UNDERDOG #68
Schwerpunkt: Punk at the Movies
Schwerpunkt: Punk at the Movies
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Gründungsritual. Der erste wirkliche
Film entstand dann auf einer Weltreise
mit meinem besten Freund im Jahr 2004.
Wir haben allerlei irres Zeug erlebt und
eine echte Story gespielt, angelehnt an
die philosophischen Abenteuer von Don
Quijote – dem Ritter in trauriger Gestalt.
Du hast dich für oben erwähnte
Filme mit Moses Arndt
zusammengetan. Der Film Chaostage
basiert auf Moses' gleichnamigen
Roman. Zwischen
Romanveröffentlichung und Film
liegen 9 Jahre. Was war denn der
Auslöser, den Roman zu verfilmen?
Moses habe ich schon mit 15
Jahren kennengelernt. Ich habe mit 17
Jahren angefangen in seinen
Piercingstudios zu arbeiten, und als ich
irgendwann die Idee hatte, ein Drehbuch
zu schreiben, waren wir längst mehr als
Freunde, sondern so was wie Familie.
Insofern war es nur logisch und
konsequent, Chaostage zur Vorlage zu
nehmen. Zumal es ein anarchisches
Schund-Meisterwerk ist, also ganz genau
meine Kragenweite.
Chaostage ist geprägt von dem
Phänomen des sogenannten „Posers“
oder „Pseudos“, der/die alle
klischeehaften Merkmale einer
subkulturellen Bewegung in sich
vereint, um etwas darzustellen, was
einem normativen Gesellschaftsbild
von Punk, respektive dem einer
anderen Subkultur, entspricht. Was
wolltest du mit deiner Verfilmung
denn bezogen auf die Punk-
Subkultur vermitteln?
Ich weiß nicht, wie ich diese Frage
richtig beantworten soll. Schon dem
ersten Satz würde ich widersprechen.
Beziehungsweise frage ich mich, was soll
ein Poser sein? Und wer darf, gerade in
einem absolut freiheitlichen Punkkosmos,
festlegen, was oder wer damit gemeint
ist? Mir waren Szenecodes und
Einordnungen schon immer zuwider. Sie
sind konservativ, festgefahren und
suchen nur nach Gründen, um sich nicht
zu entwickeln. Das kann ich nicht
nachvollziehen.
Und wo gab es Überraschungen,
jenseits der freiwillig bejahten
Gebräuche und Gewohnheiten im
Punk-Kosmos, die dir während des
Drehs begegnet sind?
Der ganze Film, also von der Idee
über das Buch und Dreharbeiten bis zu
den wahnwitzigen Premierenpartys, war
von einer positiven Stimmung, Euphorie
und dem Wagemut aller, die mitmachten,
getragen. Überraschungen gab es
natürlich täglich. Aber alle hatten Bock,
das Ding zu schultern und gemeinsam
hat es wirklich extrem viel Spaß
gemacht.
War es denn schwierig, die Szenen
mit Punks als Laiendarsteller*innen
zu drehen, um vom Ergebnis her
zufrieden zu sein?
Entscheidend ist der Blick, mit
dem man auf den Film guckt. Es ist ja
nicht so, dass ich als mächtiger
Produzent und Regisseur mir eine Szene
zu eigen gemacht habe, um mit meinem
finsteren Machwerk ordentlich Geld zu
scheffeln. Dieser Film ist von Punks, mit
Punks und für Punks entstanden.
Natürlich gab es auch schon damals viel
Gegenwind, vor allem innerhalb
ausgetretener Szenepfade. Das hat uns
aber alle nicht weiter beeindruckt.
Chaostage entstand als Network of
friends. Ein absolutes DIY Projekt, das
nur durch die gemeinsame
Arbeitsleistung und gegenseitige
Motivation umgesetzt werden konnte.
Für mich sind die Schauspieler*innen
keine Laiendarsteller*innen, sondern vor
allem Leute, die wegen und über den
Film zu Freund*innen geworden sind.
Das ist doch genial. Wenn ich eine Band
machen kann, ohne ein Instrument zu
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