UNDERDOG #68
Schwerpunkt: Punk at the Movies
Schwerpunkt: Punk at the Movies
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future“. Die verwaiste Teenagerin ist
nihilistisch, hat keine Ausbildung und
keine Pläne für die Zukunft. Sie
empfindet Abneigung gegen ihre
Heimatstadt und träumt davon, sie zu
verlassen. Die Protagonistin ist zwar von
der Punkmusik selbst fasziniert, was sich
beispielsweise in ihrer Reaktion auf das
erste Konzert von The Looters zeigt,
aber wichtiger scheint für sie das
Versprechen eines anderen Lebensstils
zu sein, den der Punk bietet. Erst ist es
ein Traum, dann wird es mit den ersten
Erfolgen Realität. Eine musikalische
Karriere ermöglicht es, eine ungewisse
Vergangenheit hinter sich zu lassen. Um
eine Rückkehr in ihr altes, verhasstes
Leben zu vermeiden, kann die
Protagonistin zu Plagiaten und anderen
moralisch fragwürdigen Praktiken
greifen.
Die Auftritte der Band bieten einen
Raum, in dem patriarchalische Normen
offen herausgefordert werden. Corinnes
Äußerung des Slogans:
„Wir sind The Stains und wir lassen uns
nicht unterkriegen“ ist wahrscheinlich
ein Ausdruck der Rebellion gegen
männliche Erwartungen. Wenn man
bedenkt, dass die Mitglieder von The
Fabulous Stains wahrscheinlich Kinder
der Hippie-Generation sind, könnte dies
auch eine Ablehnung der von ihnen
vertretenen Werte darstellen. Es sei
daran erinnert, dass die Zeit der
sexuellen Revolution in den 1960er
Jahren nicht nur die Freiheit der
Umgangsformen mit sich brachte,
sondern auch die Erwartung der Männer
an den Zugang zu Sex/one night stands
für Frauen*.
Der erste Auftritt der Band kann als
symbolische Ankündigung einer neuen
Ära der Rockmusik gelesen werden. Die
Fabulous Stains treten vor einem
typischen Kleinstadtpublikum auf, das
gekommen ist, um eine Hardrockband
ähnlich wie KISS zu hören. Das Publikum
bevorzugt den klassischen, maskulinen
Rock. Die Teenager*innen von The Stains
sind Vertreter*innen des immer beliebter
werdenden Punkrocks, der hier ein
wenig an das Subgenre Riot Grrrl
erinnert, das ein paar Jahre später
auftauchen sollte. Das Publikum,
insbesondere der männliche Teil,
reagiert negativ auf die Aufführung und
die radikalen, feministischen Slogans der
Mädchen, beschimpft sie und wirft sogar
ein Getränk nach der Sängerin.
Diane Lane als Corinne ‘Third Degree’ Burns
Corinnes Fernsehauftritte vor und nach
den Konzerten sorgen jedoch dafür, dass
die Band ein treues Publikum hat und sie
zu einem Idol unter Teenagern wird. Die
Jugendlichen sehen Corinne als eine
Person, die ihre Dilemmata und
Frustrationen zum Ausdruck bringt. So
schreibt ein Jugendlicher in einem Brief
an einen Fernsehsender: „Corinne
spricht laut aus, worüber ich tagelang
nachdenke.“ Dank des Interesses ihrer
Altersgenossen werden The Fabulous
Stains immer beliebter. Die Band wird
zum Vorbild für junge Leute, die sich
ähnlich unkonventionell und gewagt
kleiden und sich mit Make-up und
Frisuren schminken, die vom Stil der
Gruppe inspiriert sind. Gruppen junger
Mädchen schaffen ihre eigene Version
der Punk-Subkultur, die es ihnen
ermöglicht, sich von den herrschenden
Normen zu lösen und Freund*innen mit
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