03.01.2013 Aufrufe

Verstehe, wer will. neubauer's posterous - Manfred Neubauer

Verstehe, wer will. neubauer's posterous - Manfred Neubauer

Verstehe, wer will. neubauer's posterous - Manfred Neubauer

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

posted : 01.03.2011<br />

<strong>Verstehe</strong>, <strong>wer</strong> <strong>will</strong>. <strong>neubauer's</strong> <strong>posterous</strong><br />

Ohne Worte.<br />

BlackBerry 9000 11:22:59 MEZ, Berlin, Bendlerblock<br />

PERSÖNLICHE<br />

ERKLÄRUNG<br />

von Karl-Theodor zu Guttenberg,<br />

Dienstag, 1. März 2011<br />

um 12:11<br />

Grüß Gott, meine Damen und<br />

Herren. Ich habe in einem<br />

sehr freundschaftlichen Gespräch<br />

die Bundeskanzlerin<br />

informiert, dass ich mich von<br />

meinen politischen Ämtern<br />

zurückziehen <strong>wer</strong>de und um<br />

meine Entlassung gebeten.<br />

Es ist der schmerzlichste Schritt meines Lebens.<br />

Ich gehe ihn nicht allein wegen meiner so fehlerhaften Doktorarbeit – wiewohl ich<br />

verstehe, dass dies für große Teile der Wissenschaft ein Anlaß wäre.<br />

Der Grund liegt im Besonderen in der Frage, ob ich den höchsten Ansprüchen, die ich<br />

selbst an meine Verantwortung anlege, noch nachkommen kann. Ich trage bis zur Stunde<br />

Verantwortung in einem fordernden Amt. Verantwortung, die möglichst ungeteilte<br />

Konzentration und fehlerfreie Arbeit verlangt:<br />

Mit Blick auf die größte Bundeswehrreform in ihrer Geschichte, die ich angestoßen habe<br />

und mit Blick auf eine gestärkte Bundeswehr mit großartigen Truppen im Einsatz, die<br />

mir engstens ans Herz gewachsen sind.<br />

Wenn allerdings - wie in den letzten Wochen geschehen - die öffentliche und mediale<br />

Betrachtung fast ausschließlich auf die Person Guttenberg und seine Dissertation statt<br />

beispielsweise auf den Tod und die Verwundung von 13 Soldaten abzielt, so findet eine<br />

dramatische Verschiebung der Aufmerksamkeit zu Lasten der mir Anvertrauten statt.<br />

Unter umgekehrten Vorzeichen gilt Gleiches für den Umstand, dass wochenlang meine<br />

Maßnahmen bezüglich der Gorch Fock die weltbewegenden Ereignisse in Nordafrika zu<br />

überlagern schienen.<br />

Wenn es auf dem Rücken der Soldaten nur noch um meine Person gehen soll, kann ich<br />

dies nicht mehr verantworten.<br />

Und deswegen ziehe ich – da das Amt, die Bundeswehr, die Wissenschaft und auch die<br />

mich tragenden Parteien Schaden zu nehmen drohen - die Konsequenz, die ich auch von<br />

anderen verlangt habe und verlangt hätte.<br />

Ich habe, wie jeder andere auch, zu meinen Schwächen und Fehlern zu stehen. Zu großen<br />

und kleinen im politischen Handeln bis hin zum Schreiben meiner Doktorarbeit. Und<br />

mir war immer wichtig, diese vor der Öffentlichkeit nicht zu verbergen. Deswegen habe<br />

ich mich aufrichtig bei all jenen entschuldigt, die ich aufgrund meiner Fehler und Versäumnisse<br />

verletzt habe und wiederhole dies auch ausdrücklich heute.<br />

Manche mögen sich fragen, weshalb ich erst heute zurücktrete.<br />

Zunächst ein möglicherweise für manche unbefriedigender, aber allzu menschlicher<br />

Grund. Wohl niemand wird leicht, geschweige denn leichtfertig das Amt aufgeben wollen,<br />

an dem das ganze Herzblut hängt. Ein Amt, das Verantwortung für viele Menschen<br />

und deren Leben beinhaltet.<br />

Hinzu kommt der Umstand, dass ich mir für eine Entscheidung dieser Tragweite -<br />

jenseits der hohen medialen und oppositionellen Taktfrequenz - die gebotene Zeit zu<br />

m ä r z 2 0 1 1<br />

posted : 01.03.2011<br />

<strong>Verstehe</strong>, <strong>wer</strong> <strong>will</strong>. <strong>neubauer's</strong> <strong>posterous</strong><br />

