"EINMAL FALKE - IMMER FALKE" - Falken Essen
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halb des Verbandes aktiv tägliche Arbeit leisteten und<br />
Funktionärsposten übernahmen. Die meisten Männer<br />
waren in Kriegsgefangenschaft oder tot. Daher war es<br />
nicht verwunderlich, dass in dieser Zeit sozialpflegerische<br />
Aktivitäten, meist zusammen mit der AWO, angeboten<br />
wurden. So organisierten <strong>Falken</strong> zusammen mit<br />
der Arbeiterwohlfahrt 29 Weihnachtsfeiern mit 7000 zu<br />
beschenkenden Kindern. Schon ab 1946 fanden die<br />
ersten Ferienfreizeiten und Zeltlager an der nahen Ruhr<br />
statt, sicherlich auch mit der Absicht, dem tristen Alltag<br />
für ein paar Tage entfliehen zu können.<br />
Der große Zuspruch zu den <strong>Falken</strong> zu dieser Zeit<br />
erklärt sich nicht nur aus dem pragmatischen Arbeitsansatz<br />
und der frühen Organisierung, sondern auch<br />
dadurch, dass man eine der wenigen Organisationen war,<br />
die nicht durch den Nationalsozialismus korrumpiert<br />
worden war. Ende 1947 hatten die <strong>Falken</strong> 37 feste<br />
Kindergruppen und zehn im Aufbau, wobei eine Gruppe<br />
40 bis 50 Mitglieder aufwies. Grundsätze der Arbeit wurden<br />
aus der Tradition von Weimar übernommen, die teilweise<br />
heute noch zentrale Bedeutung innehaben: die<br />
Mitbestimmung im Zeltlager, Koedukation, aber auch<br />
eine ablehnende Haltung zu Alkohol- und<br />
Tabakkonsum.<br />
Aufgrund der Gelder aus dem Marshallplan, der<br />
Währungsreform und des damit ansteigenden Wohlstands<br />
mit neuen Angeboten wie Kino, Tanzlokalen usw.<br />
verloren die Angebote der <strong>Falken</strong> an Attraktivität und<br />
der Verband erlebte einen quantitativen Einbruch, so<br />
dass Ende 1951 nur noch elf Kindergruppen existierten.<br />
Ein besonderes Bedürfnis nach der jahrelangen<br />
Isolation war es, internationale Kontakte zu knüpfen, die<br />
mit Begegnungen im skandinavischen Raum begannen.<br />
Gerade die Erfahrung des Zweiten Weltkrieges ließ es<br />
der Mitgliedschaft als besonders wichtig erscheinen,<br />
durch Jugendbegegnungen internationale Völkerfreundschaft<br />
entstehen zu lassen.<br />
1951 machte die Bundesorganisation den Schritt von<br />
der Bewegung zum Verband, nannte sich nun "Sozialistische<br />
Jugend Deutschlands - Die <strong>Falken</strong>" und formulierte<br />
neben der formalen auch die politische Selbständigkeit.<br />
Trotzdem hielt man an den tradierten Arbeitsformen<br />
und am engen Verhältnis zur "Mutterpartei" SPD<br />
fest. Dieses Verhältnis machte sich aber durchaus<br />
"bezahlt", so organisierte die SPD den ersten Sekretär<br />
und das Büro der <strong>Falken</strong> und man hatte durch entsprechende<br />
Gremienarbeit auf städtischer Ebene einen größeren<br />
Einfluss auf die Jugendpolitik, als es der<br />
Mitgliederstärke entsprach.<br />
Die <strong>Falken</strong> waren personell fest verankert in der sozialdemokratischen<br />
Bewegung mit SPD, AWO und Gewerkschaften<br />
und unterstützten die SPD in Wahlkämpfen,<br />
dafür wurden sie sicherlich auch massiv unterstützt,<br />
als es um die Idee ging, eigene Heime zu errichten. 1949<br />
wurde der Blücherturm als erstes "<strong>Falken</strong>heim" von der<br />
Stadt übernommen, 1952 mit dem Gebäude an der<br />
Wattenscheider Straße begonnen, das am 1. Januar 1955<br />
in Betrieb genommen wurde. Als weiterer Meilenstein<br />
dieser Gründerjahre ist die Gründung des Bauvereins<br />
Jugendheimbau e.V. im Jahre 1953 festzuhalten, der fortan<br />
für Dach, Fach und Vermögen der <strong>Falken</strong>häuser<br />
Verantwortung übernahm.<br />
Die Interviews und Gespräche mit den noch lebenden<br />
Zeitzeugen waren äußerst spannend. Für die jungen<br />
<strong>Falken</strong> ist es kaum vorstellbar, unter welchen Bedingungen<br />
damals Pionierarbeit geleistet wurde, um für spätere<br />
<strong>Falken</strong>generationen die notwendigen Grundlagen zu<br />
schaffen, sich dem Kampf für eine sozialistische Gesellschaft<br />
überhaupt stellen zu können. Darin liegt die<br />
unnachahmliche und höchst anerkennenswerte Leistung<br />
der <strong>Falken</strong> der ersten Jahre.<br />
<strong>EINMAL</strong> <strong>FALKE</strong> - <strong>IMMER</strong> <strong>FALKE</strong> 23