Diplomarbeit - Schalldichter
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4.7 Das Ohr nicht ohne das Auge. Das Auge nicht ohne das Ohr.<br />
„Wir haben keine Alternative zwischen dem Ohr und dem Auge. Das Ziel<br />
bleibt die Demokratie der Sinne. Diese ist durch die Dominanz des<br />
Sehsinnes verloren gegangen.<br />
Es ist überhaupt auffälliger: Sehende Menschen diskutieren mit sehr viel<br />
heftigerer Aggressivität als vorrangig hörende; die letzteren sind „stiller“,<br />
nachdenklicher, wartender, abwägender, sind in der Balance, die im Ohr<br />
nistet.<br />
Es kommt nicht darauf an, den Sehsinn zu unterdrücken – wie<br />
jahrhundertelang der Hörsinn unterdrückt war -, sondern es kommt darauf<br />
an, die Möglichkeiten des Ohres und des Hörens endlich in gleichem Maße<br />
auszuloten, zu entwickeln und zu kultivieren, in dem das Potenzial des<br />
Sehens ohnehin seit Jahrhunderten in unserer Kultur entwickelt wurde – bis<br />
hin zu seiner Hypertrophie in der Fernsehkultur. Als vorrangig sehende<br />
Menschen sind wir in die Krise gelangt, in der wir heute stecken.<br />
Nicht nur spirituelle Menschen, auch Futurologen und Physiker sagen: Es<br />
gibt keinen plausibleren, „natürlicheren“ Weg zu einem neuen Bewusstsein,<br />
als uns endlich das Ohr und das Hören in dem Maße zu erschließen, in dem<br />
das Auge das Sehen in unserer Kultur ohnehin schon erschlossen sind.<br />
Seit Newton und Descartes haben wir in einer Kultur der Überbetonung des<br />
Auges gelebt. Jetzt ist es an der Zeit, daß wir einmal ein paar Generationen<br />
lang das Ohr überbetonen. Vielleicht werden wir dann am Ende die<br />
„Demokratie unserer Sinne“ gewinnen.“<br />
JEB S. 59fff<br />
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