UNDERDOG #68
Schwerpunkt: Punk at the Movies
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Gesamteindruck:
Für eine Notnummer hat Ugly durchaus
eine kontroverse und vielseitige Ausgabe
zusammengestellt. Aufgelockert durch
einige Comics (Magenbitter,
Sesam)/Zeichnungen ist die aktuelle
Ausgabe auch eine Streitschrift zu Themen
über Sexismus und Religion. Streitfragen
und -themen sind wichtig. Eine effektive
Streitschrift beinhaltet einen dialogischen
Moment, ist folglich auf eine Person oder
Personengruppe gerichtet. Und hierfür gibt
es in der aktuellen Ausgabe reichlich
Gelegenheiten.
ROCK-O-RAMA
„Als die Deutschen kamen“
Björn Fischer
448 Seiten; € 32,00
Hirnkost Verlag
https://shop.hirnkost.de/
ISBN:
PRINT: 978-3-949452-00-0
Über das Buch: Punkbands mit
provokanten Namen wie Böhse Onkelz,
Cotzbrocken, Oberste Heeresleitung oder
Stosstrupp sorgten bereits in der
Frühphase der wohl kontroversesten
deutschen Schallplattenfirma medial für
reichlich Zündstoff: Tonträger wurden
indiziert, zensiert oder
staatsanwaltschaftlich beschlagnahmt.
Wenige Jahre später hatte sich das einstige
Kultlabel der Punks in einen weltweit
agierenden Rechtsrock-Vertrieb verwandelt.
Dieses Buch bringt auf über 400 Seiten
endlich Licht ins Dunkel der Legenden,
Mythen und Mysterien und offeriert dabei
nicht nur Musik-Nerds und Szene-
Insider*innen exklusive Background-Infos,
sondern leistet darüber hinaus auch einen
zentralen Beitrag zur Historie des
Rechtsrock-Nukleus in Europa.
Gesamteindruck:
Wer war Herbert Egoldt? Der Versuch einer
charakterlichen Analyse scheitert daran,
dass bis auf wenige Ausnahmen keine*r
Herbert richtig kannte oder gar zu Gesicht
bekam. Der Musiker und Autor Björn
Fischer hat sich die Frage gestellt, wer der
Typ ist, um über ihn, das Label, die Bands
ein Buch zu schreiben. Einige beschreiben
Herbert als „Zuhältertyp“, „voll den
Netten“, als ein „Mysterium“ (Gernot
Nickel; The Nikoteens Manager), dem es
nach Einschätzungen vieler der hier zu
Wort kommenden Gesprächspartnern in der
Hauptsache ums Geld/den Profit ging:
„Platten zu veröffentlichen war seine
Lebensgrundlage“, resümiert ein enger
Bekannter und ehemaliger
Geschäftspartner Egoldts.
Darüber hinaus geht es nicht nur um die
Person Herbert Egoldt, sondern auch um
das geschäftliche Umfeld, den Labelbands,
deren Mitglieder einige Anekdoten und
Erinnerungen wiedergeben. Insofern ist das
Buch zum einen der Versuch, die Person
Herbert Egoldt charakterlich einzuordnen.
Andererseits ist das Buch aber auch eine
spannende Labelgeschichte, in der Bands
und ausschließlich männliche
Gesprächspartner den Kontakt/Umgang zu
und mit Herbert und den Aufnahmeprozess
im Studio in Köln beschreiben. Des
Weiteren war R-O-R auch ein Plattenladen,
der hier von einigen Bandmusikern und
Besuchern beschrieben wird. Die
kontroverse Labelpolitik, die spezielle
Covergestaltung und der typische Sound
(meist im Kölner Studio am Dom unter der
Leitung von Hans-Jürgen Fickel produziert)
waren viele Reviewer, Punks suspekt und
führte auch zu Ablehnung und Boykott, die
sich spätestens mit den Veröffentlichungen
der BÖHSE ONKELZ-Alben und der darauf
folgenden White Power-/RAC-Label-Ära
verstärkte. Auf der anderen Seite wird auch
eine immer wiederkehrende Naivität der
jungen Punk-Musiker offenbar, die wie die
Band M.A.F ihre eigene Unerfahrenheit
herausstellen: „Jung, dumm – im Sinne von
unerfahren – und ständig besoffen!“
Auch wenn es aus heutiger Sicht und nach
dem Lesen des Buches merkwürdig
erscheint, so hatte Rock-O-Rama in den
frühen 80ern zumindest hierzulande eine
nicht zu unterschätzende Bedeutung in der
Punkszene. Oder anders gesagt: man kam
um den Egoldt und seine Punk-Platten
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