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UNDERDOG #68

Schwerpunkt: Punk at the Movies

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Deutschland-Tour bereits ein

Vermächtnis. Die Konzertaufnahmen

wurden mit Publikum eines THE JAM-

Konzertes zusammengeschnitten, weil

teilweise keine Zuschauer*innen zu den

The Adverts-Gigs gekommen waren. Die

fiktive Handlung entspricht dem

Lebensgefühl der damaligen Zeit. ‚Mime‘

Roadent ist in seiner Rolle als Roadie

genial, lenkt hervorragend von der

Tatsache ab, dass die realen

Bandmitglieder keine Schauspieler

waren/sind.

Es folgten mit BRITSH ROCK und

WOMEN IN ROCK zwei weitere Dokus,

die beide die Nachwirkungen des Punk

um das Jahr 1980 untersuchten. Später

folgten mit BERLIN NOW ein Film mit

u.a. Blixa Bargeld („Einstürzenden

Neubauten“) und mit JAPLAN eine Doku

über „Der Plan“.

»Durch die Musik, die ich von Kindheit an gehört hatte, war

Punk die logische Weiterentwicklung.«

Wolfgang, wie bist Du zum Film

gekommen?

Ich bin in der Provinz in

Lüdenscheid groß geworden und wollte

da unbedingt weg. Deswegen musste ich

mir einen Beruf aussuchen, den man da

nicht ergreifen konnte, wobei mein

Wunsch eigentlich war,

Kriminalschriftsteller zu werden. Mein

Vorbild war Mickey Spillane. Als ich mit

15 oder 16 anfing, selber zu schreiben

stellte ich fest, dass ich die Bilder im

Kopf habe, aber Schwierigkeiten habe,

die richtigen Worte zu finden. Ich

vermutete, dass Film doch eher das

richtige für mich wäre. Ich bin dann mit

18 nach Berlin gegangen und als meine

damalige Freundin einen Regisseur, von

dem man nie wieder was gehört hat,

heiratete, dachte ich mir, was der wohl

hat, was ich nicht habe. Das ist der

Beruf, so schien es mir und so bin ich

zum Film gekommen.

Du bist dann an die Universität

gegangen?

Ich habe erst versucht, mich

praktisch hochzuarbeiten. Allerdings:

Anfang der 1970er Jahre war der

deutsche Film dermaßen in der Krise,

dass es praktisch gar keine

Möglichkeiten gab, überhaupt irgendwas

zu machen. Ich habe dann bei der

Berliner Filmhochschule die

Aufnahmeprüfung gelesen „Die

Auswirkung der Ölkrise auf eine

Arbeiterfamilie“. Ich war selber

Lagerarbeiter und habe mir aufgrund der

Ölkrise ein Mercedes-Cabriolet günstig

kaufen können, was wohl nicht das war,

was die bei der „Die Deutsche Film- und

Fernsehakademie Berlin“ (dffb) hören

wollten.

Ich habe mich dann in München

beworben, weil ich hoffte, dass dort mehr

der Schöngeist regiert. In deren

Aufnahmeprüfung hieß es dann jedoch

„Recherchieren Sie eine

Arbeitsweltsituation und schreiben Sie

einen Kurzfilm darüber“. Nachdem ich in

Lüdenscheid auf Ersatzteile für meinen

Mercedes warten musste, traf ich eine

alte Freundin wieder, die in einer

Striptease-Bar arbeitete. Von der habe

ich mir ein paar Geschichten erzählen

lassen und habe dann die Arbeitswelt-

Reportage STRIPTEASE-LOKAL

geschrieben, in dem ich nie drin war,

weil ich mich nie ‚reingetraut hätte. Das

war dann so überzeugend, dass ich

fortan in München als „der Wallraff der

Stripteaselokale“ galt und bin dann an

die Münchner Filmhochschule

gekommen.

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