Verstehe, wer will. neubauer's posterous - Manfred Neubauer

posted : 24.06.2011
Verstehe, wer will. neubauer's posterous
Rache ist süß.
Ich weiß natürlich, dass die beiden Sprüche
nicht von der Mannschaft selbst kommen, sondern
zu der Werbekampagne der öffentlichrechtlichen
Fernsehsender für die FIFA Frauen-
Weltmeisterschaft 2011 gehören. Doch sie sind
klasse, griffig und drücken ein gehöriges Maß
an Selbstbewusstsein aus. Und das hat die
Mannschaft offensichtlich. Und das gefällt mir.
Es fällt mir schwer zu sagen, welchen Spruch
ich besser finde. Nach langem Hin und Her
habe ich mich (zusammen mit meiner Frau)
für „JUNGS, WIR RÄCHEN EUCH!“ entschieden.
Ein guter Anspruch und ein klarer Auftrag.
Ich fühle mich gut vorbereitet, kenne im Gegensatz
zu den meisten Deutschen (Jeder
Zweite kennt keinen Namen von Spielerinnen!) den deutschen Kader dank der
täglichen Berichterstattung im Sportteil der HAZ recht gut, habe das entsprechende
App mit Spielplan und Informationen auf dem iPhone geladen und kann
im Gegensatz zu den Stickern der Panini FIFA Frauen WM (wo auf die Gewichtsangabe
verzichtet wurde – schön wie die Pressesprecherin rumstokelte und als
Grund den mangelnden Informationswert und die Intimsphäre benannte) u.a.
nachschauen wie groß, alt und wie viel Kilogramm die einzelnen Spielerinnen auf
den Rasen bringen. Für einige von ihnen könnte ich gewichtsmäßig zweimal auf
dem Platz stehen.
Und spätestens seit heute wissen wir endgültig, dass Männer beim Fußballspielen
die größeren Schauspieler sind. Wir bleiben im Gegensatz zu den Frauen nach
dem Hinfallen länger liegen, jubeln nach einem Tor ausführlicher und beim Auswechseln
von Spielern trödeln wir mehr rum. Das alles haben Wissenschaftler
der Technischen Universität München anhand von 56 Spielen herausgefunden.
„Generell können die Unterschiede so interpretiert werden, dass bei den Männern
der Gedanke der Inszenierung viel stärker ausgeprägt ist als bei den Frauen“,
sagte Sportwissenschaftler Martin Lames. „Der Grund dafür könnte sein, dass die
Spiele der Männer generell von mehr Zuschauern und mit höherer medialer Aufmerksamkeit
ausgetragen werden“, führte Lames aus. Zudem setzten Männer
die Unterbrechungen im Gegensatz zu Frauen auch als taktisches Mittel ein, etwa
wenn sie in Führung lägen. Untersucht wurden bei den Fußballspielen Parameter
wie Ort, Zeit und Dauer der Spielunterbrechung.
Ich möchte meinen Beitrag zur „medialen Aufmerksamkeit“ als Rezipient des
Frauenfußballs leisten und wenn es taktisch angepfiffen ist: Ruhig mal ein bisschen
länger nach dem Hinfallen liegen bleiben. Hauptsache, schön spielen und
hoch gewinnen!
Tagged Fußball
J u n i 2 0 1 1
posted : 01.07.2011
Verstehe, wer will. neubauer's posterous
Top drei.
Jede und Jeder hat da wohl ihr bzw.
sein persönliches Ranking. Zumal in
den jetzigen Zeiten, wo Fußball gucken
vermehrt dazu führt in den Pausen
entweder aufs Klo zu gehen oder
die Werbeunterbrechungen ansehen
zu müssen. Meine aktuelle Hassliste
variiert zwar immer, aber auf den vorderen
Plätzen gibt es seit geraumer
Zeit ein stabiles Trio.
Auf Platz eins steht unangefochten:
„Carglass® repariert oder ersetzt Fahr-
Wer ist hier vorne?
zeugglas an jedem PKW, egal um welches
Fahrzeug und welchen Hersteller es sich handelt. Und sie geben 30 Jahre
Garantie auf die Haltbarkeit der Reparatur und die Dichtigkeit der Scheibe bei
Neueinbau.“ Weil sie in der Werbung immer wieder vermitteln, dass bei dem
kleinsten Riss in der Scheibe ich mit meinem Fahrzeug bei ihnen aufschlagen soll
(oder sie kommen sogar zu mir!). Tests haben allerdings klar erwiesen, dass es
bei einem Riss trotz Hitze, Kälte, unebener Fahrbahn, hohe Geschwindigkeit nicht
zu einer Vergrößerung des Schadens kommt. Erst wenn ich einen Tennisball mit
mehr als 180 km/Std. genau auf den Riss dresche, dann wird der Riss größer. Ich
denke, dass dies in der Praxis relativ selten passiert. Also, gelassen bleiben und die
Scheibe bei Gelegenheit reparieren.
Der Geschmackserklärer liegt auf Platz zwei. Wow! Cool! Lagerfeld! Kann ich überhaupt
nicht finden, auch wenn er mal mit einer Kamera rumfummelt. Karl Lagerfeld
promotet die Marke VW. Die Story: Herr Lagerfeld steht mit Fotoapparat vor
zwei Modellen, deren Style ihm so imponiert, dass er sie auf den internationalen
Mode-Laufstegen sieht. Als er erfährt, dass es diese nur in Deutschland gibt, beharrt
er darauf, dass sie nach Paris gehörten. Die Botschaft wirkt dann auch noch
wie ein unpassend aufgesetztes Accessoire: „Style-Vorteil bis 3.200 Euro“. Da hätten
sie von VW das Geld für die Werbung sparen und gleich an die potentiellen
Kunden weitergeben können.
Auf Platz drei steht die „Apotheken-Umschau – Lesen, was gesund macht“. Von
der Häufigkeit der Werbeeinblendungen zu schließen, scheint der Werbeetat der
Apothekenverbände und der Pharmaindustrie unerschöpflich zu sein. Wie auch
die vierzehntägigen neuen Erkrankungen und Erklärungen wie ich mich schützen
kann zeigen. Und immer auf der Höhe der Zeit (sprich von der Salmonellen-Infektion,
vor der ich mich zu fürchten habe über die EHEC-Epidemie, hin zu meinen
Rückenproblemen und Prostatabeschwerden). Aber Krankheiten können so schön
bunt sein und ansehnlich gelayoutet. Lieber halbwegs gesund und schwarz-weiß.
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