Verstehe, wer will. neubauer's posterous - Manfred Neubauer
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Verstehe, wer will. neubauer's posterous - Manfred Neubauer
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posted : 28.12.2010<br />
<strong>Verstehe</strong>, <strong>wer</strong> <strong>will</strong>. <strong>neubauer's</strong> <strong>posterous</strong><br />
Klasse Idee, Frau Ministerin!<br />
Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
wird seit dem 31. Oktober 2008 von Bundesministerin Ilse Aigner geleitet.<br />
Unsere Verbraucherministerin sucht mich als Frei<strong>will</strong>igen. Für eine Aktion, die<br />
„Mystery Shopping“ genannt wird. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />
(Bafin) <strong>will</strong> mich als freien Mitarbeiter an<strong>wer</strong>ben und dann soll ich bei<br />
Banken und Sparkassen als Kunde auftreten und mich über Geldanlagen beraten<br />
lassen. Winken soll ich mit 35 000 Euro. Ich gehöre nicht zu der Zielgruppe<br />
„jüngere, offensichtlich unerfahrene Kunden“, sondern zu den „Anlage<strong>will</strong>igen<br />
im fortgeschrittenen Alter“. Trotzdem wurde ja in der Vergangenheit festgestellt,<br />
dass Geldinstitute schlampig beraten würden und Risiken verschweigen. Stiftung<br />
Warentest hat es bei Stichproben herausgefunden. Von 21 Banken, Volksbanken<br />
und Sparkassen bekamen sechs Institute die schlechteste Note „mangelhaft“. Die<br />
Note „gut“ wurde gar nicht vergeben. Das Bankenge<strong>wer</strong>be hat Defizite eingeräumt<br />
und Besserung gelobt.<br />
Ich würde ja lieber bei einer anderen Aktion mitmachen: „Mystery Voting.“ Ich<br />
sitze als Frei<strong>will</strong>iger vor Wahlen bei verschieden Parteien am Tisch und <strong>wer</strong>de mit<br />
Hilfe von Wahlprogrammen und Wahlversprechen beraten. Ich winke mit zwar<br />
nicht mit Geld, sondern nur mit meiner Wahl-Stimme. Anschließend würde ich<br />
feststellen, dass mir „schlampige Versprechen“ gemacht wurden, die nach der<br />
Wahl nicht haltbar sind – auf Risiken wurde ich ebenfalls nicht aufmerksam gemacht.<br />
Ich vermute, die Notengebung wäre in vielen Fällen analog zu der beim<br />
Bankenge<strong>wer</strong>be ausgefallen. Habe ich nicht gerade von den Parteien, die die<br />
aktuelle Regierung bilden, „Anlaufschwierigkeiten vernommen“ und wurde nicht<br />
auch „Besserung“ gelobt?<br />
Glücklicherweise brauchen wir dazu kein neues Gesetz! Das Handelsgesetz<br />
ermöglicht aus Sicht des Verbraucherministeriums schon jetzt den „Einsatz<br />
externer Ermittler“ im Rahmen der Aktion „Mystery Shopping“. Wie das Anforderungsprofil<br />
aussehen wird, ist noch offen. Genauso offen wie das von mündigen<br />
WählerInnen?<br />
Tagged Politik Psyche<br />
D e z e m b e r 2 0 1 0<br />
posted : 29.12.2010<br />
<strong>Verstehe</strong>, <strong>wer</strong> <strong>will</strong>. <strong>neubauer's</strong> <strong>posterous</strong><br />
„Es ist ja, wie es ist.“<br />
Zugegeben, ein Jahresrückblick hat immer auch ein sehr persönliche Seite. Die eigenen Erlebnisse<br />
und Sichtweisen <strong>wer</strong>den gewichtet und in einen Gesamtzusammenhang gestellt.<br />
Und keine Frage, was wirklich wichtig ist im Leben, auf der Welt und überhaupt, entscheidet<br />
man ja immer noch selbst. „Selbstkonstruktion der Wirklichkeit“ heißt es wohl. Da ist<br />
es ganz gut, wenn es Orientierungshilfen gibt darüber, was „wirklich wichtig war im Jahr<br />
2010.“ „Wissen SIE noch, was 2010 passiert ist?“ fragt „Bild-online“ und man kann sich auf<br />
den Weg machen und durch 30 Fragen klicken. Frei nach dem Multiple Choice-Verfahren<br />
(deutsch: Mehrfachauswahl). Es ist ein in Prüfungen, Tests und Umfragen verwendetes<br />
Format, bei dem zu einer Frage mehrere vorformulierte Antworten zur Auswahl stehen.<br />
Aber die Themen bzw. so genannte Fakten und entsprechende Antworten sind ja vorgegeben.<br />
Einige wesentliche Ereignisse des Jahres <strong>wer</strong>den ignoriert (findet über sie keine Berichterstattung<br />
statt?), andere kommen nicht so gut weg. Und es gibt Personen, die findet<br />
die Zeitung wirklich gut.<br />
Er gehört u.a. nicht dazu:<br />
„Frage 6 von 30: Im November machte die Enthüllungs-Plattform Wikileaks Schlagzeilen,<br />
weil sie 250 000 geheime US-Botschafts-Depeschen veröffentlichte. Gründer Julian Assange<br />
kam kurz darauf in Untersuchungshaft. Aus welchem Grund?<br />
a) Wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung<br />
b) Wegen Geheimnisverrats und Spionage<br />
c) Wegen Datendiebstahls und Bespitzelung“<br />
Und ich dachte, dass der 39 Jahre alte Australier wegen des Vorwurfs sexuellen Missbrauchs<br />
zweier Frauen auf Grundlage eines EU-weiten Haftbefehls aus Schweden in Untersuchungshaft<br />
saß. Oder sind etwa die Auswahlmöglichkeiten eine Form der Vorverurteilung?<br />
Um die Macharbeit des „Wissenstest“ herauszufinden muss man den „Test“ schon selbst<br />
machen.<br />
Ich weiß gar nicht, was ich von meinem Resultat halten soll.<br />
„DAS GROSSE BILD.DE-QUIZ<br />
Das Jahr 2010 war politisch und wirtschaftlich sehr turbulent. Terror-Drohungen, Euro-<br />
Krise, Sparpaket, Integrations-Debatte waren vier der Themen, die die vergangenen zwölf<br />
Monate bestimmt haben. Was war noch los? Eine Landtagswahl, die Bundespräsidentenwahl,<br />
Markteinführung des iPads, Rettung von Karstadt, Proteste gegen Atommülltransporte<br />
und den Stuttgarter Tiefbahnhof und die Enthüllungen von Wikileaks, die für die USA<br />
einen diplomatischen Gau ausgelöst haben.<br />
WISSEN SIE NOCH, WAS ALLES PASSIERT IST?<br />
Ja? Dann können Sie hier überprüfen, ob sie politisch und wirtschaftlich auf der Höhe sind.<br />
Das große BILD.de-Quiz als Jahresrückblick.<br />
Viel Spaß dabei!“<br />
P.S. Ich hatte u.a. Frage 5 falsch. Aber wie soll ich auch all die Frauen von Herrn Berlusconi<br />
kennen?<br />
(Frage 5 von 30: Im Dezember stellte Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi im Parlament<br />
die Vertrauensfrage und entschied sie für sich. Wie hießen die beiden Frauen, die<br />
entgegen aller Absprachen FÜR ihn stimmten?)<br />
Tagged Medien Politik<br />
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