UNDERDOG #68
Schwerpunkt: Punk at the Movies
Schwerpunkt: Punk at the Movies
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Begriff „Herausforderungen“ denke ich
eher an neoliberale Polit-Popper wie
Christian Lindner. Ich halte es für
normal, alles sein zu können und sich
nicht als Dieses oder Jenes zu definieren.
In meinem Falle hat das Eine stets zum
Nächsten geführt. Schreib’ ein Drehbuch
und du bist Drehbuchautor. Ich kann mir
gar nicht vorstellen, dass es diese eine
Aufgabe oder Sache geben könnte, die
mich ausfüllt. Und danach suche ich auch
nicht. Meine Haltung ist ganz simpel: Die
einzige Gewissheit des Lebens ist, dass
es irgendwann zu Ende ist. Die Zeit bis
dahin ist nichts, außer das persönliche
Streben nach Glück. Was das bedeutet,
müssen wir alleine entscheiden. Für mich
bedeutet es, ich will hungrig, fit, klar,
enthusiastisch und angstfrei bleiben. Und
meine zahlreichen Privilegien so oft wie
möglich dazu nutzen, selbstlos Dinge für
Andere zu tun. Denn nicht alle Menschen
haben die Ausgangslage oder soziale
Voraussetzung, um frei diese
Entscheidung treffen können. Vielleicht
ist das der schwerste Teil. Glück zu
haben und in der Folge kein totaler
Egoist zu werden. Jeden Tag passieren
neue Abenteuer, wenn du richtig
hinguckst und Lust auf Neues, Spaß an
Unbekanntem hast. Und die meisten
Sachen macht am besten mit Anderen
zusammen. Alle Ziele – alle Richtungen.
War dein Selbstbild schon früh in
punk-subkulturellen
Lebensbereichen verortet?
Punk war ich eigentlich schon
immer und bleibe ich auch für immer.
Höchstens die Zeitspanne – in der ich es
so genannt habe – ist begrenzt. Meinen
Zugang zur Szene, wenn du so willst,
habe ich wie die meisten mit 13, 14
Jahren gefunden. In meiner Geburtsstadt
Homburg gab es ein selbstverwaltetes
AJZ, das einen ziemlich brutalen Ruf weit
über die Region hinaus hatte. Das zog
mich schon damals magisch an.
Wie war das ausgeprägt und vor
allem, wie hat dich das auf dein
späteres Wirken als Drehbuchautor
und Filmregisseur beeinflusst?
Also für mich ist Punk, zumindest
das was es für mich bedeutet, die
Grundlage für alles, was ich später
gemacht habe: Selbstbestimmtes
Handeln, Kreativität und Synergie sind
mir als Teenager im AJZ erstmals
begegnet. Mit maximaler Freiheit und
minimalem, vor-modellierten Angebot
muss man auch erst mal umgehen
können. Wenn man irgendwann kapiert,
wie viel Power und konstruktive Energie
in einer Ordnung ohne Herrschaft liegen,
dann ist so ziemlich alles möglich.
Wenn Punk ein Gegenentwurf ist:
Haben dich Aspekte wie Autonomie,
Individualität in deinem
Selbstverwirklichungsprozess mehr
beeinflusst als Spaß und Action?
Ich finde überhaupt nicht, dass
diese Bereiche sich gegenseitig
ausschließen. Im Gegenteil, sie bedingen
einander vielmehr. Ich finde es absolut
legitim, nach Action und Abenteuer zu
trachten. Die bereits erwähnte
Eigenverantwortung oder Autonomie
steckt dabei einen moralischen Code ab:
Innerhalb dieser natürlichen Umgebung
kannst du dich ausleben und richtig
duchdrehen, ohne dabei anderen
Menschen zu schaden. Und darauf
kommt es meiner Meinung nach letztlich
an.
2003 wird Sabotakt Filme gegründet.
Laut deiner Vita war der Auslöser,
dass du deine Erlebnisse deiner
vielen Reisen festhalten wolltest,
oder ?
Ich bin 2003 für mehrere Monate
zu meiner Familie nach Dubai gereist
und habe dort das Filmen für mich
entdeckt. Im selben Jahr ist mir das Wort
Sabotakt eingefallen und ich habe es mir
aufs Herz tätowiert. Das war das
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