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Ökologische Aspekte der Gewässerentwicklung - HYDRA-Institute

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Schritte <strong>der</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong><br />

Wasser auf ein Hin<strong>der</strong>nis trifft und/o<strong>der</strong> seinen geradlinigen Lauf verän<strong>der</strong>n muss. Die hydraulischen<br />

Schleppkräfte führen an solchen Stellen entwe<strong>der</strong> direkt zum Abtrag des Hin<strong>der</strong>nisses (z.B.<br />

Prallhangerosion) o<strong>der</strong> - bei stabilen Hin<strong>der</strong>nissen - zum Abtrag ihres Umfeldes (z.B. Auskolkung,<br />

Aushöhlung). Erodiertes Material wird an <strong>der</strong> nächstmöglichen Stelle wie<strong>der</strong> angelandet (z.B.<br />

Gleithang-Alluvionen). Strukturen <strong>der</strong> Laufkrümmung gehören zu den wichtigsten Elementen zur<br />

Auslösung von Eigenstrukturierungs-Prozessen in Fließgewässern.<br />

A2.6 Weiterführende Begriffserläuterungen<br />

Ist-Zustand, Ist-Zustands-Erhebung<br />

Der Ist-Zustand ist eine Momentaufnahme des aktuellen biotischen und abiotischen Gewässerzustandes<br />

(Status Quo). Er kann sich in Abhängigkeit von wechselnden Rahmenbedingungen (Naturereignisse,<br />

anthropogene Eingriffe und Einflüsse) wandeln. Bei einer Ist-Zustands-Erhebung werden<br />

die sogenannten Inventare erhoben (s.u.). Die korrekte Aufnahme des Ist-Zustands ist Voraussetzung<br />

für die Defizitanalyse.<br />

Inventar<br />

Inventare sind in sich abgeschlossene, für eine Beschreibung des Ist-Zustands sinnvolle, thematische<br />

Einheiten eines beobachteten Systems. Inventare beschreiben den Zustand von Ökosystembausteinen<br />

unterschiedlicher thematischer Stufen aus <strong>der</strong> Biologie/Ökologie (Fischinventar, Benthosbiozönose<br />

etc.), <strong>der</strong> Abiotik (Abflussgeschehen, Morphologie, Struktur, Geschiebedynamik, Wasserqualität etc.)<br />

sowie <strong>der</strong> anthropogenen Nutzung (Siedlungsraum, Landwirtschaft, Wassernutzung etc.). Inventar<br />

wird z.T. synonym zu dem Begriff Kataster verwendet.<br />

Visionäres Leitbild<br />

Die Formulierung eines visionären Leitbildes hilft dabei, die angestrebte Richtung einer gewünschten<br />

Entwicklung vorzugeben und dient als Referenz bei <strong>der</strong> ökologischen Defizitanalyse. Bezugspunkt ist<br />

eine ursprüngliche Situation ohne anthropogene Einflüsse - also <strong>der</strong> Naturzustand des Gewässers/<br />

Gewässersystems. Es berücksichtigt keine Nutzungseinflüsse o<strong>der</strong> -anfor<strong>der</strong>ungen, son<strong>der</strong>n nur die<br />

natürlichen Randbedingungen und Gesetzmäßigkeiten sowie in <strong>der</strong> Landschaftsgeschichte als irreversibel<br />

einzustufende Verän<strong>der</strong>ungen (natürliche Reifung/Alterung des Systems).<br />

Defizitanalyse<br />

Eine Defizitanalyse unter ökologischen Gesichtspunkten wird auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Erkenntnisse über<br />

den Ist-Zustand des Gewässers/Gewässersystems durchgeführt. Sie beschreibt die Mängel im Zustand<br />

<strong>der</strong> einzelnen Ökosystembausteine. Diese Mängel lassen sich qualitativ und quantitativ dimensionieren,<br />

indem die Abweichung von <strong>der</strong> natürlichen Referenz (visionäres Leitbild) beschrieben wird<br />

(“absolute” Defizite). Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite gibt sie das Maß an, um das sich die Ökosystembausteine<br />

verbessern müssen, damit das Gewässer seine volle ökologische Funktionsfähigkeit zurück gewinnt.<br />

“Relative” Defizite werden ermittelt, indem die Abweichung von einer wie<strong>der</strong>erlangbaren Referenz,<br />

dem operationalen Leitbild (s.u.) o<strong>der</strong> dem potenziell natürlichen Gewässerzustand (vgl. Kap. 3.2.2)<br />

herangezogen wird. Eine solche Verwendung des Begriffs ist dann üblich, weil so die gesteckten Entwicklungsziele<br />

bereits in einer sehr frühen Phase <strong>der</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong>splanung formuliert werden<br />

können.<br />

Entwicklungsbedarf<br />

Direkt aus <strong>der</strong> Defizitanalyse <strong>der</strong> einzelnen Fachbereiche leitet sich <strong>der</strong> Entwicklungsbedarf ab. In<br />

<strong>der</strong> Schutzwasserwirtschaft ist er einem zwingenden Handlungserfor<strong>der</strong>nis gleichzusetzen und beinhaltet<br />

bereits die konkrete Vorstellung nötiger Maßnahmen zur Beseitigung eines Gefährdungs-<br />

Praxishandbuch: <strong>Ökologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong><br />

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