31.07.2022 Aufrufe

UNDERDOG #68

Schwerpunkt: Punk at the Movies

Schwerpunkt: Punk at the Movies

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Gründungsritual. Der erste wirkliche

Film entstand dann auf einer Weltreise

mit meinem besten Freund im Jahr 2004.

Wir haben allerlei irres Zeug erlebt und

eine echte Story gespielt, angelehnt an

die philosophischen Abenteuer von Don

Quijote – dem Ritter in trauriger Gestalt.

Du hast dich für oben erwähnte

Filme mit Moses Arndt

zusammengetan. Der Film Chaostage

basiert auf Moses' gleichnamigen

Roman. Zwischen

Romanveröffentlichung und Film

liegen 9 Jahre. Was war denn der

Auslöser, den Roman zu verfilmen?

Moses habe ich schon mit 15

Jahren kennengelernt. Ich habe mit 17

Jahren angefangen in seinen

Piercingstudios zu arbeiten, und als ich

irgendwann die Idee hatte, ein Drehbuch

zu schreiben, waren wir längst mehr als

Freunde, sondern so was wie Familie.

Insofern war es nur logisch und

konsequent, Chaostage zur Vorlage zu

nehmen. Zumal es ein anarchisches

Schund-Meisterwerk ist, also ganz genau

meine Kragenweite.

Chaostage ist geprägt von dem

Phänomen des sogenannten „Posers“

oder „Pseudos“, der/die alle

klischeehaften Merkmale einer

subkulturellen Bewegung in sich

vereint, um etwas darzustellen, was

einem normativen Gesellschaftsbild

von Punk, respektive dem einer

anderen Subkultur, entspricht. Was

wolltest du mit deiner Verfilmung

denn bezogen auf die Punk-

Subkultur vermitteln?

Ich weiß nicht, wie ich diese Frage

richtig beantworten soll. Schon dem

ersten Satz würde ich widersprechen.

Beziehungsweise frage ich mich, was soll

ein Poser sein? Und wer darf, gerade in

einem absolut freiheitlichen Punkkosmos,

festlegen, was oder wer damit gemeint

ist? Mir waren Szenecodes und

Einordnungen schon immer zuwider. Sie

sind konservativ, festgefahren und

suchen nur nach Gründen, um sich nicht

zu entwickeln. Das kann ich nicht

nachvollziehen.

Und wo gab es Überraschungen,

jenseits der freiwillig bejahten

Gebräuche und Gewohnheiten im

Punk-Kosmos, die dir während des

Drehs begegnet sind?

Der ganze Film, also von der Idee

über das Buch und Dreharbeiten bis zu

den wahnwitzigen Premierenpartys, war

von einer positiven Stimmung, Euphorie

und dem Wagemut aller, die mitmachten,

getragen. Überraschungen gab es

natürlich täglich. Aber alle hatten Bock,

das Ding zu schultern und gemeinsam

hat es wirklich extrem viel Spaß

gemacht.

War es denn schwierig, die Szenen

mit Punks als Laiendarsteller*innen

zu drehen, um vom Ergebnis her

zufrieden zu sein?

Entscheidend ist der Blick, mit

dem man auf den Film guckt. Es ist ja

nicht so, dass ich als mächtiger

Produzent und Regisseur mir eine Szene

zu eigen gemacht habe, um mit meinem

finsteren Machwerk ordentlich Geld zu

scheffeln. Dieser Film ist von Punks, mit

Punks und für Punks entstanden.

Natürlich gab es auch schon damals viel

Gegenwind, vor allem innerhalb

ausgetretener Szenepfade. Das hat uns

aber alle nicht weiter beeindruckt.

Chaostage entstand als Network of

friends. Ein absolutes DIY Projekt, das

nur durch die gemeinsame

Arbeitsleistung und gegenseitige

Motivation umgesetzt werden konnte.

Für mich sind die Schauspieler*innen

keine Laiendarsteller*innen, sondern vor

allem Leute, die wegen und über den

Film zu Freund*innen geworden sind.

Das ist doch genial. Wenn ich eine Band

machen kann, ohne ein Instrument zu

30

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!