UNDERDOG #68
Schwerpunkt: Punk at the Movies
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AIB #133
64 DIN-A-4 Seiten; € 3,50.-
AIB, Gneisenaustr. 2a, 10961 Berlin
https://www.antifainfoblatt.de/
Seit März 2020 erleben wir im Alltag
erhebliche Einschränkungen aufgrund der
Corona-Pandemie und den staatlichen
Maßnahmen/Verordnungen, die Pandemie
einzudämmen. Damit einhergehen
reaktionäre Denkweisen, antisemitische
Verschwörungserzählungen und extrem
rechte Ansichten, die die sogenannte
Querdenker-Bewegung bis heute prägt. Der
AIB-Schwerpunkt „Pandemieleugner“ will
versuchen, die „rechten Ideologiefragmente
der verschwörungsideologischen
Pandemieleugnug als verbindende
Elemente aufzuzeigen“.
Seit Beginn der Corona-Pandemie und der
damit verbundenen Proteste gegen die
Eindämmungsmaßnahmen der
Bundesregierung sind auch
souveränistische Individuen und Gruppen
wie Reichsbürger*innen in diesen
Zusammenhängen aktiv. Während der
aufkommenden Anti-Lockdown-Proteste um
„Querdenken 711“ waren
„Reichsbürger*innen“ und andere
Souveränist*innen offen Teil der sich
bildenden „Querdenken“-Bewegung.
Minimalkonsens der sehr heterogenen
Bewegung ist ein grundlegendes
Misstrauen gegenüber medialen,
wissenschaftlichen und politischen Eliten.
Die Protestierenden unterfüttern ihre Kritik
mit Gegenwissen und tauschen sowohl
online (bspw. auf dem Messengerdienst
Telegram) als auch auf ihren
Kundgebungen „alternative“
Einschätzungen zum Coronavirus und zu
den Gegenmaßnahmen aus.
„Querdenker*innen“ argumentieren auf
einer grundlegend anderen Wissensbasis
und Einordnung von Fakten. Dieses Wissen
wird gespeist und genährt auf youtube oder
Telegram, auf denen „kritisches Denken“
und persönliches Erfahrungswissen mit
wissenschaftlich unbelegten
Argumentationsgrundlagen vermengt wird,
weil das Bauchgefühl mehr wiegt als
akademisch-abstraktes Wissen. So entsteht
ein Gegenwissen (gefühlte Fakten) und ein
Alternativ-Milieu zum „Mainstream“, das
sich gegen die gängige Politik und ihre
Regierung richtet und hat die Funktion,
diese zu delegitimieren, verändern oder gar
abzulösen (Tag X). Eine Protestkultur, um
eine Rückkehr zur alten Normalität zu
erreichen, wird aufgrund des bestehenden
und andauernden Kontrollverlustes als ein
eigenmächtiges Instrument genutzt, schafft
dabei Kooperationen und Mitstreiter*innen,
die zu extremeren
verschwörungstheoretischen
Überzeugungen führen.
Pandemieleugner*innen und Anti-
Coronamaßnahmen-Personen sind der
Meinung, aufgeklärt und kritisch zu sein.
Das hat Konsequenzen: Die Suche nach
Schuldigen. Die Kluft zwischen
umfassender und komplexer, nicht zuletzt in
statistischer Weise begriffener Realität
einerseits und der individuell
wahrgenommenen Situation andererseits
wird nicht anerkannt; Intellektuelle und
akademische Wissenschaftler*innen, die auf
der Bedeutung dieser Kluft beharren,
werden als Repräsentant*innen einer Welt
abgelehnt, die mit dem richtigen und
wahren Alltagswissen der „echten“
Bevölkerung nichts mehr zu tun haben.
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