Blickpunkt Musical 02-23 - Ausgabe 122
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<strong>Musical</strong>s in Österreich<br />
Nick Arnstein wird von Thomas Weissengruber<br />
gespielt. Er harmoniert sehr gut mit Johanna Arrouas<br />
und begeistert in seiner schauspielerischen Darstellung.<br />
Shlomit Butbul hingegen beweist als quirlige Mrs Brice<br />
großes komödiantisches Talent. Jens Janke kann als<br />
Eddie Ryan sowohl gesanglich als auch schauspielerisch<br />
überzeugen. Ähnlich wie bei Johanna Arrouas beeindruckt<br />
seine Wandlung vom skeptischen Choreographen,<br />
der von Fanny Brice gezwungen wird, ihr zu helfen,<br />
einen Job in Tom Keeney’s Theater zu bekommen,<br />
hin zum engen Freund von Fanny Brice, der sich am<br />
Ende um ihr Wohl sorgt und sogar ein wenig eifersüchtig<br />
auf Nick Arnstein ist. Vor allem das Publikum der<br />
Wiener Volksoper wird mit der Besetzung des Florenz<br />
Ziegfeld überrascht sein, denn kein geringerer als Christoph<br />
Wagner-Trenkwitz spielt den berühmten Theaterdirektor<br />
und sorgt dabei gemeinsam mit Arrouas für einige<br />
Lacher und schöne Momente.<br />
Die Ausstattung dieser Inszenierung stammt von<br />
Alexia Redl. Das Bühnenbild besteht in eindimensionalen<br />
Elementen, die etwa eine Straße oder ein Theater<br />
darstellen sollen. Außerdem wird ein wenig mit Projektionen<br />
nachgeholfen. Das ist ebenso gelungen wie<br />
die Kostüme, die zwar nicht auffallend, aber definitiv<br />
passend sind. Die Choreographien von Sven Niemeyer<br />
eignen sich zwar für diesen altmodischen, swingenden<br />
Broadway-Stil der 1960er Jahre, wirken dennoch ein<br />
wenig brav. Dem Orchester der Bühne Baden hingegen<br />
gelingt es, den Klang dieser Zeit wunderbar zu spielen,<br />
unter der bravourösen Leitung von Andjelko Igrec. Nur<br />
bei ›Niemand verpatzt mir meinen großen Lebenstraum‹<br />
tut sich das Orchester ein wenig schwer, aber das könnte<br />
auch mit an der sehr lyrischen gesanglichen Umsetzung<br />
von Johanna Arrouas liegen.<br />
Isabella Gregor schafft es trotz großer Schwierigkeiten<br />
im Libretto und vor allem in der Übersetzung, dieses<br />
sehr amerikanische Stück für ein deutschsprachiges<br />
Publikum, ohne es woanders anzusiedeln, zugänglich zu<br />
machen. Natürlich steht im Mittelpunkt die autobiographische<br />
Geschichte von Fanny Brice, aber letztendlich<br />
könnte diese für jede junge Amerikanerin mit einem<br />
großen Traum stehen und genau diese Thematik ist hier<br />
sehr spürbar. Außerdem wird gezeigt, was geschehen<br />
kann, wenn eine Frau in einer Ehe erfolgreicher ist als<br />
der Mann – auch das wird gut in Szene gesetzt, ganz<br />
speziell im zweiten Akt. Eine schwierige Produktion, die<br />
dennoch ihre Stärken hat.<br />
Ludovico Lucchesi Palli<br />
Abb. unten von oben links:<br />
1. Fanny Brice (Johanna Arrouas,<br />
Mitte) versucht ihr Glück in Tom<br />
Keeneys (Beppo Binder, r.) Theater<br />
2. Mrs Brice (Shlomit Butbul, l.)<br />
erhält einen Brief von ihrer Tochter<br />
Fanny und Mrs Strakosh (Kerstin<br />
Grotrian, r.) ist ganz Ohr<br />
3. Fanny Brice (Johanna Arrouas)<br />
ahnt, dass Nick Arnstein (Thomas<br />
Weissengruber) bald wieder<br />
verschwinden wird<br />
4. Mrs Brice (Shlomit Butbul) und<br />
Eddie Ryan (Jens Janke) sind, dank<br />
Fanny, gute Freunde geworden<br />
Fotos (4): Lalo Jodlbauer<br />
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