Seelenpflege 2016-3-4 Spezial

indio-, afrikanischen und europäischen Elementen (und
neuerdings auch aus der orientalischen Kultur). Aber
diese Entwicklung muss gefördert werden.
Anthroposophie kann diesen Prozess der Neuschaffung unterstützen
und die natürliche Kreativität und Offenheit nicht
verflachen lassen. Sie kann ein Bewusstsein dafür schaffen,
dem inflationären Gebrauch von Fernsehen und Medien
etwas Schöpferisches entgegenzusetzen und eine Balance
zu den massiven westlichen Einflüssen herzustellen:
Eurythmieaufführungen in öffentlichen Schulen, anthroposophisch
erweiterte Medizin im öffentlichen Gesundheitssystem,
heilpädagogische Ansätze in Tageskliniken,
Waldorfpädagogik und Heilpädagogik für Favelakinder,
Lehrerseminare für Erzieher aus öffentlichen Kindertagesstätten,
biologische Ernährung als Schulspeise in
Regelschulen, Studiengruppen über Lebensfragen für
Menschen mit wenig Schulbildung und vieles mehr. Ein
schöner Anfang besteht schon!
Abschliessen möchte ich mit einem Bild aus einer Legende
der Guaraniindios, dem Bild der vier Rassen, die sich im
Laufe der Weltschöpfung herausgebildet haben und die sich
laut Prophezeiung in das fünfte Volk verwandeln werden:
«Ihr alle seid Samen eines gleichen Waldes, der seine
Wurzeln im gleichen Boden hat und vom gleichen Hauch
und demselben Himmelslicht ernährt wird. Ihr habt euch
nicht getroffen um zu streiten, sondern um euch zu lieben,
um eure Erfahrungen auszutauschen, eure Lebenswege
und eure Weisheit. Und wenn ihr die Weisheit der
roten Samen, der gelben Samen, der schwarzen Samen
und der weissen Samen ausgetauscht habt, wird ein
neues Volk geboren werden: das goldene Volk. Dieses
Volk wird aus der Verbindung der vier Samenarten erwachsen.
Pflanzen wir diesen Traum in die Erde, damit
er aufblühe». (siehe www.pindorama.art.br)
Dass dieser Traum Wirklichkeit werde, dazu kann die Anthroposophie
viel beitragen.
Zeitschrift Seelenpflege Spezial / 2016
Ute Craemer lebt seit vierzig Jahren in
Brasilien. Sie ist die Begründerin der
weltweit bekannten Sozialarbeit in der
Favela Monte Azul in São Paolo und Initiatorin
der Aliança pela Infanciã (Alliance
for Childhood), einem internationalen
Netzwerk zur Verbesserung der Lebensbedingungen
von Kindern und Jugendlichen.
Literatur
W. A. de Moraes (2014): Alma Brasileira: Alma Sul Americana.
Antropogeografia oculta. Barany Novo Seculo, São Paulo.
Work in the Favelas
by Ute Craemer
Consider what we have: prison and torture,
Blindness and paralysis, death in many forms,
the bodiless pain and the
Fear that is life.
The earth collects the sighs from many mouths
And consternation inhabits the eyes of those you love.
Everything that happens, concerns you.
Guenter Gleich
Introduction
Monte Azul is a social organization that has provided
care in various Brazilian favelas for the last forty years,
developing programmes covering education, healthcare,
training, culture, environment protection, curative
education, social therapy and biodynamic farming, as
well as prenatal care and midwifery. With its Waldorf
schools, day-care centres, music school, birthing centre,
workshops and day-centres for curative education
and social therapy Monte Azul now reaches around
15,000 people, its family health programme serving almost
300,000. Monte Azul finds its inspiration in anthroposophy
and offers communal living and working
to people from the fringes of São Paulo.
Brazil: I – We – the favelas
How do these centres relate to one another? This is a
question I would like to address based on my experience
with the favela network in São Paulo, a twentymillion
megalopolis in a country that has only quite
recently left behind the shackles of European colonialism
and slavery.
Let me draw a picture for you: São Paulo is a juggernaut
of concrete, glass and plastic, of hyper-modern
office blocks and unceasing traffic. Motorbikes slalomrace
through the roads, masses of workers sit on overfilled
buses, mansion districts spread out next to the
favelas, adjacent to sky scrapers that have their own
swimming pools and helipads on the roof, homeless
people live in subways, and the whole lot is covered by
a pall of dust, soot and exhaust fumes ...
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