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UNDERDOG #68

Schwerpunkt: Punk at the Movies

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Volt

Spielfilm Deutschland/Frankreich

2016

‚Volt‘ ist ein dystopisches Drama

über einen Polizisten (Benno Fürmann),

der nach einem tödlichen Zwischenfall

bei einer Demonstration die Seiten

wechselt. Die Premiere fand am 24. Juni

2016 auf den Filmfestspielen in München

statt.

In Deutschland leben Tausende

Geflüchtete unter erbarmungswürdigen

Bedingungen in Slums. Kampftrupps der

Polizei versuchen mit brachialer Gewalt

die Situation unter Kontrolle zu halten.

Bei einem Einsatz geht Polizist Volt

(Benno Fürmann) zu weit. Der

Flüchtling, Stachel im Fleisch einer auf

Ignoranz gepolten Gesellschaft, verletzt

Volt mit einem Messer, woraufhin ihn der

Beamte im Affekt erwürgt. Er verrät

seinen Kolleg*innen nichts, schleicht sich

später heimlich zurück und sucht die

Familie des Toten. Er trifft seine

Schwester und verliebt sich in sie.

Das zentrale Thema wird aus Sicht des

Täters behandelt. Was löst die Tötung im

Dienst bei dem Täter aus?

Der Film ist fast über die gesamte

Handlung dunkel gehalten. Völlige

Dunkelheit, betont durch künstliches

Neonlicht, lassen die Szenen noch

düsterer wirken. Die minimalistischen

Industrial-Sounds von Alec Empire

passen sehr gut zu den entsättigten

Farben, mit denen Tarek arbeitet. Die

Zuschauer*innen werden auf eine

düstere Zukunft vorbereitet, die auch

zum Teil auch in der realen Welt

übertragbar ist (Umgang mit

Migrant*innen, Polizeigewalt). Das

Thema ist also im wahrsten Sinne des

Wortes brandaktuell und zeigt die

hoffnungslose Perspektive vieler

Migrant*innen, die in Lagern

untergebracht werden. „Ich bin mit

vielen anderen geflohen, um zu

überleben. Aber ihr habt uns in

Transitzonen gesteckt, weit weg von

euren schönen Häusern, die ihr hinter

bewachten Mauern versteckt. Ihr wollt

uns vergessen, aber wir sind da, auch

wenn ihr uns nicht seht. Und wir sind

viel“, sagt Flüchtling Hesham (Tony

Harrisson Mpoudja) aus dem Off.

Regie-Autodidakt Tarek kennt die

Spannungen zwischen oben und unten

gut. Tarek wuchs im Saarland an der

Grenze zu Frankreich auf, sammelte aber

auch Erfahrungen in den sozialen

Brennpunkten der Pariser Banlieues, nur

10 Minuten vom Heimatort entfernt. Zur

Erinnerung: Nachdem zwei Jugendliche

2005 bei einer Verfolgungsjagd mit der

Polizei gestorben waren, entlud sich in

der Folgezeit die Wut in Clichy-sous-Bois:

Steine flogen, Dutzende Autos brannten.

Der Stein des Anstoßes war auch

zurückzuführen auf die politisch gewollte

territoriale, soziale Isolation der

Einwanderungsgeneration, deren Kinder

zudem alltäglich von Diskriminierung

aufgrund der Herkunft, der Hautfarbe

und des Namens betroffen sind. Tarek

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