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HANSA 01-2019

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Schiffstechnik | Ship Technology<br />

Rostschutz – Kostenfaktor und Chance<br />

In der Schifffahrt oft eher stiefmütterlich behandelt, steht das Thema Korrosionsschutz<br />

im Offshore-Windsektor weit oben auf der Agenda. Mit Scrubbern holen sich die<br />

Reeder nun möglicherweise einen neuen Korrosionsherd an Bord. Von Felix Selzer<br />

© Wägener<br />

Es gibt zwei Arten von Reedern, wenn<br />

es um Korrosionsschutz geht. Die einen<br />

legen besonderen Wert darauf, lassen<br />

sich sowohl im Neubau- als auch im<br />

Reparaturbereich von Dienstleistern beraten,<br />

denken langfristig, was den Betrieb<br />

ihrer Schiffe angeht. Die anderen<br />

legen die Aufgabe in die Hand der Werft.<br />

»Die Werft stellt den Korrosionsschutz<br />

kostenoptimiert her, nach fünf Jahren<br />

ist sie aus der Gewährleistung und ihr<br />

kann egal sein, was mit dem Schiff passiert«,<br />

sagt Daniel Engel vom Beratungsunternehmen<br />

Corroconsult. »Da wundere<br />

ich mich manchmal, dass es tatsächlich<br />

Reeder gibt, die im Hinblick auf die Leistungsfähigkeit<br />

relativ dünne Spezifikationen<br />

akzeptieren.« Dabei sei egal, wo<br />

diese Spezifikationen herkämen, ob aus<br />

China, Japan, Korea oder Deutschland.<br />

»Die Werften stehen heute unter großem<br />

Wettbewerbsdruck und müssen<br />

dem Kunden ein günstiges Schiff anbieten.<br />

Weil der Korrosionsschutz einen<br />

nicht unerheblichen Anteil an den Gestehungskosten<br />

hat, wird versucht, das auszureizen«,<br />

sagt der Experte. Es müssen<br />

noch nicht einmal Produkte mit schlechteren<br />

Schutzeigenschaften verwendet werden,<br />

es zählt in erster Linie das System.<br />

So kann der Rostschutz aus drei Schichten<br />

bestehen – Grundierung, Zwischenbeschichtung,<br />

Deckbeschichtung – oder<br />

aus nur zwei Schichten, vielleicht noch etwas<br />

dünner appliziert. Letztlich ist nicht<br />

zu erkennen, ob ein Anstrich in zwei oder<br />

drei Schichten aufgetragen wurde, aber<br />

vom Arbeitsaufwand und den Materialkosten<br />

her ist die Ersparnis für die Werft<br />

groß. »Das ist durchaus legitim, sagt Engel,<br />

»aber man muss sich als Kunde Gedanken<br />

darüber machen, was man kauft<br />

und vergleichen. Im Korrosionsschutz<br />

sind nun einmal Kosten gegen Leistungsfähigkeit<br />

abzuwägen, und letztere spielt<br />

oft nur eine untergeordnete Rolle.«<br />

Ein Thema in der Schifffahrt ist und<br />

bleibt, dass der Korrosionsschutz zeitlich<br />

und technisch nicht so eingeplant wird,<br />

wie es erforderlich wäre, um ihn fachgerecht<br />

umzusetzen. Der Reeder braucht<br />

das Schiff schnell wieder, die Beteiligten<br />

stehen unter Zeit- und Kostendruck. »Die<br />

Folge sind Korrosionsschäden. Meistens<br />

sind es Verarbeitungsfehler, beispielsweise<br />

wurde im Winter gearbeitet oder zu<br />

schnell. Die gewissenhafte Planung ist<br />

eine Grundvoraussetzung, um am Ende<br />

Erfolg zu haben«, so der Experte.<br />

Wenn der Gutachter Schiffe zu sehen<br />

