Frage, wer im Falle von<br />

Motorausfällen oder Maschinenschäden,<br />

Verspätungen etc. haftet. Das müsse<br />

schon in den Charter Parties geklärt<br />

werden. Er setzt auf die neuen Mustervertragsklauseln,<br />

die der Schifffahrtsverband<br />

BIMCO derzeit erarbeitet.<br />

Vermutlich werde es zu Anfang eine<br />

Zunahme der Streitigkeiten geben, »letztlich<br />

dürfte sich aber alles im Rahmen<br />

dessen abspielen, was wir bereits kennen,<br />

vielleicht mit ein paar neuen Parametern«,<br />

so Larsen. »Wenn es zu Streitigkeiten<br />

kommt, stellt sich die Frage, über<br />

was man sich eigentlich streitet.« Wenn<br />

der derzeit geltende ISO-Standard eingehalten<br />

werde, stehe man letztlich vor einem<br />

»Laborproblem«.<br />

ISO reicht doch, oder?<br />

Tatsächlich stellt sich die Frage, wie alle<br />

diese Situationen überhaupt entstehen<br />

können, obwohl es doch den ISO-Standard<br />

»8217 – Petroleum products – Fuels<br />

(class F) – Specifications of marine<br />

fuels« gibt. Laut Bunkerfachleuten zeigt<br />

ein Test nach ISO 8217 nicht notwendigerweise,<br />

ob ein Kraftstoff verunreinigt<br />

ist oder nicht, weil nur auf bestimmte<br />

Parameter und Grenzwerte getestet<br />

wird. Ansonsten heißt es im ISO-Standard<br />

und unter Paragraph 18.3 des MAR-<br />

POL Annex VI lediglich weit gefasst dass<br />

ein Kraftstoff keinen Stoff in einer Konzentration<br />

enthalten darf, welcher die<br />

Maschinenleistung negativ beeinflusst.<br />

»Das ist nicht gerade eine klare Aussage<br />

und es bedarf nicht-standardisierter,<br />

forensischer Tests, typischerweise Gaschromatographie/<br />

Massenspektrometrie<br />

(GCMS) oder Fourier-Transformations-<br />

Infrarotspektrometrie, was zeitaufwändig<br />

ist und Wochen dauern kann, bis die<br />

Ergebnisse vorliegen«, so die IBIA. Gerade<br />

in Zeiten größerer Nachfrage nach solchen<br />

Dienstleistungen, seien diese Tests<br />

keine Option.<br />

Abgesehen von den technischen Herausforderungen<br />

variieren die Testmethoden<br />

von Labor zu Labor, sodass eine Vergleichbarkeit<br />

der Ergebnisse nur schwer<br />

möglich ist. Außerdem steht die Zuverlässigkeit<br />

der Tests in Frage.<br />

Einer Standardmethode am nächsten<br />

kommt laut IBIA ASTM D7845-17,<br />

entwickelt um per multidimensionaler<br />

GCMS chemische Bestandteile in Schiffskraftstoffen<br />

in niedriger Konzentration<br />

Abstract: Prevention is key against bunker contamination<br />

zu quantifizieren. Allerdings gebe es auch<br />

hier Einschränkungen.<br />

Auch der Bunkerexperte Mølholt sagt:<br />

»Es ist schon richtig, dass der ISO-Standard<br />

überarbeitet wird, aber man sollte<br />

sich auch über zusätzliche, chemische Parameter<br />

Gedanken machen, um sicherzustellen,<br />

dass man in Singapur die gleiche<br />

Kraftstoffqualität wie in Rotterdam<br />

bekommt.«<br />

Der Bunkerverband will das Thema<br />

nicht allein Standardisierungsorganisationen<br />

wie ISO oder ASTM, dem Motorenverband<br />

CIMAC oder den Testlaboren<br />

überlassen. Vielmehr will man alle<br />

Beteiligten in einer Arbeitsgruppe an einen<br />

Tisch bringen und global einheitliche<br />

Testmethoden und Prozesse entwickeln.<br />

Miteinander reden, genau hinsehen<br />

und sorgsame Dokumentation scheinen<br />

derzeit das Rezept zu sein, um sich einigermaßen<br />

abzusichern – technisch und<br />

rechtlich. Der P&I Club Gard hatte im<br />

September davor gewarnt, Bunkerlieferverträge<br />

zu unterschreiben, in denen die<br />

ISO 8217 nicht genannt werde. Es gebe<br />

unbestätigte Berichte, wonach manche<br />

Lieferanten entsprechende Passagen aus<br />

ihren Standardformularen gestrichen<br />

hätten. Man solle das Kleingedruckte<br />

auf jeden Fall lesen und gegebenenfalls<br />

die jeweiligen Bedingungen aushandeln.<br />

»Angesichts der derzeitigen Situation,<br />

in der Lieferanten sich potenziell teuren<br />

Forderungen ausgesetzt sehen, dürften<br />

sie eher dazu bereit sein, über die Vertragsbedingungen<br />

zu diskutieren«, so<br />

der Versicherer.<br />

Das riet ebenfalls auf dem <strong>HANSA</strong>-Forum<br />

Marcus Schärer, Marine Marketing<br />

& Business Development Manager bei<br />

Shell: »Die Eigentümer werden mit ihren<br />

Bunkerlieferanten in einer Art und Weise<br />

sprechen müssen, wie sie es noch nie zuvor<br />

getan haben: technische Details und<br />

Transparenz besprechen und sich auf die<br />

Prozesse einigen.«<br />

n<br />

Reports of technical problems on board caused by contaminated fuel are on the rise.<br />

Detection methods rather fail to present a responsible party. In view of the turning<br />

point in the maritime fuel market in 2020, solutions must be found but experts are still<br />

undecided. At the recent Hansa-Forum Marcus Schärer, Marine Marketing & Business<br />

Development Manager Shell said: »Owners will have to talk to their bunker suppliers<br />

in ways they have never done before – discuss technical details and transparency,<br />

and agree on the processes.« Contamination also troubles insurers but rather the<br />

increase in legal disputes. They hope for a BIMCO model contract solution while classification<br />

stresses fuel separation and crew awareness training.<br />

Further information: redaktion@hansa-online.de<br />

<strong>HANSA</strong> International Maritime Journal – 156. Jahrgang – 2<strong>01</strong>9 – Nr. 1 49

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