Ökologische Aspekte der Gewässerentwicklung - HYDRA-Institute
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Grundsätzliche <strong>Aspekte</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong><br />
Obwohl <strong>der</strong> gesetzliche Auftrag zum Gewässerschutz und zur <strong>Gewässerentwicklung</strong> in den unterschiedlichen<br />
Anliegerlän<strong>der</strong>n des Alpenrheingebiets unterschiedlichen Wortlaut und unterschiedliche<br />
Verbindlichkeit besitzt, lassen sich dennoch gemeinsame Pflichten für die Erhaltung natürlicher Fließgewässerfunktionen<br />
daraus ableiten:<br />
Fließgewässer dürfen nur wasserbaulich verän<strong>der</strong>t werden, wenn die Maßnahme nicht ihre ökologische<br />
Funktionsfähigkeit beeinträchtigt.<br />
� Die nachhaltige Nutzung <strong>der</strong> Fließgewässer im Sinne einer natürlichen Funktionsfähigkeit<br />
muss sichergestellt werden.<br />
� Es muss eine Einbindung des Landschaftselementes Fließgewässer in benachbarte Landschaftselemente<br />
gewährleistet sein.<br />
� Maßnahmen sind so durchzuführen, dass sie auf die Lebensraumqualität <strong>der</strong> einheimischen<br />
Tier- und Pflanzenwelt positive Auswirkungen haben.<br />
� Maßnahmen im Sinne einer ökologischen Sanierung sind immer so durchzuführen, dass sie den<br />
jeweiligen Hochwasserschutzansprüchen Rechnung tragen und umgekehrt.<br />
A1.4 Prioritätensetzung<br />
Rechtsgrundlagen sind eine geeignete Basis für die Verfolgung ökologischer, ökonomischer und sozialer<br />
Ziele, geben darüber hinaus jedoch nur wenige Anhaltspunkte dafür, wie diese im gegenseitigen<br />
Konsens erreicht werden können.<br />
Im Rahmen einer <strong>Gewässerentwicklung</strong> müssen daher gesellschaftliche Ziele und Werte gegeneinan<strong>der</strong><br />
gewichtet werden, um die Notwendigkeit, den Umfang und die Qualität von Maßnahmen gesellschaftspolitisch<br />
vertreten zu können und zur Entscheidungsfindung zu gelangen. Dies geschieht in <strong>der</strong><br />
Regel mit Hilfe einer Priorisierungs-Matrix (Tab. A1-1).<br />
Auf dieser Matrix werden die - je nach Objekt, Anlass o<strong>der</strong> Maßnahme - wichtigsten gesellschaftlichen<br />
Ziele und <strong>der</strong>en Gewichtung nach Prioritäten gegen die Indikatoren des Gewässerzustands aufgetragen.<br />
Die Indikatoren werden - je nach Phase <strong>der</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong> - weiter differenziert und<br />
präzisiert. In den entsprechenden Verknüpfungsfel<strong>der</strong>n wird eingetragen, in welchem Maße <strong>der</strong> jeweilige<br />
Indikator die Erreichung einzelner Ziele vertritt. Mit diesem Schritt wird also die zweite, fachlich<br />
begründete Gewichtung vorgenommen. Gewichtungen unterliegen dabei keinem vorgegebenen<br />
Schema; sie müssen lediglich allgemein akzeptiert und nachvollziehbar sein. Zwei Ansätze werden für<br />
die <strong>Gewässerentwicklung</strong> vorgeschlagen:<br />
� Verwendung einer Symbolik für eine vierstufige Bewertung (z.B. ++++, ����)<br />
� Verwendung von Prozentwerten, die sich in <strong>der</strong> Matrix per Spalte und Zeile auf 100% summieren<br />
Die Verwendung <strong>der</strong> Symbolik bietet sich in einer sehr frühen Stufe <strong>der</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong>splanung<br />
an, wenn nur wenige o<strong>der</strong> ungeeignete Vorinformationen vorhanden sind. Eine Gewichtung<br />
nach zwei o<strong>der</strong> vier Stufen ist dabei einer dreistufigen Skala vorzuziehen, weil dann die Bewerter nicht<br />
auf das Mittelmaß ausweichen können, son<strong>der</strong>n klar entscheiden müssen, ob ein Indikator überdurchschnittliche<br />
o<strong>der</strong> unterdurchschnittlich Bedeutung besitzt (z.B. unbedeutend, mäßige Bedeutung,<br />
bedeutend, entscheidend).<br />
Die Verwendung von Prozentwerten wird vorgeschlagen, wenn die Bedeutung von Indikatoren aus<br />
an<strong>der</strong>en Projekten o<strong>der</strong> übergeordneten Programmen bekannt ist. Sie kann auch nach vollständiger<br />
Inventarisierung neu beurteilt werden.<br />
In <strong>der</strong> Regel findet die Prioritätensetzung in zwei Phasen statt. Die erste - nach einer Vorabklärung -<br />
entscheidet über das Ob, Wann? und Wo? <strong>der</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong>. Die zweite Phase erfolgt nach<br />
<strong>der</strong> Inventarisierung und enthält zuvor nicht bekannte, aber dennoch für die Planung wichtige<br />
Kriterien und Indikatoren.<br />
Praxishandbuch: <strong>Ökologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>der</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong><br />
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