"EINMAL FALKE - IMMER FALKE" - Falken Essen
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wurden. Im Themenspektrum überwogen allgemeinbildende<br />
bis naturwissenschaftliche Vorträge.<br />
Neben Einzelvorträgen, deren Besuch meist allen Arbeiterjugendlichen<br />
offen stand, umfasste das Bildungsangebot<br />
auch geschlechtsspezifische Veranstaltungen wie<br />
hauswirtschaftliche Kurse und vor allem Handarbeitsabende.<br />
Im Gegensatz zu den konfessionellen Jugendverbänden<br />
war jedoch ansonsten die Geschlechtertrennung in der<br />
Arbeiterjugendbewegung aufgehoben. Vor allem die ausgedehnten<br />
gemeinsamen Wanderungen bedeuteten für Jungen<br />
und Mädchen gleichermaßen einen Ausbruch aus den<br />
vielfach beengten häuslichen Verhältnissen. Der Verzicht<br />
auf die Geschlechtertrennung innerhalb der Arbeiterjugendbewegung<br />
wurde in der katholischen Lokalpresse<br />
immer wieder als amoralisch denunziert und zu antisozialdemokratischen<br />
Propagandazwecken missbraucht.<br />
Über den Anteil der Mädchen in der <strong>Essen</strong>er Arbeiterjugendbewegung<br />
vor 1914 gehen die Angaben weit auseinander.<br />
Während Karl Kuhn sich erinnerte, "dass der Anteil<br />
der Jungen und Mädel ziemlich gleich war", wies die<br />
Abonnentenstatistik der "Arbeiter-Jugend" für Rheinland/Westfalen<br />
im Jahre 1910 3848 männliche, aber nur<br />
495 weibliche Abonnenten aus. Da jedoch auch Nicht-<br />
Bezieher der "Arbeiter-Jugend" an den Veranstaltungen der<br />
Arbeiterjugendbewegung teilnehmen konnten, was in den<br />
Versammlungsaufrufen in der sozialdemokratischen<br />
Parteipresse meist ausdrücklich vermerkt wurde, erscheint<br />
die Abonnentenstatistik nur bedingt aussagekräftig.<br />
Das Reichsvereinsgesetz aus dem Jahre 1908, das allen<br />
Jugendlichen unter 18 Jahren die Mitgliedschaft in "politischen<br />
Vereinen" untersagte und in Kreisen der Arbeiterjugendbewegung<br />
auch "Sozialistengesetz gegen die Jungen"<br />
genannt wurde, gab den Polizeibehörden einen weiten<br />
Ermessensspielraum, Veranstaltungen entweder als<br />
"politisch" oder lose Organisationen wie den Abonnentenzirkel<br />
der Zeitschrift "Arbeiter-Jugend" als "Verein" zu<br />
deklarieren. Es erlaubte lediglich jugendpflegerische Aktivitäten<br />
im Rahmen der von Erwachsenen geleiteten<br />
Jugendkommissionen oder aber eigenständige, strikt unpolitische<br />
und auf Freizeitaktivitäten reduzierte Jugendvereine.<br />
Beide Organisationsformen wurden in <strong>Essen</strong><br />
praktiziert und von Heinrich Rabbich in Personalunion<br />
geleitet. Gleichwohl löste die <strong>Essen</strong>er Polizei Versammlungen<br />
der "Freien Arbeiterjugend" und der Jugendkommission<br />
auf und überwachte selbst Wanderungen und Museumsbesuche<br />
der Arbeiterjugendlichen. Allein 1913/14<br />
waren diesbezüglich 46 <strong>Essen</strong>er Polizeibeamte im Einsatz.<br />
Heinrich Rabbich und andere Mitglieder der Arbeiterjugendbewegung<br />
hatten sich mehrfach wegen angeblicher<br />
Übertretung des Reichsvereinsgesetzes gerichtlich zu verantworten<br />
und wurden in der Regel zu Geldstrafen verurteilt.<br />
Im Juni 1909 vermeldete die <strong>Essen</strong>er Arbeiterjugendbewegung<br />
erstmals größeren Zulauf von katholischen<br />
Jugendlichen, was den Arbeitersekretär Christian Kloft im<br />
Jahresbericht des katholischen Arbeitersekretariates 1909<br />
zu einer Tirade gegen den "modernen Zeitgeist" und die<br />
"Vergnügungssucht" der Jungkatholiken veranlasste, von<br />
denen sich nur 7 % im Alter von 15-21 Jahren in <strong>Essen</strong><br />
einer Jünglingskongregation angeschlossen hatten.<br />
Sowohl die sozialistische Arbeiterjugendbewegung, als<br />
auch die konfessionellen Jugendorganisationen sahen sich<br />
jedoch mit einer dritten Bewegung konfrontiert, die sich