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UNDERDOG #68

Schwerpunkt: Punk at the Movies

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Umkehrfilms. Die Kriegsbezüge in

Apokalypse ergänzt Yana Yo durch Bilder

rotierender Magnetbandspulen eines

Großrechners. Yos Verweis auf den

Computer steht hier gleichfalls als

Symbol für eine rationalisierte Welt, in

der Industrie- und Staatsapparate das

Leben kontrollieren und speichern“ 1 .

Nicht selten entsteht hier der Eindruck,

einen Videoclip der Band Fehlfarben zu

sehen.

Ebenfalls 1981 erschien ein weiterer

Kurzfilm von Yana Yo.

„Gehindieknieunddrehdichnichtum“ ist

ein Schwarz-Weiß-Film auf Super-8 mit

Musik von DAF und Saal 2. Zum DAF-

Song „Tanz den Mussolini“ sind

uniformierte chinesische Kinder zu

sehen, die Gymnastik-Übungen machen.

Philipp Meinert und Martin Seeliger

erkennen in ihrem Buch „Punk in

Deutschland: Sozial- und

kulturwissenschaftliche Perspektiven“

hinsichtlich der Super-8-Bedienung eine

„forcierte filmästhetische Ebene“,

bedingt durch „Bewegung und

Schnelligkeit“. Standard bei Super-8

waren 18 Bilder/s. Etwas gehobene

Modelle boten eine Zeitlupe, der Film lief

dann bei der Aufnahme meist etwa

doppelt so schnell, also mit ca. 36

Bilder/s, bei noch besseren Kameras mit

54 Bilder/s, in selteneren Fällen sogar 70

Bilder/s. In dieser Klasse war überdies

ein Zeitraffer üblich, dabei lief der Film

mit der halben Geschwindigkeit, also 9

Bilder/s in der Kamera sowie die vom

Kino bekannten 24 Bilder/s. Diese

Arbeiten/Effekte setzen einen Projektor

voraus.

Mit „Berlin Super 80 - Music & Super

8 Underground Berlin-West 78-84“

erschien 2004 ein Multimedia-Rückblick

auf West-Berlins Subkultur zwischen

1978 und 1984. Erstmalig wurden die

frühen Werke der Super 8-Film-

1 Zit. Nach Florian Wüst, Emergency in Real-Time, in:

„Who says concrete doesn’t burn, have you tried?“

b_books, Berlin 2008

Avantgarde dieser Zeit dokumentiert und

um die Musik und Kunst der

Anarchist*innen, Aktivist*innen, Punks

und „Genialen Dilletanten“ der

Mauerstadt ergänzt.

Dabei handelt es sich um eine Reise

durch den West-Berliner Art/Punk/Wave-

Underground, die als Begleitmaterial

zum hübsch aufgemachten 100-seitigen

Booklet mit einer Audio-CD oder als

Doppel-LP (u.a mit Einstürzende

Neubauten, Die Tödliche Doris, Malaria)

und einer DVD mit 120 Minuten Super8-

Filmen, in eine Pappbox daherkommt 2 .

Blixa Bargeld wollte 1981 ein

Weltuntergangsfestival mit befreundeten

Bands machen, Wolfgang Müller wollte

mit der Veranstaltung lieber die

neodadaistische Bewegung der „Genialen

Dilletanten“ 3 ins Leben rufen. Gewonnen

haben sie beide, wenn man sich im

Nachhinein die von Rolf S. Wolkenstein

zusammengestellte „Super 80“-

Filmkompilation anschaut und die

beiliegende CD durchhört. Das

Markenzeichen für das Berlin dieser Zeit

ist tatsächlich eine gehörige Portion

Härte in Sachen Musik geworden, die

allerdings immer wieder mit abstrusen,

manchmal auch gerade wegen ihrer

monotonen Blödheit witzigen Images

(Frontstadthumor) kombiniert wird.

2 http://www.monitorpop-entertainment.de/?

cat=products&subcat=103&id=121

3 https://www.underdog-fanzine.de/2016/03/25/

geniale-dilletanten-die-kunst-der-selbstaneignung/

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