UNDERDOG #68
Schwerpunkt: Punk at the Movies
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Geschichte von Magnus (Timo Jacobs aus
‚Der lange Sommer der Theorie‘) und
Kowalski, der von Denis Moschitto aus
‚Almanya – Willkommen in Deutschland‘
gespielt wird. Zwei Freunde, die zum
festen Kern des St. Pauli-Fanclubs
gehören und aus unterschiedlichen
Welten kommen. Während Magnus aus
der wohlbehüteten Umgebung
Blankenese kommt, arbeitet Kowalski für
seinen Lebensunterhalt auf dem
Schrottplatz. Mit dem filmbegeisterten
Dokufilmer Arne, der von Fabian Busch
verkörpert wird, wird das Trio
komplettiert. Er ist es, der seine Freunde
mit der Kamera am Tag des wichtigen
Aufstiegsspiels vom FC St. Pauli begleitet
und auch in den brenzligen Situationen
lieber beobachtet als einschreitet.
Die Premierenfeier fand in einem
Berliner Hotel mit 600 geladenen Gästen
statt. Höhepunkt war der Mini-Auftritt
und allererste Reunion-Gig der Punkband
SLIME. Die Premierenfeier unterstreicht
den Eindruck von Randale und Skandale:
Partygäste begannen in dem Luxushotel
zu randalieren und zerstörten das
Inventar.
„Dann rasteten etwa 50 Personen aus.
Sie beschmierten Wände, Tische und
Toiletten und zerstörten Glasscheiben,
urinierten auf den Teppich. Erst die
Polizei konnte die ausufernde Feier
stoppen“. 2
In der offiziellen Pressemitteilung der
Polizei heißt es: „Gegen Mitternacht
eskalierte die Feier. Ein Teil der Gäste
zerstörte Glastische, warf Gläser und
Flaschen auf den Boden, urinierte auf die
Teppiche, verursachte eine
Überschwemmung im Toilettenbereich
und zerschlug Inventar. Angestellte des
Hotels versuchten vergeblich, die
‚Randalierer’ zur Vernunft zu bringen,
bis gegen 2 Uhr 20 die Polizei alarmiert
wurde.“
2 Zitiert nach:
https://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-stuermtberlinale-feier-nachrandale/3850058.html
Doch selbst als die Polizei eingetroffen
war, beruhigte sich die Situation kaum.
Hierzu die Pressestelle der Polizei: „Als
die Beamten eintrafen, befanden sich
noch etwa 50 Personen im
Eingangsbereich des Hotels. Der
Aufforderung, die Räumlichkeiten zu
verlassen, kamen die Personen nur
zögerlich nach. Vereinzelt kam es zu
Beleidigungen und
Widerstandshandlungen gegenüber den
eingesetzten Polizisten. Zwei Männer im
Alter von 23 und 30 Jahren sowie eine
29-jährige Frau wurden zum Zwecke
einer Blutentnahme festgenommen. Die
Beamten leiteten mehrere
Ermittlungsverfahren ein.“
Dass Tarek mit seinem Film keine
Gesellschaftskritik auf die Leinwand
bringen, sondern die Fanliebe zu einem
besonderen Verein skizzieren wollte, mag
verständlich und plausibel sein. Am Ende
wurde jedoch aus einer guten Idee mit
tollem Cast (u.a. Moritz Bleibtreu,
Claude-Oliver Rudolph, Mario Adorf) ein
Fußballfilm, der die Anhänge*innenschaft
von St. Pauli in einem klischeehaften
Licht zeigt zwischen Schlägereien und
Saufereien, Gegenkultur und
Gewaltorgien. Lediglich die
dokumentarischen Aufnahmen der
wirklichen Fanmengen im Stadion lassen
einen Hauch der St.-Pauli-Begeisterung
spüren. Zu den echten Fans gehört auch
Mario Adorf: „St. Pauli ist wie die
Alemannia ein echter Kultverein. Er ist
gegen rechte Gewalt und ein
interessanter Gegensatz zum HSV“,
meinte das Ehrenmitglied von Alemannia
Aachen. Und ganz kurz gibt es auch
etwas zum Schmunzeln: bei den
Auftritten von HSV-Idol Uwe Seeler
(„Wenn wir jetzt vom Kiez sprechen, ist
natürlich St. Pauli die einzige
Möglichkeit“) und der verstorbene
Komiker Karl Dall („St. Pauli ist die
einzige Möglichkeit, weil wir keine alte
Naive dazu haben“).
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