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Urheberrecht in digitalisierter Wissenschaft und Lehre - TIB

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Dr. Wolfgang Pichler<br />

Fehler auszumerzen, die <strong>in</strong> den Manuskripten dr<strong>in</strong>nen stecken, <strong>und</strong> diese Fehler s<strong>in</strong>d oft<br />

überraschend <strong>und</strong> oft frustrierend. Dort, wo der Autor oder die Autor<strong>in</strong> ihren ureigenen engen<br />

Wirkungsbereich verlässt, wird es gefährlich. Wir betrachten es als unsere Aufgabe diese Fehler<br />

auszumerzen, damit die Rezipienten richtige Informationen zur Verfügung gestellt bekommen,<br />

auf die sie sich verlassen können. Aber diese Leistung kostet leider Geld, sie kostet ebenso<br />

Geld wie die Auswahl – ich habe e<strong>in</strong>mal gehört von Spr<strong>in</strong>ger-Zeitschriften mit 80 %<br />

Ablehnungsquote –, <strong>und</strong> sie kostet dies ebenso Geld wie die Veredelung von public-sector<strong>in</strong>formation,<br />

wie der Aufbau von großen Recherche- <strong>und</strong> Volltextdatenbanken.<br />

Dritte These: Ich gehe davon aus, dass das universitäre Publizieren <strong>in</strong> den nächsten 5, 10 Jahren<br />

rückläufig se<strong>in</strong> wird, <strong>und</strong> zwar aus zwei Gründen. Erstens spüren wir <strong>in</strong> Österreich e<strong>in</strong>e massive<br />

Personalknappheit an den Universitäten, <strong>und</strong> die universitären Karrieren werden auch durch<br />

gesetzliche Maßnahmen immer unattraktiver für Assistenten. Die Karrierelaufbahn wird immer<br />

schwerer berechenbar, die Professoren haben dadurch weniger <strong>und</strong> vielleicht auch weniger<br />

qualifizierte Assistenten, <strong>und</strong> viele, mit denen wir sprechen, sagen, dass sie davon ausgehen, <strong>in</strong><br />

Zukunft aus diesem Gr<strong>und</strong> weniger publizieren zu können. Das ist nichts, was jetzt von heute auf<br />

morgen e<strong>in</strong>tritt, aber e<strong>in</strong> schleichender Prozess. Ich b<strong>in</strong> aber ebenso davon überzeugt, dass openaccess-Bestrebungen<br />

jedenfalls <strong>in</strong> der Juristerei – <strong>und</strong> nur über diese kann ich bitte sprechen <strong>und</strong><br />

spreche ich heute – dazu führen werden, dass weniger publiziert wird, weil, auch wenn man es<br />

manchmal nicht nachvollziehen kann, allen Autor<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Autoren die Honorare e<strong>in</strong> <strong>in</strong>neres<br />

Anliegen s<strong>in</strong>d. Das ist <strong>in</strong> den Köpfen <strong>und</strong> <strong>in</strong> den Bäuchen dr<strong>in</strong>nen, <strong>und</strong> so lange sich das nicht<br />

ändert, wird open-access nicht dazu führen, dass mehr <strong>und</strong> besser publiziert wird – im Gegenteil!<br />

Wo ich dem Gesagten gerne zustimme, ist – ich glaube es war Herr Prof. Hoeren – das Thema<br />

Studienliteratur. Für uns ist der Lehrbuchmarkt historisch e<strong>in</strong> wichtiger Markt. Wir gehen davon<br />

aus, dass dieser peu á peu wegbrechen wird, dass immer mehr Studienliteratur für spezielle<br />

Universitätsstandorte geschrieben wird <strong>und</strong> nicht mehr über Verlage verlegt werden wird, auch<br />

nicht über Universitätsverlage übrigens, sondern über das Netz angeboten wird – gratis – das ist<br />

e<strong>in</strong> unausweichlicher Prozess. Ich gehe auch davon aus, dass Diplomarbeiten, Dissertationen <strong>und</strong><br />

Habilitationen künftig nicht gedruckt, sondern onl<strong>in</strong>e publiziert werden, ebenso Tagungsbände<br />

von wissenschaftlichen Tagungen. E<strong>in</strong>schränkung: Sofern die Autoren mitspielen. Wir als Verlag<br />

fördern diese Entwicklungen sogar seit Jahren, wir haben das auf CD-ROM probiert, wir haben<br />

jetzt e<strong>in</strong>e eigene Datenbank http://www.manzwissenschaft.at geschaffen, die dazu führen soll,<br />

dass diese hochwissenschaftlichen Arbeiten auch über die Rechtsdatenbank, die es <strong>in</strong> Österreich<br />

gibt als s<strong>in</strong>gle-sign-on-Stelle, gef<strong>und</strong>en werden, aber die Akzeptanz ist schlecht. Alle Autor<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Autoren wollen nach wie vor e<strong>in</strong> gedrucktes Buch. Und letzte These – ich hätte noch viele –,<br />

um e<strong>in</strong> ordentliches gedrucktes Buch zu produzieren, um e<strong>in</strong>e ordentliche, verlässliche,<br />

kontrollierte, sichere, nämlich versionssichere elektronische Fassung zu produzieren, für beides<br />

brauchen Sie auch <strong>in</strong> Zukunft Fachleute, die das gelernt haben <strong>und</strong> die das können. Gewiss, diese<br />

Fachleute oder diese E<strong>in</strong>richtungen müssen nicht „Verlag“ heißen, die können sonstwie heißen,<br />

aber wenn sie denn sonstwie heißen sollen, dann bedeutet das, dass mit hohen öffentlichen Mitteln<br />

das Rad neu erf<strong>und</strong>en wird. Ich garantiere Ihnen, herauskommen wird am Ende des Tages nicht<br />

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