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UNDERDOG #68

Schwerpunkt: Punk at the Movies

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unser Equipment beim Mixer aufgebaut

und der Kameraassistent sollte noch mal

raus, um was aus dem Auto zu holen und

kämpfte sich durch die dichtgedrängte

Masse. Als er nach einer halben Stunde

noch nicht wieder da war, ging der

Kameramann ihn suchen, worauf der

Tonmann meinte, er habe dann ja auch

nichts zu tun und holte sich ein Bier. Als

dann alle weg waren, fing der Gig an. Ich

habe dann alleine mitgedreht, bis der

Schlagzeuger aufgrund der Hitze

ohnmächtig und das Konzert abgebrochen

wurde. Der zweite Versuch mit The Adverts

war dann ein Interview – das hat auch

geklappt, aber das Tonband ist verloren

gegangen. Der dritte Versuch war dann

unter dem Verzicht, am selben Abend

Siouxsie and the Banshees oder Generation

X zu filmen, in Coventry, ca. 100 km vor

London. Dort wollte dann aber der

Veranstalter keine Filmaufnahmen bei

Punkkonzerten, weil er Angst um seinen

Ruf hatte, da dort auch andere Sachen

stattfanden. Wir waren sehr verärgert,

aber die Band war völlig desolat. Der

Sänger TV Smith saß unterm Tisch mit

dem Kopf zwischen Gayes Beinen. Ich

dachte, das ist eine gute Band, um einen

Film drüber zu machen, zumal wir für die

Love-Story auch eine Band mit einem

weiblichen Bandmitglied brauchten. Außer

Siouxsie gab es da keine und ’ne Sängerin

wollte ich nicht und Siouxsie hätte es auch

nie gemacht. So habe ich dann den

Manager kontaktet, der die Idee sehr gut

fand. Was er – aber ich nicht – wusste: Die

Band hatte eine große Antipathie gegen

Film, Fernsehen und alle Medien. Er hat

der Band dann erzählt, es würde eine

große gefilmte Deutschlandtour geben, von

Dreharbeiten für einen Spielfilm hat er

vorsorglich geschwiegen. Ich habe das am

ersten Drehtag erfahren. Also mussten wir

den Film so einrichten wie die Realität.

Ärger an der Grenze, Ärger im Hotel und

Ärger mit der Polizei war ihr Alltag und

daher für sie sehr nachempfindbar. Sie

merkten zwar, dass sie im Film

waren...einige zumindest, denn ein Teil der

Band war so verdrogt, dass die gar nichts

mehr gemerkt haben. Es war sehr

schwierig, das so einzurichten und hat sich

natürlich auch auf die Dreharbeiten

ausgewirkt. Wir hatten sehr wenig Geld, in

Wuppertal war das Hauptquartier, wo wir

in mittelmäßigen Pensionen wohnten, die

wir wohl in zwei Wochen viermal

gewechselt haben, da es immer

Auseinandersetzungen mit den

nichtenglischsprechenden Portiers gab.

Roadent (der Roadie) hat dann nach einer

Schlägerei mit dem Besitzer eines Hotels

im Produktions-Van geschlafen, was

morgens zu einem etwas schlechten

Geruch in unserem Wagen führte.

Gaye Advert hat aber in dem Film richtig

Spielhandlung gehabt.

Das war sehr schwierig. Sie war zu der Zeit

nicht ganz so fit, aus diversen Gründen.

Das merkt mensch im Film daran, dass es

immer sehr abrupt war, wenn sie stehen

bleiben musste. Das lag daran, dass immer

irgendjemand ihre Füße festhalten musste,

weil sie die Positionen nicht halten konnte.

Außerdem hatte sie wenig Lust mit Ian

(dem Hauptdarsteller) zu spielen, weil sie

der Meinung war, im Ausland nie ohne

ihren Freund, also TV Smith, aus dem Haus

zu gehen. Sie würde also nie jemand

kennenlernen im Ausland und das ganze

sei unrealistisch.

Wolfgang Büld – Punkfilmografie:

PUNK IN LONDON

BRD 1977. 16mm. 90 Min. Englische

Originalfassung.

BRENNENDE LANGEWEILE

BRD 1978. Digital. 85 Min. Mit Ian Moorse,

Monika Greser, Roadent.

BRITISH ROCK

BRD 1980. Digital. 85 Min. Englische

Originalfassung.

WOMEN IN ROCK

BRD 1980. Digital. 40 Min. Englische

Originalfassung.

BERLIN NOW

BRD 1985. Digital. 60 Min.

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