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Blickpunkt Musical 02-23 - Ausgabe 122

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<strong>Musical</strong>s in Österreich<br />

Hauptdarstellerin spricht das Publikum direkt an und<br />

zieht den Zuschauer damit noch tiefer ins Geschehen<br />

hinein – wir werden zu ihren Komplizen, müssen selbst<br />

entscheiden, ob wir die Geschichte glauben oder nicht.<br />

Die Charaktere sind von Regisseur und Autor Peter<br />

Lund liebevoll gezeichnet, haben alle ihre ganz persönlichen<br />

Eigenheiten. Wunderbar bewegen sie sich an der<br />

Grenze zwischen Realität und Überzeichnung. Besonders<br />

Nadine Aßmann treibt dies als Frau Doktor Giftig auf<br />

die Spitze. Selbst der etwas schrullige Babysitter Pauli<br />

(Simon Stockinger), der eigentlich keine Lust auf Kinder<br />

hat, schon gar nicht auf sie aufpassen möchte und an<br />

Verschwörungs-Mythen glaubt, bekommt noch seinen<br />

großen Auftritt: Er versucht, mit vollem Körpereinsatz<br />

zu verhindern, dass Megs Mutter Tessa (Kathrin Hanak)<br />

merkt, dass ihre Tochter nicht im Bett liegt, sondern Jagd<br />

auf das Zuckerkartell macht.<br />

Auch das Programmheft ist bei diesem Theater ein<br />

Highlight: Die kleine Klappbroschüre bietet nicht nur<br />

die üblichen Ingredienzien wie die Inhaltsangabe oder die<br />

komplette Cast samt Leadingteam. Ein kleines Glossar<br />

erklärt die wichtigsten Aspekte der Energie, daneben<br />

finden sich schnell umzusetzende Energiespartipps,<br />

psychologische Hilfe für Kinder lässt sich schnell per<br />

QR-Code abrufen – auch ein passendes Rezept für einen<br />

Energiespender gibt es. Die Liebe zum Detail, die in der<br />

Inszenierung zu spüren ist, setzt sich hier fort.<br />

Bei »Frau Zucker will die Weltherrschaft« steht klar<br />

die Geschichte im Vordergrund. Schöne, teilweise aber<br />

auch dissonante – an Jahrmarktsmusik erinnernde –<br />

Songs umrahmen die Handlung und vermitteln mit<br />

ihren modernen Klängen das richtige Gefühl. Dazwischen<br />

gibt es immer wieder energiegeladene Choreographien<br />

des Ensembles (Nina Tatzber). Die Musik kommt<br />

dabei vom Band. Gedacht ist dieses <strong>Musical</strong> für Kinder<br />

ab sechs Jahren, problemlos unterhält es auch Erwachsene<br />

und jene, die im Herzen immer noch jung geblieben sind.<br />

Nach mehr als spannungsgeladenen und gruseligen zwei<br />

Stunden hat man in die Abgründe der menschlichen<br />

Seele geschaut und fast den Glauben an die Welt verloren<br />

– bis zum Ende, das noch einmal viele kleine und große<br />

Überraschungen bereithält. Das wurde vom Premierenpublikum<br />

mit kaum enden wollendem Applaus bedacht.<br />

Auch dieses moderne Märchen lehrt uns auf subtile Art<br />

und Weise niemals aufzugeben, denn am Ende wird es<br />

immer gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es<br />

noch nicht das Ende.<br />

Mina Piston<br />

Abb. unten von oben links:<br />

1. Das teuflische Dreiergespann (v.l.):<br />

Herr Braasch (Uwe Achilles ), Frau<br />

Doktor Giftig (Nadine Aßmann) und<br />

Frau Zucker (Isabel Weicken)<br />

2. Nicht mal ihre eigenen Eltern<br />

(Kathrin Hanak, l. und Frank<br />

Engelhardt, r.) glauben Meg (Ursula<br />

Anna Baumgartner, Mitte)<br />

Fotos (2): Rita Newman<br />

3. Meg (Ursula Anna Baumgartner,<br />

vorne) erzählt die unglaubliche<br />

Geschichte von Frau Zucker und den<br />

Nachbarskindern (im Hintergrund<br />

v.l.): Frau Doktor Giftig (Nadine<br />

Aßmann), Tinchen (Beate Korntner)<br />

und Hansi (Markus Störk)<br />

4. Frau Reschke (Martina Dorothea<br />

Sommerguter, 2.v.l.) kann sich<br />

an ihre Tochter, das inzwischen<br />

erwachsene Tinchen (Beate Korntner,<br />

r.), nicht mehr erinnern (zudem<br />

im Bild: Ursula Anna Baumgartner, l.,<br />

Nadine Aßmann, 2.v.r.)<br />

5. Großes Finale: Meg (Ursula Anna<br />

Baumgartner, vorne mit Ensemble)<br />

hat die Welt noch einmal gerettet<br />

Fotos (3): Sophie Menegaldo<br />

blickpunkt musical <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

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