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UNDERDOG #68

Schwerpunkt: Punk at the Movies

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Wie kam es zu Deinen Musikfilmen

und vor allem zu PUNK IN LONDON?

Ich hatte dann zwei Kurzfilme an

der Filmhochschule gedreht und den

zweiten habe ich hemmungslos

überzogen, weil ich die Mechanismen

kannte, wie man bei der Bavaria und der

Filmhochschule Sachleistungen in

Anspruch nehmen konnte. Das ist bei der

Hochschule allerdings nicht so gut

angekommen. Man sagte mir, wenn ich

überhaupt einen Abschlussfilm machen

will, dann nur eine Dokumentation und

möglichst weit weg von München. Da

mich nun Dokumentarfilme überhaupt

nicht interessierten – genauso wenig wie

die Realität – und neben Film mich nur

noch die Musik begeisterte, bekam ich

natürlich das Phänomen Punk in England

mit. Das war 1977. Ich kannte Punk als

NME-Leser zwar schon seit 1976, aber

1977 wurde es ja erst wirklich populär.

Ich trug meinen Professor*innen vor,

dass es in England so was wie Punk gibt

und ich da was drüber machen will. Sie

mögen mir bitte den Flug bezahlen und

ich fliege nach London und schau mir das

mal an. Eigentlich hatte ich den

Hintergedanken, zurückzukommen und

das Projekt abzusagen, weil London nicht

passen würde, um dann doch einen

Kurzspielfilm machen zu dürfen. Ich fand

es in England dann allerdings so

faszinierend und von der Energie, die

dort herrschte, war ich dann so

begeistert, dass ich drei Wochen später

mit einem Miniteam wieder nach London

flog.

Wie lange bist Du in London

geblieben?

Zwei Wochen. Ich glaube, wir

haben zwölf Tage gedreht. Wir hatten ein

permanentes Problem, das darin bestand,

sich pausenlos entscheiden zu müssen.

Man hat ins Time-Out 2 geguckt und

2 Time Out (Group) ist ein globales Medien- und

Unterhaltungsunternehmen. Die damalige physische

Präsenz war eine Art lokaler Veranstaltungskalender

über Live-Events, Unterhaltung, Kultur und Märkte.

musste dann zwischen den Boomtown

Rats, Siouxsie and the Banshees oder

Generation X auswählen.

Warst Du Teil der Londoner

Punkszene oder warst Du stiller

Beobachter?

Ich war in der Beziehung Teil der

Szene und wusste, was mich da

erwartete. Durch die Musik, die ich von

Kindheit an gehört hatte, war Punk die

logische Weiterentwicklung. Es war eine

Szene, die im Entstehen war und erst

später diesen elitären Touch bekommen

hat, mit Irokesen-Pflichtfrisur und so

was. Wenn mensch sich dafür

interessierte und so drauf war wie die

Leute, war mensch sofort Teil der Szene.

Ich habe den Unterschied bei älteren

Freund*innen oder Bekannten gemerkt,

die – immer noch Rolling Stones-Fans –

meinten, „das kennen wir doch alles,

Punk ist doch nichts Neues“. Ich dagegen

war 24 und somit nur unbedeutend älter

als die meisten Leute aus der Szene. Und

somit gab es die Trennung zwischen mir

als Zuschauer oder als Teil der Szene

nicht.

Hattest Du Kontakte zu den Bands

über das rein Geschäftliche hinaus?

Das ging schneeballmäßig. Wir

hatten anfangs ein paar Adressen von

Journalist*innen in England bekommen

von den kleinen Labels wie Stiff oder

Rough Trade, die uns die guten Bands

nannten und den Kontakt herstellten. Wir

sind da nicht wie ein Fernsehteam

aufgetaucht und haben den Auftritt

gedreht, sondern sind natürlich vorher

zusammen ein Bier trinken gegangen

und haben gesehen, ob wir mit denen

auskommen oder nicht. Außerdem haben

wir auch viel in Übungsräumen gedreht.

Und so ging das dann weiter. Bands, mit

denen wir gedreht haben, empfahlen uns

anderen Bands und plötzlich bekamen

wir viele Anrufe von Leuten, die

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