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Ökologische Aspekte der Gewässerentwicklung - HYDRA-Institute

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Profile mit geringer Lebensraumvielfalt auf. Auch die Strömungsverhältnisse sind wenig dynamisch.<br />

Viele Fließgewässer sind in ein zu enges und geradliniges Profil gezwängt. Fischstandorte, Laichplätze,<br />

Jungfischhabitate sowie Siedlungsraum für die Ufervegetation gingen verloren. Die scharfe Abgrenzung<br />

zwischen Gewässer und Umland führte zum Verlust <strong>der</strong> ökologisch wichtigen Übergangszonen<br />

zwischen Wasser und Land. Die standorttypische gewässerbegleitende Vegetation, wie Auwald, verschwand<br />

fast völlig.<br />

Neben schutzwasserbaulich zweifelsfrei unverzichtbaren Bauten, z.B. zur Sicherung <strong>der</strong> Infrastruktur<br />

und zum Hochwasserschutz, wurde in <strong>der</strong> Vergangenheit eine Form von Gewässerregulierung<br />

praktiziert, die vor allem auf Landgewinn und “Meliorisierung” (u.a. Entwässerung und Humusierung)<br />

landwirtschaftlicher Nutzflächen zielte. Diese Defizite sind es, die in erster Linie zur massiven<br />

Einschränkung ökologischer Funktionsfähigkeit im Alpenrhein geführt haben.<br />

Folgende strukturellen Defizite dominieren im Alpenrheingebiet:<br />

■ gewässerfremde Linienführung und Flussbettausformung;<br />

■ gewässerfrem<strong>der</strong> Uferbereich, unzureichende Uferrandflächen;<br />

■ meliorisierte Landwirtschaftsflächen;<br />

■ Querbauwerke und Kontinuumsunterbrechungen<br />

■ fehlende Durchgängigkeit und Gewässervernetzung;<br />

■ fehlende Beschattung <strong>der</strong> Fließgewässer;<br />

■ harter Wildbachverbau.<br />

Riedgewässer und Entwässerungsgräben zeigen meist streng geometrische Form und Linienführung.<br />

Vielfach ist das Gewässerbett durch Betonfertigteile o<strong>der</strong> Holzschalen verbaut o<strong>der</strong> gar verrohrt. Der<br />

meist geringe Abfluß versickert teilweise zwischen den Fugen und läuft häufig unterhalb <strong>der</strong> Beton-/<br />

Holzteile. Gänzlich naturbelassene Riedgewässer existieren heute nicht mehr, da sie großteils in die<br />

Entwässerungssysteme zur Intensivierung <strong>der</strong> Landwirtschaft einbezogen sind.<br />

Gebirgsflüsse wie Plessur, Landquart, Tamina und Ill sind wegen <strong>der</strong> hohen Umlagerungsdynamik im<br />

Talgrund zur Gänze hart reguliert. Neben trapezförmiger Profilausformung haben Querbauwerke<br />

zahlreiche Unterbrechungen des Fließgewässerkontinuums verursacht. Darüber hinaus führt die bisherige<br />

energiewirtschaftliche Nutzung zu einer wesentlichen Beeinträchtigung <strong>der</strong> ökologischen<br />

Funktionsfähigkeit.<br />

Hangbäche weisen vor allem im Siedlungsgebiet sehr starke Verbauung und Verrohrung auf. Im<br />

freiem Gelände liegen an den Talflanken teilweise noch naturnähere Bereiche vor. Bei stärker geschiebeführenden<br />

Bächen sind am Hangfuß meist Ausschotterungsbecken angelegt. Im Talboden sind die<br />

meisten kleineren Flüsse und Hangbäche stark bis kanalartig reguliert.<br />

Wildbäche und Rüfen: Im Talboden flußab <strong>der</strong> Ausschotterungsbecken sind die Rüfen meist mittels<br />

Betonwannen verbaut. Eine Ausnahme bilden Rüfen mit direkt an den Rhein heranreichenden<br />

Felshängen. Wildbäche mit Schadenspotenzial gegenüber Infrastruktureinrichtungen (v.a. Strassen,<br />

Bauten) sind generell hart querverbaut. Der bis zu ihrer Auffüllung bedingt gewährleistete Geschieberückhalt<br />

bietet einen gewissen Schutz vor Murgängen und Bergstürzen.<br />

Binnenkanäle bzw. größere Talbäche sind überwiegend (bis auf vereinzelte Revitalisierungsstrecken)<br />

monoton reguliert und erfüllen damit ihre ursprüngliche schutzwasserbauliche Funktion, nämlich die<br />

schnelle Entwässerung von Ebene und Siedlungsraum. Wie Entwässerungsgräben sind auch sie künstlich<br />

angelegte Fließgewässer, die keine historische orohydrologische Referenz besitzen.<br />

Beispiele z.T. aus: EBERSTALLER & HAIDVOGL (1997): Gewässer- und fischökologisches Konzept Alpenrhein<br />

Abklärungen<br />

Internationale Regierungskommission Alpenrhein

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