Ökologische Aspekte der Gewässerentwicklung - HYDRA-Institute
Ökologische Aspekte der Gewässerentwicklung - HYDRA-Institute
Ökologische Aspekte der Gewässerentwicklung - HYDRA-Institute
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Abklärungen<br />
Charakterisierung und Beschreibung des Geruchs:<br />
■ Geruch nach Schwefelwasserstoff (H 2S) --> Reduziertes Sediment, Abwassereinleitungen;<br />
■ Geruch nach Jauche --> gewässernah gedüngte Flächen;<br />
■ Geruch nach Phenolen, Aromaten, Tensiden und an<strong>der</strong>en typischen organischen Verbindungen<br />
--> chemisch - industrielle Einleitung, Abwasser<br />
Charakterisierung und Beschreibung des Aussehens:<br />
■ Trübungen und Färbungen --> Feststofftransport und/o<strong>der</strong> chemische Belastung<br />
■ Vorhandensein von Hygieneartikeln --> nicht funktionierende ARA;<br />
■ Schaumbildung --> organische Belastung o<strong>der</strong> Tenside;<br />
■ Wasserdampfbildung --> thermische Einleitung, Abwassereinleitung<br />
■ Eisensulfid-Flächen unter Steinen --> Reduziertes Sediment --> organische Belastung<br />
■ Starker Fadenalgenaufwuchs, Ciliatenrasen, Abwasserpilz (Sphaerotilus) --> Rohabwasser<br />
■ blankes, muldiges Steinsediment --> Säureeinleitung<br />
■ Sediment ohne Aufwuchs und Besiedlung --> Vergiftung --> toxisch-chemische Belastung<br />
3.4 Defizitanalyse und Entwicklungsbedarf<br />
3.4.1 Defizitanalyse<br />
Die Inventarisierung muss weitestgehend abgeschlossen sein, bevor eine Defizitanalyse durchgeführt<br />
und <strong>der</strong> sich daraus abzuleitende Handlungsbedarf formuliert wird. In <strong>der</strong> Defizitanalyse wird ein<br />
quantitatives und qualitatives Maß ermittelt, in dem sich <strong>der</strong> aktuelle Gewässerzustand vom visionären<br />
Leitbild o<strong>der</strong> vom potenziell natürlichen Zustand unterscheidet. Beim Erstellen einer Defizitanalyse<br />
werden erstmals nicht alle Ökosystembausteine getrennt betrachtet, weil sich Defizite zumeist als<br />
komplexe Folge von Ursachen aus verschiedenen Bereichen manifestieren. Defizite und Entwicklungsbedarf<br />
(Handlungsbedarf) werden nun zwei grösseren Bereichen zugeordnet, <strong>der</strong> Abiotik und<br />
<strong>der</strong> Biotik. Aus <strong>der</strong> Frage “welche Informationen zum aktuellen Zustand liefert das Gewässer?” wird<br />
die Frage “welche Defizite zeigt das Gewässer an bestimmten Punkten o<strong>der</strong> innerhalb betimmter Abschnitte?”<br />
A. Abiotische Gewässerdefizite:<br />
Unter diesem Punkt sind alle Defizite <strong>der</strong> Struktur und Wasserqualität gegenüber dem Referenzzustand<br />
des jeweiligen Gewässertyps zusammengefasst. Sie fassen die Ergebnisse aus den Abklärungen<br />
<strong>der</strong> Ökosystembausteine Wasserhaushalt, Feststoffhaushalt, Morphologie und Wasserqualität zu einer<br />
orts- o<strong>der</strong> abschnittsbezogenen Beurteilung zusammen. Darüber hinaus enthalten sie ein Einleiterkataster<br />
und die Lokalisierung weiterer Belastungs- und Störungsquellen.<br />
Bereits an dieser Stelle werden auch diejenigen aktuellen Restriktionen (vgl. Kap. 3.5) aufgeführt, die<br />
eine Rückführung des Systems in einen „natürlich funktionierenden" ökologischen Zustand verhin<strong>der</strong>n.<br />
Hierzu gehören Bauten des Hochwasserschutzes, Siedlungsstrukturen, bachnahe Verkehrsinfrastruktur,<br />
bachnahe Landbewirtschaftung, Konzessionen zur Wasserkraftnutzung sowie diejenigen<br />
<strong>Aspekte</strong> aus Freizeitsport, Tourismus, Jagd und Fischerei, die das Gewässer direkt beeinflussen.<br />
B. Biotische Gewässerdefizite:<br />
Dieser Punkt enthält alle Defizite aus dem Ökosystembaustein Biozönosen. Hiezu gehören neben den<br />
sich aus dem abiotischen Gewässerzustand ableitbaren Defiziten an <strong>der</strong> Lebensraumqualität auch<br />
negative Faktoren innerhalb <strong>der</strong> Biozönosen, wie z.B. Krankheitserreger, unnatürliche Konkurrenzphänomene,<br />
Artenschwund und Neozoeneinwan<strong>der</strong>ung. Ebenfalls aufgenommen werden Defizite im<br />
Status und <strong>der</strong> Ausdehnung von ausgewiesenen Schutzzonen (Fließgewässer und Aue).<br />
Praxishandbuch: <strong>Ökologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong><br />
61