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Blickpunkt Musical 02-23 - Ausgabe 122

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<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />

Abb. unten von oben links:<br />

1. Hier treffen Manfred (Martin<br />

Gerke, r. oben) und Rita (Sophia<br />

Euskirchen, l. oben mit Ensemble)<br />

noch unter dem gleichen Himmel<br />

aufeinander<br />

2. Meternagel (Jochen Fahr, l.)<br />

ist immer wieder Ritas (Sophia<br />

Euskirchen, r.) Mentor und Freund<br />

3. Tanzeinlage zum Demonstrieren<br />

der körperlichen Nähe von Manfred<br />

und Rita (Ensemble)<br />

4. Die Arbeit im VEB Waggonwerk<br />

(Ensemble) ist immer wieder durch<br />

fehlende Teile und Rückschläge<br />

geprägt<br />

Fotos (4): Silke Winkler<br />

zurück auf die Erde kommt, fast wie Fremdkörper.<br />

Melissa King, die schon ganz wunderbare Arbeit<br />

auf den <strong>Musical</strong>bühnen geleistet hat, hatte hier ganz<br />

offensichtlich einen schwierigen Job. So zerrissen das<br />

Stück ist, so zerrissen ist gefühlt auch ihre Regie und<br />

Choreographie. Sie hat sich bemüht, die Charaktere so<br />

gut wie möglich auszuarbeiten, und in vielen kleinen<br />

Szenenausschnitten merkt man, mit welcher feinen<br />

Klinge sie an die Rollenentwicklung herangegangen<br />

ist. Doch dann wieder gibt es Szenen, wie zum Beispiel<br />

der erste Beischlaf von Rita und Manfred – ein<br />

Moment, der intimer nicht sein könnte, der die<br />

Zuschauer eigentlich mit Gänsehaut packen müsste,<br />

immerhin ist dies die Prämisse für das lange Auf und<br />

Ab der Beziehung. Statt ihn aber intim darzustellen<br />

und den beiden Darstellern Raum zu geben, bringt<br />

King das Tanzensemble in hautfarbenen Anzügen auf<br />

die Bühne und lässt sie wenig erotische Tanzmomente<br />

vollbringen. Dass sie eine fähige Choreographin ist,<br />

zeigt sie an anderer Stelle: Sowohl beim Lipsi-Tanz<br />

(abgeleitet vom lateinischen »lipsiens« = »der Leipziger«<br />

und 1959 in der ehemaligen DDR eingeführt, um an<br />

Stelle des amerikanischen Rock’n’Roll etabliert zu werden,<br />

Anm. d. Red.) als auch in dem Moment, in dem<br />

das Ensemble im KaDeWe auf die bunte Konsumwelt<br />

des Westens aufmerksam macht, gelingen ihr mitreißende<br />

Bilder.<br />

Die Mecklenburgische Staatskapelle hat die herausfordernde<br />

Partitur unter der Leitung von Martin Schelhaas<br />

gefühlvoll intoniert. Die Kostüme von Aleksandra Kica<br />

sind der dargestellten Zeit angemessen und demonstrieren<br />

ein einheitliches Konzept, welches an vielen anderen Stellen<br />

schmerzlich vermisst wird.<br />

So fiel der Schlussapplaus des Premierenabends<br />

auch sehr verhalten aus, zu Unrecht für die Darstellerinnen<br />

und Darsteller, die allesamt ihr Bestes gegeben<br />

haben, aber leider nur mit dem arbeiten konnten, was<br />

das Kreativteam ihnen vorgegeben hat. Was vieles war,<br />

aber ganz sicherlich kein den Seh- und Hörgewohnheiten<br />

des Publikums entsprechendes <strong>Musical</strong>.<br />

Sabine Haydn<br />

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