UNDERDOG #68
Schwerpunkt: Punk at the Movies
Schwerpunkt: Punk at the Movies
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wird auch mit dem 2. Teil „Für den
unbekannten Hund“ offenbar.
Muss die Vorstellung einer
gewaltlosen und -freien
Gesellschaft in das Reich der
Utopie verwiesen werden?
Nein. Zum einen erscheint mir
Oi!WARNING und „Für den
unbekannten Hund“ nicht sehr
dystopisch, eher realistisch. Aber zum
anderen sollen unsere Filme ja auch
etwas bewirken: z. B. Menschen – was
toll wäre – zum Nachdenken, zum
Überdenken ihrer Positionen bringen,
auch den Zuschauer*innen zeigen,
was Freiheit ist, wie sie aussehen
kann und welchen Preis Menschen oft
zahlen müssen, die diese Freiheiten
einfordern, tatsächlich leben. Eben
gerade, weil wir uns eine gewaltfreie,
das Andere im Anderen schätzende,
solidarische Gesellschaft wünschen.
gar nicht zugetraut hat. Sei es dann
Baubühne, Maske, Kostüm, Kamera
oder eben Schauspielerei. Und ja,
auch Lukas Steltner und Sascha
Reimen (Ferris MC) und Fiona
Piekarek aus „Für den unbekannten
Hund“ 4 haben nach ihrem Film-Debüt
bei uns, viel Theater, Fernsehen und
Kino gemacht. Was uns freut, weil sie
begabt sind, gut spielen, und wir es
gespürt haben und sie es in unseren
Projekten erst mal so tun, so zeigen
durften.
Was waren denn die Kriterien für
die Besetzung der Rollen?
Begabung und Glaubwürdigkeit.
Man muss Koma den Skinhead
abnehmen, und Sascha Reimen den
Wandergesellen. Und ihnen als
Zuschauer*in dann im Film gebannt
folgen können.
Das lässt den Schluss zu, dass
gesellschaftliches Zusammenleben
ohne jegliche Strukturen der
Herrschaft und damit Gewalt
unmöglich und deswegen normal
ist. Ist die Trilogie also angelehnt
am gesellschaftlichen Wandel, weil
Deutschland in einem Prozess der
Enttabuisierung von Gewalt steht?
Eine gewaltfreie Gesellschaft ist
möglich. Sie fordert dann vom
Einzelnen sehr, sehr viel Einfühlung
und Verantwortung. Die „schnelle
Faust“, die „Macht der Gewalt“ ist
jedenfalls immer die schwächste aller
Lösungen.
Die Schauspieler*innen Sandra
Borgmann und Simon Goerts
gaben in „Oi! Warning“ ihr Debüt
und wirkten danach in weiteren
tollen Filmen mit. Verbucht ihr das
als euren Erfolg, weil ihr die
Talente mitgefördert habt?
Filme machen, das gefällt uns
daran, bedeutet auch: Vielen
Menschen eine Chance geben, die
Chance, etwas zu zeigen, was sie
können, was man ihn vielleicht auch
22
Wann wird es den 3. Teil geben
und gibt es schon konkrete Ideen
zum Inhalt?
Ja, wenn die Filmförderungen
uns dafür unterstützen. Filmemachen
ist leider recht teuer. Ideen – auch
fertige Drehbücher – haben wir einige.
Darum heißt ein Projekt, fast
unfreiwillig direkt: „Ohne Alles“.
Du bist seit 2008 Mitglied der
Deutschen Filmakademie. Was
bedeutet das für dich?
Spannende Kolleg*innen aus
dem Bereich Film treffen, sprechen
und kennenlernen zu können. Auch
sich zu streiten, zu diskutieren.
Gemeinsam zu entdecken, das Film
mehr ist, als „Unterhaltung“. Im
besten Fall die Chance, die Welt zu
verändern. Aber mindestens dich,
den/die Zuschauer*in auf eine
unbekannte Reise mitnehmen.
4 Für den unbekannten Hund ist ein Drama aus dem
Jahr 2007 von Benjamin Reding und Dominik
Reding mit Zarah Löwenthal, Lukas Steltner und
Ferris M.C., um einen jungen Mann, der den
Mord an einem Stadtstreicher nicht verdrängen
kann.