Ökologische Aspekte der Gewässerentwicklung - HYDRA-Institute
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Grundsätzliche <strong>Aspekte</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong><br />
1 Grundsätzliche <strong>Aspekte</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong><br />
Fließgewässer und ihre Auen stellen ein komplexes Wirkungsgefüge dar und bilden ein zusammenhängendes<br />
Netz von Lebensräumen und den sie nutzenden Lebensgemeinschaften. Dieser Biotopverbund<br />
bedeckt und durchdringt die gesamte Landschaft und bezieht damit auch die dazwischen liegenden<br />
terrestrischen Lebensräume und kleinere Stillgewässer mit ein. Die Biozönosen sind nur ein<br />
Kompartiment des gesamten Ökosystems Fließgewässer. Weitere Kompartimente o<strong>der</strong> Ökosystembausteine<br />
(Kap 2.2) sind die Morphologie (Ökomorphologie, Strukturökologie) und die davon abhängige<br />
Vernetzung <strong>der</strong> Landschaftselemente (z.B. Gewässer – Aue – Vernetzung, Fließwasserkontinuum),<br />
<strong>der</strong> qualitative und quantitative Zustand des Wasserkörpers (Wasserqualität und Wasserhaushalt)<br />
sowie <strong>der</strong> Stoffhaushalt (Massetransport). Funktionelle Defizite in einem dieser Kompartimente<br />
haben immer mehr o<strong>der</strong> weniger große Auswirkungen auf die an<strong>der</strong>en und damit letztlich auf das gesamte<br />
System.<br />
1.1 <strong>Gewässerentwicklung</strong> als Handlungserfor<strong>der</strong>nis im Alpenrheingebiet<br />
Auf Grund <strong>der</strong> schutzwasserbaulichen Eingriffe seit <strong>der</strong> zweiten Hälfte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts und <strong>der</strong><br />
Einflüsse des dynamischen Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums knapp hun<strong>der</strong>t Jahre später ist<br />
heute ein Großteil <strong>der</strong> Gewässer im Alpenrheingebiet in ihrer ökologischen Funktionsfähigkeit (Kap.<br />
A1.1) massiv beeinträchtigt. Fließgewässer im Alpenrheintal wie auch im ganzen Einzugsgebiet mangelt<br />
es vor allem an struktureller Vielfalt und entsprechendem Lebensraumangebot für ursprüngliche<br />
Tier- und Pflanzengesellschaften. Einige an Gewässer und Feuchtgebiete gebundene Arten sind akut<br />
vom Aussterben bedroht o<strong>der</strong> verschwunden. Auch ist die heutige Struktur <strong>der</strong> Fließgewässersysteme<br />
wesentlich für den Ablauf von Hochwasserereignissen<br />
im Rheintal verantwortlich.<br />
Defizitärer Zustand<br />
Fehlende Struktur bedeutet darüber hinaus<br />
auch Verlust an Selbstreinigungskraft<br />
<strong>der</strong> Gewässer und stört das Bild und den<br />
Erholungswert <strong>der</strong> Landschaft. Schmutz<br />
Revitalisierung<br />
und Schadstoffe werden nicht mehr ausge-<br />
Erhaltung und/o<strong>der</strong><br />
aktive Wie<strong>der</strong>herstellung<br />
filtert, Nährstoffe nicht mehr gebunden.<br />
ökologischer Funktionsfähigkeit<br />
Dieses Defizit hält an, auch wenn wesentliche<br />
Probleme <strong>der</strong> Abwasserentsorgung<br />
bereits gelöst sind.<br />
(ökologische Funktionsfähigkeit ist beeinträchtigt o<strong>der</strong> durch Maßnahme gefährdet)<br />
<strong>Gewässerentwicklung</strong><br />
Angestrebter Zustand<br />
Reifung des Systems<br />
Eigenstrukturierungen<br />
Sukzessionen<br />
relative Stabilisierungen<br />
Alterung<br />
System ist nachhaltig ökologisch funktionsfähig<br />
Abb. 1-1:<br />
<strong>Gewässerentwicklung</strong> als Impuls für natürliche Prozesse<br />
zur Wie<strong>der</strong>herstellung ökologischer Funktionsfähigkeit<br />
Praxishandbuch: <strong>Ökologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong><br />
1.2 <strong>Gewässerentwicklung</strong> als integriertes<br />
Flussgebietsmanagement<br />
<strong>Gewässerentwicklung</strong> gewinnt zunehmend<br />
an Bedeutung in <strong>der</strong> europäischen<br />
Umweltpolitik. In Österreich sind Gewässerbetreuungskonzepte<br />
Bestandteil <strong>der</strong><br />
Richtlinien für die Bundeswasserbauverwaltung<br />
und dienen schon seit 1994 zur<br />
Prioritätensetzung und För<strong>der</strong>ung gleichermaßen<br />
schutzwasserbaulicher als auch<br />
gewässerökologischer Ziele. Mit <strong>der</strong> seit<br />
Juli 2000 geltenden EU-Wasserrahmenrichtlinie<br />
(Kap. A1.2.1) wurde dafür nun<br />
auch die internationale Basis gelegt.<br />
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