Urheberrecht in digitalisierter Wissenschaft und Lehre - TIB
Urheberrecht in digitalisierter Wissenschaft und Lehre - TIB
Urheberrecht in digitalisierter Wissenschaft und Lehre - TIB
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Dr. Andreas Degkwitz<br />
Dr. Andreas Degkwitz<br />
Leiter des Informations-, Kommunikations- <strong>und</strong> Medienzentrums (IKMZ) der<br />
Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus<br />
Berl<strong>in</strong>er <strong>und</strong> Gött<strong>in</strong>ger Erklärung: Empfiehlt sich für die Universität<br />
Hannover e<strong>in</strong>e Unterschrift?<br />
für Professor Dr. phil. Dr. h.c. Elmar Mittler<br />
1. H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
Wissenstransfer erweist sich für Hochschulen <strong>und</strong> Universitäten als Schlüsselfaktor, steht <strong>in</strong><br />
unmittelbarem Zusammenhang mit der wissenschaftlichen Informationsversorgung <strong>und</strong> unterliegt<br />
tief greifenden Veränderungen durch elektronische Medien <strong>und</strong> Internet. Die traditionelle<br />
Publikationspraxis kann Wissenstransfer <strong>und</strong> Informationsversorgung mit elektronischen Medien<br />
bee<strong>in</strong>trächtigen, weil sie auf e<strong>in</strong>er Wertschöpfungskette beruht, der Produktionsverfahren für<br />
gedruckte Publikationen zugr<strong>und</strong>e liegen. Dies hat e<strong>in</strong>e Rollenverteilung <strong>in</strong> der<br />
Wertschöpfungskette zur Folge, durch die Autoren ihre Verbreitungs- <strong>und</strong> Verwertungsrechten<br />
(als Bestandteile ihres <strong>Urheberrecht</strong>s) an Verlage abtreten, die den Herstellungs- <strong>und</strong><br />
Verbreitungsprozess für Monographien <strong>und</strong> Zeitschriften übernehmen <strong>und</strong> damit das<br />
wirtschaftliche Risiko für den Verkauf dieser Produkte tragen.<br />
Mit dieser Rollenverteilung verb<strong>in</strong>den sich vor allem dann gute Voraussetzungen für Gew<strong>in</strong>n- <strong>und</strong><br />
Umsatzmaximierung durch Preissteigerungen, wenn das Produktportfolio e<strong>in</strong>en<br />
marktbeherrschenden Monopolcharakter hat. Insbesondere bei Zeitschriften der<br />
naturwissenschaftlichen, technologieorientierten <strong>und</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Fachgebiete hat sich diese<br />
Entwicklung seit langem e<strong>in</strong>gestellt. Die Folge ist e<strong>in</strong> – aufgr<strong>und</strong> hoher Abonnementkosten –<br />
e<strong>in</strong>geschränkter Zugang (‚restricted access‘) sowie e<strong>in</strong>e fast ausschließlich kommerziell<br />
getriebenes Distributions- <strong>und</strong> Marktverhalten. Diese Situation hat sich auch nicht durch<br />
Konsortiallizenzen verändert. Denn Konsortien haben zwar bei Datenbanken durch z. T.<br />
erhebliche Rabattierung, bei elektronischen Zeitschriften vor allem über die ‚Cross Access‘-<br />
Option die Wirtschaftlichkeit der Nutzung deutlich gesteigert. Doch können sie<br />
Marktkonzentrationen nicht entgegenwirken <strong>und</strong> Preissteigerungen nur sehr bed<strong>in</strong>gt aufhalten.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus kann die mit Konsortialabschlüssen verb<strong>und</strong>ene Mittelb<strong>in</strong>dung teilweise zu Lasten<br />
der Fachgebiete gehen, die von solchen Verträgen nicht erfasst s<strong>in</strong>d.<br />
2. UHRG-Entwicklung<br />
<strong>Urheberrecht</strong>sgesetze bieten die rechtlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, um die Rechte von Autoren<br />
<strong>und</strong> Verwertern vor missbräuchlicher Nutzung zu schützen. Wesentlich dabei ist e<strong>in</strong> tragfähiger<br />
Ausgleich zwischen den Interessen von Autoren <strong>und</strong> Verwertern e<strong>in</strong>erseits sowie Nutzern <strong>und</strong><br />
75