bekommt, ist es für ihn schwierig nachzuvollziehen,<br />

was an Arbeiten in der Vergangenheit<br />

gemacht wurde. »Man hat<br />

ein Sammelsurium unterschiedlichster<br />

Vorgehensweisen der letzten zehn Jahre<br />

vor sich: Drei Dockungen, irgendetwas<br />

schnell gemacht, nichts dokumentiert,<br />

Schiff wieder ins Wasser. Daraus<br />

sinnvolle Maßnahmen für heute abzuleiten,<br />

ist eine Herausforderung«, fasst<br />

18. Tagung »Korrosionsschutz<br />

in der Maritimen Technik 2<strong>01</strong>9«<br />

Wie und mit welcher Dynamik laufen<br />

Korrosionsprozesse ab, welche<br />

Mechanismen stecken hinter der<br />

Korrosionsbeständigkeit nichtrostender<br />

Stähle? Welche Möglichkeiten<br />

und Grenzen haben theoretische<br />

Modelle für die Praxis? Veranstalter<br />

sind die Gesellschaft für Korrosionsschutz<br />

(GfKORR), die Schiffbautechnische<br />

Gesellschaft (STG), die<br />

Hafentechnische Gesellschaft (HTG)<br />

und DNV GL, die <strong>HANSA</strong> ist wieder<br />

Medienpartner.<br />

30. und 31. Januar 2<strong>01</strong>9, Hotel Hafen<br />

Hamburg. Anmeldung bis 14.<br />

Januar 2<strong>01</strong>9 unter https://gfkorr.de/<br />

er zusammen und wünscht sich bessere<br />

Planung und Dokumentation. Digitale<br />

Lösungen, über die beispielsweise die<br />

Daten von Schichtdickenmessungen direkt<br />

vom Messgerät aufgenommen werden<br />

können, hält er für sinnvoll. »Die<br />

Daten existieren ja, es wird nur einfach<br />

nicht gemacht. Hier sind die Eigner nicht<br />

so sensibilisiert oder es ist einfach nicht<br />

wichtig – ganz im Gegensatz zur Maschine,<br />

wo deutlich mehr Anstrengung<br />

in Zustandsüberwachung und Instandhaltungsplanung<br />

investiert wird«, sagt<br />

Engel. »Der Korrosionsschutz ist offenbar<br />

nicht relevant.«<br />

Ganz anders ist das in der Kreuzschifffahrt,<br />

weil hier die Ästhetik eine große<br />

Rolle spielt und das Erscheinungsbild direkt<br />

mit dem Korrosionsschutz zusammenhängt.<br />

Offshore setzt Impulse<br />

Während die Schifffahrt mit ihrem<br />

Zeit und Kostendruck die Korrosionsexperten<br />

vor Herausforderungen stellt,<br />

zeigen sich die Kunden am Offshore-<br />

Windmarkt ambitionierter bei der Asset-<br />

Pflege. »Auf Schiffen wird das insgesamt<br />

hemdsärmeliger gemacht, je nachdem,<br />

wie der Reeder aufgestellt ist: Entweder<br />

passiert gar nichts, bis die Klasse irgendwann<br />

meckert, oder man hat selbst den<br />

Anspruch vorbeugend etwas zu tun, um<br />

das Schiff noch länger zu betreiben«, berichtet<br />

Engel.<br />

Im Bereich Offshore-Windenergie ist<br />

die Zustandsbeurteilung und Instandhaltungsplanung<br />

von Korrosionsschutz<br />

dagegen ein wichtiges Thema. Hier stehen<br />

nun die ersten Anlagen seit einer<br />

längeren Zeit im Wasser. Corroconsult<br />

ist intensiv mit Offshore-Windparks beschäftigt,<br />

die teilweise nun die Fünfjahresschwelle<br />

erreicht haben, an der geklärt<br />

werden muss wie der Gesamtzustand des<br />

66 <strong>HANSA</strong> International Maritime Journal – 156. Jahrgang – 2<strong>01</strong>9 – Nr. 1

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