UNDERDOG #68
Schwerpunkt: Punk at the Movies
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expressiv, experimentell und
abenteuerlich wie die Kunst und Musik
dieser Zeit.
Bands wie Einstürzende Neubauten,
Deutsch Amerikanische
Freundschaft, Der Plan, Palais
Schaumburg, Die Tödliche Doris,
Freiwillige Selbstkontrolle, SYPH,
Fehlfarben waren Zeugnis dieser
kreativen, experimentellen Ära,
Punk, Avantgarde und Kunst zu
verknüpfen. Wie entstand die Idee,
dass du mit Super-8-Kamera ein Teil
davon sein wolltest und so eine neue
Ausdrucksform gefunden hattest?
Diese Musik stand für Anarchie,
Rebellion, Unangepasstheit und
Kreativität. Da sie und einige ihrer
Berliner Protagonist*innen täglich in
meinem Leben präsent waren, wurde
meine Sicht auf die Dinge dadurch stark
geprägt. Auch durch die Freundschaften
zu anderen Künstler*innen, die bereits
mit Super-8 gearbeitet hatten oder auch
im Versuchsstadium wie ich waren,
sammelte ich erste Erfahrungen.
Negativfilme organisierte Middendorf
durch die Hochschule. Schon bald
machte ich eigene avantgardistische
Filmchen, angeregt durch alte
Avantgarde-Klassiker und neue schräge
Bands wie „Die tödliche Doris“ und viele
andere. „U.V.A“ hieß dann auch unsere
neue Gruppe von Super 8-Filmer*innen,
die sich jeden Dienstag bei mir im
Wedding trafen, um uns auszutauschen
und Veranstaltungen zu planen. Die
meisten dieser Leute hatten auch ihre
Filme Padeluun 4 für die Tour „Alle
Macht der Super 8“ mitgegeben. Wir
4 padeluun ist ein deutscher Künstler und Netzaktivist,
der für digitale Bürgerrechte eintritt. Er gründete
1984 zusammen mit Rena Tangens das Kunstprojekt
und die Galerie Art d’Ameublement. Ende der 1970er
Jahre war padeluun in der Düsseldorfer New-Waveund
der Berliner Punk-Szene als Performance-
Künstler und als Super-8-Filmer aktiv. Er war
sporadisches Mitglied von Minus Delta t und ist einer
der Protagonisten in Jürgen Teipels Roman
Verschwende Deine Jugend.
veranstalteten Projektionen an der
Berliner Mauer und anderen Orten ohne
Erlaubnis. Gleichzeitig haben wir unsere
Filme im „Mitropa“, im „Risiko“ und
„Cafe Central“ und in vielen anderen Off-
Locations gezeigt.
Ab 1982 wurde es dann schon offizieller,
als nach den Aufführungen in unserem
av-Geschoss das Super 8-Festival
„Interfilm“ entstand. Und die von mir
mitgegründete Multimediale Band
„Notorische Reflexe“ (Breshnev Rap)
ging auf Tour durch Europa, gesponsert
vom Goethe-Institut.
Wieso war Super-8 das ideale Format
für den Undergroundfilm?
Meine erste Kamera war eine sehr
kleine und handliche Canon mit einem
1:1 Objektiv. Damit konnte ich sogar
subversiv in Dunkelzonen filmen. Sie
passte in meine Jackentasche und war
immer dabei. Außerdem konnte ich die
Filme zu Hause schneiden und brauchte
kein Studio dafür. Das sorgte für große
Unabhängigkeit im Gegensatz zu Video.
Woher hattest du deine Kamera?
Ich hatte sie mir unter dem
Gesichtspunkt „Muss in die Jackentasche
passen und robust sein“ gekauft,
finanziert über Tresentätigkeit im Café
Mitropa. Ich weiß echt nicht mehr, wo ich
sie gekauft hatte, aber die Kamera war
auf jeden Fall gebraucht gekauft.
„Do it yourself“ lautete die Devise.
Sei was du sein willst und fühle dich
frei. Das klingt beinahe schon wieder
hippiesk....Von wem oder was hast du
dich in der Kunstform
leiten/Inspirieren lassen?
Sicherlich hat meine alternative
Vergangenheit als jüngstes Mitglied einer
Produzent*innengalerie und
Mitbewohnerin einer Anarcho-Kommune
in Ostwestfalen-Lippe Mitte bis Ende der
1970-er Jahre schon zu dem „hippiesken“
„DIY“ beigetragen. In Berlin gab es dann
50