UNDERDOG #68
Schwerpunkt: Punk at the Movies
Schwerpunkt: Punk at the Movies
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weiblichen und männlichen Punk-
Künstler*innen beliebt sind, werden in
Her Smell nicht auf romantische Weise
dargestellt, sondern als Faktoren, die zu
mehr Selbstvertrauen und Freiheit
verhelfen oder die Einsamkeit
verringern.
Her Smell: Agyness Deyn, Elisabeth Moss
Im Gegenteil, der Punk-Lebensstil
zerstört die Bindungen der Hauptfigur zu
anderen Menschen und führt zur
Isolation. In der Schlussszene singt Her
Smell Something She einen Song auf der
Party ihres Managers zum Abschluss
ihrer Karriere. Der Auftritt der Band
läuft gut, und der Manager verlangt von
Becky eine Zugabe. Daraufhin umarmt
die Künstlerin ihre Tochter, der sie
verspricht, zukünftig besser auf sie
aufzupassen. Die Heldin beschließt, auf
Familie und Stabilität zu setzen. Es stellt
sich vielmehr heraus, dass Punk nicht
die Art ist, um auf die hier skizzierte
selbstzerstörerische Art und Weise für
den Rest ihres Lebens zu leben. Die
einstige Rebellin wird konservativ. Ein
ernüchterndes Fazit und ein
enttäuschendes Ende dazu. Nicht nur,
dass der Regisseur allgemeine Klischees
in Verbindung mit Punk herleitet und die
Protagonistin mit einer
selbstzerstörerischen Etikette ausstattet,
sondern auch, dass Punk als
Lebenseinstellung trotz aller
Widersprüche in Her Smell als
nihilistisch und als ein moralisch
„falscher“ Weg skizziert wird: Punk als
eine vorübergehende, altersbedingte
Phase. Das
konservative
Denken passt
aber zu
ehemaligen
Protagonist*innen
der Punk-
Subkultur.
Viv Albertine
spielte einst bei
The Slits und
kämpfte damals
wie andere
Frauen in
Punkbands, als
Musikerin in einer
Band anerkannt
zu werden. Aber
sie sieht keinen
Sinn darin, dass ihre eigene Tochter
ihrem Beispiel folgen sollte.
„Ehrlich gesagt, als junge Frau würde
ich heute nicht in einer Band sein wollen.
In der ersten Welt ist Musik nicht mehr
revolutionär, sie wurde als Medium von
der westlichen Konsumgesellschaft
absorbiert, und Rockmusik wird nie
wieder diese radikale Kraft sein.
Dasselbe ist schon mit der Dichtung,
dem Ballett, der klassischen Musik und
dem Theater passiert. Wir hatten unsere
60-Jahre Rebellion, jetzt ist die Zeit für
eine neue radikale Form. Ich bin nicht
nostalgisch. Ich bin froh, damals gelebt
und das getan zu haben, aber weinen wir
nicht darum. Was soll es? Weiter geht
es!“ 1
1 Zitiert nach Robert Rotifer in der Sendung „tonart“
vom 19.08.2016
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