Ohne Worte.<br />

nehmen hatte. Zumal Vorgänge in Rede stehen, die Jahre vor meiner Amtsübernahme<br />

lagen.<br />

Nachdem dieser Tage viel über Anstand diskutiert wurde, war es für mich gerade eine<br />

Frage des Anstandes zunächst die drei gefallenen Soldaten mit Würde zu Grabe zu<br />

tragen und nicht erneut ihr Gedenken durch Debatten über meine Person überlagern<br />

zu lassen. Es war auch ein Gebot der Verantwortung gegenüber diesen, ja gegenüber<br />

allen Soldaten.<br />

Und es gehört sich, ein weitgehend bestelltes Haus zu hinterlassen, weshalb letzte<br />

Woche noch einmal viel Kraft auf den nächsten, entscheidenden Reformschritt verwandt<br />

wurde, der nun von meinem Nachfolger bestens vorbereitet verabschiedet <strong>wer</strong>den<br />

kann. Das Konzept der Reform steht.<br />

Angesichts massiver Vorwürfe bezüglich meiner Glaubwürdigkeit ist es mir auch ein<br />

aufrichtiges Anliegen, mich an der Klärung der Fragen hinsichtlich meiner Dissertation<br />

zu beteiligen. Zum einen gegenüber der Universität Bayreuth, wo ich mit der Bitte um<br />

Rücknahme des Dr. Titels bereits Konsequenzen gezogen habe.<br />

Zum anderen habe ich zugleich Respekt vor all jenen, die die Vorgänge zudem strafrechtlich<br />

überprüft sehen wollen. Es würde daher nach meiner Überzeugung im öffentlichen<br />

wie in meinem eigenen Interesse liegen, wenn auch die staatsanwaltlichen<br />

Ermittlungen etwa bzgl. urheberrechtlicher Fragen nach Aufhebung der parlamentarischen<br />

Immunität - sollte dies noch erforderlich sein - zeitnah geführt <strong>wer</strong>den könnten.<br />

Die enorme Wucht der medialen Betrachtung meiner Person – zu der ich viel beigetragen<br />

habe – aber auch die Qualität der Auseinandersetzung bleiben nicht ohne Wirkung<br />

auf mich selbst und meine Familie.<br />

Es ist bekannt, dass die Mechanismen im politischen und medialen Geschäft zerstörerisch<br />

sein können. Wer sich für die Politik entscheidet, darf – wenn dem so ist – kein<br />

Mitleid erwarten. Das würde ich auch nicht in Anspruch nehmen. Ich darf auch nicht<br />

den „Respekt“ erwarten, mit dem Rücktrittsentscheidungen so häufig entgegengenommen<br />

<strong>wer</strong>den.<br />

Nun wird es vielleicht heißen, der Guttenberg ist den Kräften der Politik nicht gewachsen.<br />

Das mag sein oder nicht sein. Wenn ich es aber nur wäre, indem ich meinen Charakter<br />

veränderte, dann müsste ich gerade deswegen handeln.<br />

Ich danke von ganzem Herzen der großen Mehrheit der Deutschen Bevölkerung, den<br />

vielen Mitgliedern der Union, meinem Parteivorsitzenden und insbesondere den Soldatinnen<br />

und Soldaten, die mir bis heute den Rücken stärkten, als Bundesminister der<br />

Verteidigung nicht zurück zu treten.<br />

Ich danke besonders der Frau Bundeskanzlerin für alle erfahrene Unterstützung, ihr<br />

großes Vertrauen und Verständnis.<br />

Es ist mir aber nicht mehr möglich, den in mich gesetzten Erwartungen mit dem mir<br />

notwendigen Maß an Unabhängigkeit in der Verantwortung gerecht zu <strong>wer</strong>den.<br />

Insofern gebe ich meinen Gegnern gerne recht, dass ich tatsächlich nicht zum<br />

Selbstverteidigungs-, sondern zum Minister der Verteidigung berufen wurde.<br />

Abschließend ein Satz, der für einen Politiker ungewöhnlich sein mag:<br />

Ich war immer bereit zu kämpfen, aber ich habe die Grenzen meiner Kräfte<br />

erreicht. Vielen Dank.<br />

@: copy and paste<br />

Tagged Politik Psyche<br />

m ä r z 2 0 1 1

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!