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UNDERDOG #68

Schwerpunkt: Punk at the Movies

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beherrschen – ein Magazin rausbringen,

ohne Journalist zu sein – dann kann ich

auch einen Film drehen, einfach, weil ich

Bock darauf habe.

Welche Szenen waren denn besonders

herausfordernd?

Das Finale war schon wild. 500

Punks, die wir zur Hälfte in

Bullenuniformen steckten, wurden in

einem gewaltigen Schlachtgetümmel

aufeinander losgelassen. Der Alkohol und

der Hitze sorgten zusätzlich dafür, dass der

verkleidete Feind bald real gehasst wurde.

Die Bilder im Film sind schon cool, aber die

wirkliche Atmosphäre, dieses Brodeln,

kann keine Kamera einfangen.

Hattest du für die Realisierung des

Films genaue Vorstellungen, wer

unbedingt mitwirken soll und was

waren deine Kriterien für die

Besetzung?

Es gab keine Kriterien. Wie haben so

was wie ein Online-Casting gemacht. Das

war eine ziemliche Herausforderung, in

einer Zeit vor Facebook und Instagram.

Aber letztlich haben wir Freund*innen und

Punkrockbekanntschaften zu Hauptfiguren

gemacht.

Es scheint mir, dass gerade Darsteller

außerhalb der Punk-Community wie

Martin Semmelrogge, Ralf Richter,

Claude-Oliver Rudolph insbesondere

die bad boys-Charaktere verkörpern

sollten. Bloßer Zufall?

Mit Claude habe ich mich schon vor

Chaostage angefreundet, er hat uns

geholfen, die zahlreichen Halunken an

Bord zu kriegen. Dahinter steckt aber

natürlich keine Methode oder Strategie,

außer: Ich wollte einfach alles tun, damit

der Film von möglichst vielen Leuten

gesehen wird. Und ich war der Meinung,

dass diese Truppe auch einen Teil dazu

beitragen wird.

Woher stammt deine Begeisterung für

den Fankult um St. Pauli und was

zeichnet diesen überhaupt aus?

Als ich zum ersten Mal mit Moses

ans Millerntor gefahren, bin, war ich

ungefähr 16 Jahre alt. Das Besondere an

Sankt Pauli ist, dass sich unter dem Begriff

alles Mögliche versammelt. Es ist eine

soziale Glocke, unter der viel mehr gedeiht

als Fußball. Vor allem war es schon damals

ein Statement. Du warst Fußballfan und

hast dich trotzdem eindeutig gegen Nazis

positioniert. Früher gab es dafür gerne

aufs Maul, aber das hat sich schon lange

geändert. St.Pauli hat eine wehrhafte

Fanszene und das bekommen Nazihools

anderer Vereine regelmäßig zu spüren.

Welche Absichten hattest du mit

deinem Film GEGENGERADE? Wolltest

du polarisieren?

Polarisieren ist ein Begriff, der dem

Film übergestülpt wurde. Gegengerade

war die logische Weiterentwicklung von

Chaostage. Das Porträt einer Null

homogenen Kultur, in der die

Fußballereignisse auf dem Platz höchstens

zweitrangig sind.

Wie ist deine Beziehung zu Fußball,

bzw. zum FC St. Pauli speziell?

Über Gegengerade bin ich irgendwie

in Hamburg kleben geblieben. Im Umfeld

der Fanszene habe ich Freundschaften

geschlossen, die bis heute geblieben sind.

Die Spiele sind immer noch ein Ort, an dem

man sich begegnet, sich Austausch und

jede Menge abgefahrene Dinge erlebt. Der

Ballsport an sich hat mich eigentlich noch

nie sonderlich gejuckt.

Welche Filme mit Punkbezug findest

du selber gut, dass du sie als Klassiker

bezeichnen würdest?

Also, ich kenne sie wahrscheinlich

alle. Die ersten Punkfilme, die ich in die

Finger bekam, waren Sid & Nancy, Repo

Man und – obwohl natürlich übelste Nazis

im Zentrum der Handlung stehen – Romper

Stomper.

https://www.sabotakt.com/

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