Ökologische Aspekte der Gewässerentwicklung - HYDRA-Institute
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Schritte <strong>der</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong><br />
Fließt <strong>der</strong> Rhein weiter von den Talflanken entfernt, schließt sich ein Bachabschnitt mit sehr geringem<br />
Gefälle, gewundener Linienführung und geringem Geschiebetransport an. Derartige „Unterläufe"<br />
von Hangbächen liegen als Talbäche infolge des breiten Talraumes fast überall im unteren<br />
Alpenrheintal vor. Da gröberes Material bereits an den Talflanken abgelagert wird, herrscht dort<br />
mittel- bis feinschottriges, teilweise sandiges Substrat vor. Ursprünglich ist eine enge Vernetzung mit<br />
Gießen und dem System <strong>der</strong> Begleitgewässer des Alpenrheins typisch. Infolge <strong>der</strong> gewundenen Linienführung<br />
sind als typische Strukturen zu nennen: Kurvenkolk und Pool-Riffle-Perioden mit durch<br />
Totholz reich strukturiertem Gerinne. An den Gleithängen bilden sich Sedimentbänke aus, die teils<br />
unbewachsen sind, teils dichten Bewuchs mit Röhricht und krautigen Pflanzen aufweisen. Der charakteristische<br />
Gehölzbewuchs bzw. die geringe Breite bewirkt meist starke Beschattung. Im Verhältnis<br />
zur Gewässergröße existieren relativ großflächige Auwäl<strong>der</strong> und Feuchtflächen.<br />
Gebirgsflüsse, Gebirgsbäche<br />
Das Einzugsgebiet von Gebirgsflüssen setzt sich aus typischen Gebirgsbächen und den zuvor angesprochenen<br />
Wildbächen und Rüfen zusammen. Gebirgsbäche sind für den von uns betrachteten Raum<br />
demnach nur als die Oberläufe von Gebirgsflüssen von Bedeutung. Dort weisen sie meist gestreckte<br />
o<strong>der</strong> nur leicht geschwungene Linienführung mit Perioden (Pool-Riffle-Abfolgen) und sehr grobem<br />
Sohlensubstrat auf. Oft finden sich Kaskaden o<strong>der</strong> periodische Abfolgen von Abstürzen. Zusätzliche<br />
Strukturierung ergibt sich durch große Steinblöcke und - wo vorhanden - hohen Totholzanteil<br />
(Bäume, Wurzeln). Kies-/Schotterbänke bilden sich in gestreckten Bereichen nur kleinräumig aus.<br />
Feinsedimente lagern sich nur sehr locker ab.<br />
Je nach Höhe ihres Einzugsgebietes besitzen Gebirgsflüsse - oft noch oberhalb <strong>der</strong> Baumgrenze - ausgeprägte<br />
Hochtäler mit breiten Schwemmebenen, in denen sich die meisten Quellbäche sammeln.<br />
Solche Schwemmebenen mit geringem Gefälle zeigen noch eine ausgeprägte Strukturdynamik. Der<br />
eigentliche Gewässerlauf besitzt hier ein extrem breites Pendelband, so dass sogar das Hauptgerinne<br />
periodisch seinen Lauf verän<strong>der</strong>n kann und in großem Umfang Furkationen und Bachinseln erzeugt<br />
werden (Abb. A2-9b).<br />
Oft folgt auf die Schwemmeben ein Schluchtteil (Abb. A2-9c) mit Wildbachcharakter, <strong>der</strong> - je nach<br />
Gefälle - ein mehr o<strong>der</strong> weniger breites Pendelband und eine bogige Linienführung zeigt. Der Gebirgsbach<br />
“taucht” oft erst in seinem Schluchtteil unter die Baumgrenze und verläuft in diesem Charakter<br />
so lange, bis er aufgrund seiner Breite, Wasserführung und <strong>der</strong> Art seiner Zuflüsse als Gebirgsfluss<br />
angesprochen werden kann, <strong>der</strong> dann in einem Seitental o<strong>der</strong> im Alpenrheintal selbst fließt. Der<br />
Punkt, ab dem ein Gebirgsbach als Gebirgsfluss bezeichnet werden kann, ist nicht genau definiert,<br />
kann aber mit Hilfe mehrerer Kriterien festgelegt werden:<br />
■ die durchschnittliche jährliche Abflussmenge des Gewässers liegt deutlich über 1 m 3/s<br />
■ bei Auftreten von hochstämmigem Uferbewuchs berühren sich die Baumkronen nicht mehr<br />
(mind. 15 - 20 m Wasserspiegelbreite)<br />
■ es handelt sich um ein Fließgewässer mindestens 4. Ordnung (vgl. Abb. A2-3)<br />
Die Unterscheidung zwischen Gebirgs-/Bergbach und Gebirgsfluss wird also auf <strong>der</strong> Basis ihrer<br />
Größe, ihrer Ordnung und damit ihrer hydrologischen und landschaftsprägenden Bedeutung getroffen.<br />
Im Talraum zeigen Gebirgsflüsse aufgrund ihres reduzierten Gefälles und <strong>der</strong> größeren Breite ursprünglich<br />
verzweigte Abschnitte(Abb. A2-10). Sie entsprechen flussmorphologisch annähernd dem<br />
Typ des Alpenrheins. In den meist nur kleinflächigen Auwäl<strong>der</strong>n liegen vereinzelt kleine Nebengewässer,<br />
die kaum Verbindung zum Hauptgewässer besitzen.<br />
Gebirgsflüsse sind im Alpenrheingebiet die wichtigsten Fischgewässer. Der Fischbestand ist von strö-<br />
Internationale Regierungskommission Alpenrhein