Blickpunkt Musical 02-23 - Ausgabe 122
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<strong>Musical</strong>s in Deutschland<br />
Abb. unten von oben links:<br />
1. ›Warum müssen alle D’Ysquith<br />
sterben?‹ – fragt sich nicht nur der<br />
britische Adel (Ensemble)<br />
2. ›Ich verstehe die Armen nicht‹<br />
– Lord Adalbert D’Ysquith (Markus<br />
Heinrich) hält Zwiesprache mit<br />
seinen in Öl verewigten Urahnen<br />
3. ›Besser mit einem Mann‹<br />
– Nichtsahnend flirtet Henry<br />
D’Ysquith (Markus Heinrich, 2.v.r.)<br />
in einer Spelunke mit seinem<br />
späteren Mörder (Oliver Arno, l. mit<br />
Ensemble)<br />
4. ›Wer hätte das gedacht?‹ – Monty<br />
(Oliver Arno, Mitte mit Ensemble) ist<br />
endlich ein waschechter Graf<br />
Fotos (4): Matthias Stutte<br />
zu überzeugen, angefangen bei den sechs Sängerinnen<br />
und Sängern, die in diversen kleineren Rollen fast<br />
ebenso viele Kostümwechsel zu bewältigen haben wie<br />
Markus Heinrich.<br />
Als Nachwuchstalente des Opernstudios Niederrhein,<br />
das es sich zur Aufgabe gemacht hat, junge<br />
Sänger/in-Persönlichkeiten durch erste Bühnenerfahrungen<br />
in ihrer Entwicklung zu fördern, müssen sich<br />
Kejti Karaj, Indre Pelakauskaite, Sjoerd Knol und Miha<br />
Brkinjač dabei hinter den »alten Hasen« Robin Grundwald<br />
und Susanne Seefing keinesfalls verstecken. Letztere<br />
zeigt neben den gemeinsamen Ensemblenummern<br />
ihr komödiantisches Können als kratzbürstige Ehefrau<br />
des Grafen Adalbert D’Ysquith. Der verbale Schlagabtausch<br />
der beiden gehört zweifelsfrei zu den lustigsten<br />
Momenten des Abends.<br />
Ein starkes Frauentrio bilden Debra Hays als gütige<br />
Miss Shingle, Rahel Antonia Wissinger als Montys<br />
kokette Jugendliebe Sibella und Gabriela Kuhn als liebenswerte<br />
Phoebe D’Ysquith. Gesanglich lassen alle drei<br />
keine Wünsche offen und auch schauspielerisch weiß<br />
jede in ihrer Rolle bestens zu überzeugen.<br />
Die Stars des Abends sind aber nun einmal Oliver<br />
Arno und Markus Heinrich. Mit einnehmender<br />
Stimmfarbe setzt Oliver Arno viele musikalische Highlights<br />
und spielt den jungen Monty mit so viel Charme<br />
und Augenzwinkern, dass man dem vielfachen »Mörder«<br />
seine Verbrechen trotz moralischer Fragwürdigkeit<br />
gar nicht übel nehmen kann.<br />
Dass dies so ist, mag aber auch daran liegen, dass<br />
Markus Heinrich mit Genuss sämtlichen zu beseitigenden<br />
D’Ysquiths solch böse Charaktereigenschaften einzuhauchen<br />
weiß, dass man am Ende geneigt ist, deren<br />
tragisches Ableben nur noch mit einem teilnahmslosen<br />
Schulterzucken zu quittieren. Allerdings macht es dabei<br />
so viel Spaß, Heinrichs Spiel zu beobachten, dass man<br />
manche seiner überzeichneten Figuren gerne viel länger<br />
auf der Bühne sehen würde.<br />
Alles in allem bietet »Liebe, Mord und Adelspflichten«,<br />
wie in diesem Fall in Krefeld gesehen, einen unterhaltsamen<br />
<strong>Musical</strong>abend par excellence. Da das Stück<br />
zwar hauptsächlich eher auf kleinen, jedoch auch – wie<br />
in diesem Fall – auf großen Bühnen funktionieren<br />
kann, werden es hoffentlich noch viele weitere Theater<br />
in ihr Repertoire aufnehmen.<br />
Susanne Baum<br />
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